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0403 - Nachts, als die Mörder kamen

0403 - Nachts, als die Mörder kamen

Titel: 0403 - Nachts, als die Mörder kamen Kostenlos Bücher Online Lesen
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Telefon, ich werde gleich wieder hier sein. Aber öffnen Sie niemandem die Tür! Niemandem! Verstehen Sie!«
    »Ja, ich verstehe!«
    »Wer immer auch kommen mag, die Tür bleibt geschlossen. Nur mir dürfen Sie aufmachen. Ich werde dreimal leise klopfen. Falls unten die Tür geschlossen ist, läute ich dreimal.«
    »Was soll ich tun?«
    »Hier bleiben! Warten! Ich komme ja gleich wieder, aber gehen Sie nicht ans Fenster. Vielleicht wird das Haus von einer anderen Straße aus mit dem Fernglas beobachtet! Lassen Sie die Vorhänge geschlossen.«
    Sie nickte.
    Ich ging zur Tür und drehte mich noch einmal um: »Also, keipem Menschen aufmachen, ja?«
    ***
    Als ich auf die Straße kam, war es noch immer so dunkel wie vorher. Ich sah auf die Leuchtziffern meiner Armbanduhr. Es war keine halbe Stunde vergangen. Mir schien es, als müsste die Nacht gleich vorbei sein. Aber ich wusste, dass sie noch lange dauern würde.
    Ich lief um ein paar Ecken, bis ich wieder zur Eagle Avenue kam. Ich musste mich irgendwie mit Phil in Verbindung setzen. Wenn irgend möglich, musste ich meine Rolle noch beibehalten. Ich musste als Stan Harper herausfinden, wer Hardy Boone erschossen hatte.
    Der Haupteingang des Golden Lion lag leer und verlassen da. Ich zögerte eine Sekunde, dann huschte ich hinein. Plötzlich erinnerte ich mich wieder an die Schritte, die wir vorhin gehört hatten, als wir über die Treppe fliehen wollten. Oder waren es andere Geräusche gewesen? Hatten wir uns geirrt? Ich sah nach dem Fensterchen, hinter dem die Wohnung des Alten lag. Alles war dunkel. Lautlos huschte ich die Treppe 52 hinauf. Der Gang vor meinem Zimmer war leer.
    Ich schlich an der Wand entlang zu meiner Zimmertür und erstarrte. Mein Zimmer war leer.
    Harry Boone war verschwunden. Nichts, aber auch nichts deutete darauf hin, dass vor Kurzem noch ein Toter hier gelegen hatte.
    Ich schloss die Tür hinter mir, setzte mich aufs Bett und steckte mir eine Zigarette an. Meine Gedanken arbeiteten fieberhaft, aber ich konnte zu keinem Ergebnis kommen.
    Ich nahm ein Blatt Papier, schrieb, was passiert war, und steckte das Blatt in einen Umschlag. Ich nahm einen Bleistift mit, um die Adresse erst im letzten Moment zu schreiben. Ich frankierte das Kuvert. Dann lief ich los. Das Haus schlief immer noch.
    Ich sah mich auf der Straße kurz um, konnte aber nichts entdecken. Ich holte tief Luft und sauste los.
    Geradeaus bis zur Westchester Avenue und dann links bis zur U-Bahn-Haltestelle Brook Avenue. Von Zeit zu Zeit sah ich mich um, aber niemand folgte mir. Trotzdem kam ich mir irgendwie beobachtet vor. Auf der U-Bahn-Station sah ich mir den Fahrplan an. Die nächste Sub war die Frühbahn um 4 Uhr morgens.
    Ich hatte noch gut fünfzehn Minuten Zeit. Langsam schlenderte ich zur Toilette und schloss mich ein.
    Ich wartete zehn Minuten, dann öffnete ich kurz die Tür, um hinauszusehen. Es schien niemand da zu sein.
    Ich schloss die Tür wieder und schrieb die Deckadresse auf den Umschlag. Es war die Adresse, die wir mit Mr. High verabredet hatten, und an der jederzeit ein Kollege auf Post wartete. Morgen früh würde mein Brief in Phils Händen sein.
    Zwei Minuten vor Abfahrt der Bahn schloss ich die Tür auf und schlenderte über den Bahnsteig. Außer mir waren jetzt noch knapp ein halbes Dutzend Männer da.
    Ich stellte mich dicht an die Schienen.
    Der Zug donnerte herein.
    Als er an mir entlangfuhr und langsamer wurde, glitt meine Hand in die Jacke und fasste den Brief.
    An jedem U-Bahn-Zug befinden sich zwei Briefkästen, die stündlich geleert werden. Und zwär jeweils an den Endhaltestellen oder an den Hauptknotenpunkten.
    Als die Metallklappe an mir vorüberglitt, schnellte meine Hand mit dem Brief nach vorn, und der Brief war verschwunden.
    Ich stieg in den nun haltenden Zug. Er ruckte an und setzte sich wieder in Bewegung. Ich beugte mich aus dem Fenster, aber niemand sprang nachträglich auf.
    An der Haltestelle der 156. Straße stieg ich wieder aus.
    ***
    Als ich vor dem roten Backsteinhaus in der Kelly Street ankam, packte mich plötzlich eine unerklärliche Unruhe. Alles war wie vorher. Trotzdem schien mir etwas verändert.
    Ich konnte mir zuerst nicht erklären, was es war, aber dann merkte ich es.
    Das Blut schien mir in den Adern zu gefrieren.
    Das Fenster von Zillah Spokanes Wohnung war erleuchtet. Die Vorhänge waren zur Seite gezogen.
    Ich sah die Straße hinauf und hinunter. Sie war völlig leer. Ich sah wieder zu dem Fenster hinauf. Ich hatte

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