0403 - Nachts, als die Mörder kamen
sie.
»Am besten wäre ein Kaffee«, grinste ich.
***
Ein neuer Tag hatte begonnen.
Auf der Straße war es kalt und klar.
Diesmal war ich einer der Ersten in der Garage.
Monty Hammer wurde gerade von Doug Whing abgefertigt. Ich hörte schon auf der Auffahrt, wie sie sich anpflaumten. Als sie mich sahen, verstummten sie. Monty starrte mir feindselig entgegen. Doug kicherte verlegen.
»Guten Morgen«, sagte ich.
Monty wandte sich ab und begann, die Scheibe seines Wagens zu putzen.
»Was ist denn los?«, fragte ich.
Doug hob die Schultern und sah entschuldigend zu Monty Hammer hin.
»Ihm ist eine Laus über die Leber gelaufen«, sagte er leise.
Monty drehte sich langsam um und baute sich vor mir auf.
»So siehst du also aus. Und ich habe dir noch geholfen. Ich habe gedacht: Einmal ein anständiger Kerl in diesem Sauhaufen!« Er spuckte vor mir auf den Boden und setzte sich in sein Auto.
Ich sah ihn schweigend an.
Seine kräftigen Hände rissen das Steuer herum und legten den Gang ein. Er warf mir noch einen Blick zu. Der Blick war kalt und voller Verachtung.
Als der Wagen mit quietschenden Bremsen die Auffahrt hinunterpreschte, wandte ich mich an den Dicken: »Was hat er?«
»Du bist heute eine große Nummer, Stan!«
»Also los, was gibt es?«
»Na ja, du darfst es den Jungs nicht übel nehmen. Im Grunde bewundern sie dich ja, obwohl ich es, ehrlich gesagt, nicht von dir glaube. Aber ich bin ja nur der alte Doug!«
»Los, rede schon, was gibt es!«
»Hast du die Zeitung noch nicht gelesen?«, fragte er, und sein rundes Gesicht rötete sich vor Aufregung.
Er zog eine zerknüllte Morgenausgabe hinter seinem Overall-Latz hervor und reichte sie mir aufgeschlagen.
Ich begann zu lesen:
Rätselhafter Mord in der Bronx.
Heute in den frühen Morgenstunden wurde ein junger Mann ermordet zwischen den stillgelegten Gleisanlagen der Port-Morris-Station gefunden. Die Papiere, die der Tote bei sich trug, wiesen ihn als Hardy Boone, Taxifahrer, aus. Er wurde mit einer Kleinkaliber-Pistole erschossen. Die Spuren beweisen, dass der Mann zuerst an einem anderen Ort gelegen haben muss; sein Mörder hat ihn erst nach der Tat an den Bahnhof gebracht.
Ich las nicht weiter. Doug nahm mir die Zeitung wieder aus der Hand: »Das ist natürlich bedauerlich für den guten Hardy; aber so, wie er es getrieben hat. Es musste ja eines Tages so kommen!«
»Aber warum hat Monty mich denn so dumm angesehen?«
»Monty Hammer ist eben ein Mensch ohne Humor!« Doug klopfte mir gutmütig auf die Schulter und machte sich daran, den Tank meines Wagens zu füllen. »Aber mach dir nichts daraus. Mir ist es egal.«
»Also vielleicht rückst du jetzt mal mit der Sprache raus!«, sagte ich unwillig und trat hinter Doug.
Doug beugte sich zurück und flüsterte: »Der kleine Huff und der große Tyler Logan waren heute als Erste hier. Sie hatten es furchtbar eilig. Sie haben überall erzählt, dass du mit Hardy gestern Streit hattest und dass du eine Kleinkaliber-Pistole hast, und dass Hardy gestern Abend los ist, um sich mit dir anzulegen. Und der Port-Morris-Bahnhof ist ja nur zwei Minuten von deiner Pension entfernt. So haben sie geredet, aber ich habe nicht darauf gehört, ich werde auch nichts sagen, wenn die Polypen hier aufkreuzen!«
»Ich habe mit der Sache nichts zu tun«, sagte ich. Doug wischte mit dem Lappen meinen Ölstab ab und kontrollierte den Ölstand.
»Natürlich nicht, glaubt ja auch keiner im Ernst«, sagte er und sah mich dabei nicht an.
Die Glastür von Tuchers Büro flog auf, und die alte Albright kam herausgeschossen. Sie keifte quer über den Hof: »Ist da etwas dran? In der Morgenausgabe steht, dass dieser dämliche Hardy Boone sich hat erschießen lassen! So ein Dummkopf! Jetzt haben wir bald wieder die Polizei im Haus!«
Dann kam hinter ihr Putnam Tucher aus dem Büro und hielt sie am Arm fest: »Tante, komm doch, was ist denn los?« Er zog sie wieder in das Büro und kam dann mit langen Schritten auf Doug und mich zu. Er blieb vor mir stehen und sah mich lange an. Seine dünnen Haare waren zerzaust wie bei einem Baby, aber seine sonst so trüben hellen Augen sahen heute erstaunlich hart und zielbewusst aus.
»Haben Sie die Zeitung schon gelesen?«, fragte er Doug Whing, aber ich merkte, dass er dabei mich meinte.
Doug holte seine Zeitung wieder hervor und wedelte sie durch die Luft.
»Der arme Boone. Der gute alte Hardy Boone«, säuselte er dabei und sah Putnam Tucher von unten an. Tucher musterte
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