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0404 - Tod im Schlangensumpf

0404 - Tod im Schlangensumpf

Titel: 0404 - Tod im Schlangensumpf
Autoren: Werner Kurt Giesa
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Rand des Airports befand sich eine zweimotorige Cessna älteren Baujahrs, die seiner Firma gehörte. Den Piloten holte er telefonisch aus seiner Bereitschaft und klärte, noch während er unterwegs zum Flughafen war, die Starterlaubnis ab.
    Eine halbe Stunde später jagte die Cessna bereits über das Rollfeld, hob ab und machte sich auf den Weg nach Baton Rouge.
    Tendyke war sicher, daß eine dämonische Kraft hinter dem Phänomen steckte. Er hoffte, daß Wang Lee – und mit ihm möglichst auch die anderen Passagiere – den Absturz irgendwie überlebt hatten. Vielleicht war ja ein Wunder geschehen. Und wenn sie noch lebten, dann konnte er vielleicht noch etwas für sie tun…
    ***
    Wang Lee Chan zwang sich, ruhig zu bleiben, während um ihn herum die Menschen in Panik verfielen. Sie drängten sich zum Ausstieg, der inzwischen geöffnet worden war, schlugen aufeinander ein, einer riß und stieß den anderen zurück. Jeder wollte zuerst ins Freie gelangen, fort von der brennenden Maschine, in der jeden Moment eine Explosion stattfinden konnte.
    Der Mongole blieb zurück. Er hielt auch seine Gefährtin fest, die ebenfalls in die allgemeine Panik verfallen wollte.
    Sicher, auch Wang Lee hatte Angst vor dem Sterben. Aber schlimmer war die Angst gewesen, als das Flugzeug sich noch in der Luft befand, als es abstürzte… Luft hat keine Balken. Jetzt aber befanden sie sich wieder auf dem Erdboden, und da setzte der kühle, rechnerische Verstand des einstigen Stammesfürsten wieder ein.
    Sein Schwert befand sich im Laderaum… unerreichbar. Es war kein Durchkommen möglich. Die panische Menschenmenge befand sich zwischen Wang und der Frachtraumtür. Abgesehen davon würde er wahrscheinlich keine Zeit mehr haben, in den verrutschten und mit Sicherheit beschädigten Gepäckstücken und Frachtkisten nach seinem Schwert zu suchen.
    Es ging ums Überleben…
    Er starrte das runde Fenster neben der Sitzreihe an. Es war groß genug, sich hindurchzuzwängen… und es war recht stabil. Immerhin mußte es in größeren Flughöhen erhebliche Druckunterschiede aushalten.
    Wang Lee trat ein paar Schritte zurück. Er konzentrierte sich auf sein Vorhaben. Plötzlich schnellte er mit einem Kampfschrie hoch, drehte sich in der Luft und traf mit beiden Füßen die Scheibe.
    Er prallte zurück.
    Aber die Scheibe zerbarst, Splitter flogen nach draußen.
    Wang griff nach irgend einem Handgepäckstück, das jemand in seiner Panik zurückgelassen hatte, und schlug die Randsplitter weg. Andere Menschen waren auf sein Tun aufmerksam geworden, auch die Cockpit-Crew. Der Flugkapitän humpelte heran. Wang sah, daß sein Bein verletzt sein mußte.
    »Sie haben wohl Nerven aus Stahl, Sir, wie?« murmelte Captain Straker anerkennend. »Während die anderen sich an der Tür gegenseitig totschlagen…«
    »Helfen Sie uns«, sagte Wang. »Ich klettere zuerst hinaus. Dann helfen Sie meiner Begleiterin. Anschließend ist Platz für Sie…«
    »Es geht tief runter«, warnte der Pilot. »Vier Meter… schätze ich.«
    Wang winkte ab. Er zwängte sich bereits durch das Fenster, ohne weiter darauf einzugehen. In der Tat ging es verhältnismäßig tief hinab. Er sah ein paar Dutzend Meter weiter die geöffnete Aussteigluke. Ein paar Menschen waren bereits unten. Einige verletzt nach einem unglücklichen Absprung… Auf die Idee, die Notrutsche aufzublasen und anzulegen, war zuerst keiner gekommen, und jetzt war es dazu zu spät.
    Der Boden sah nicht gut aus.
    Wang sprang trotzdem, rollte sich geschickt ab und kam wieder auf die Beine. Er fühlte, wie es unter ihm vibrierte. Sumpf? Dann war hier eine halbwegs feste Stelle, an der er selbst nicht einsank. Aber…
    Hastig sah er sich um.
    Es war in der Tat eine morastige Gegend. Wo das Flugzeug gerutscht war, hatte es eine tiefe Furche in den weichen Boden gepflügt. Wasser hatte sich stellenweise bereits in der tiefen Spur gesammelt. Das Flugzeug selbst war eingesunken. Und Wang war sicher, daß es noch tiefer sinken würde.
    Aber er sah auch die Flammen. Erfreulicherweise kamen sie nicht aus den Tragflächen, in denen sich die Tanks befanden. Eine der Flächen lag gut zweihundert Meter weiter zerschmettert im Morast, die andere war im spitzen Winkel auf der anderen Rumpfseite abgeknickt und hatte den rasenden Rutsch des Flugzeugs gestoppt.
    »Lee!«
    Er hob den Kopf. Oben schob sich Su Ling durch die Luke. Er breitete die Arme aus. »Komm, ich fange dich auf!«
    Sie kam wie ein menschliches Geschoß aus der Höhe.
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