0405 - Kampf um Merlins Burg
schneller oder langsamer »alterte« als ein anderer.
Im Moment gab es wichtigere Probleme.
Der Pilot schrak erst heftig zusammen, als er den Jäger sah, dieses schuppige Reptilwesen mit den scharfen Krallen und Zähnen und den rot glühenden Augen. Daß dies einmal ein Silbermond-Druide gewesen war, der durch den Anblick eines ungeschützten Spinnenraumschiffs der Meeghs nicht nur den Verstand, sondern auch sein körperliches Aussehen verloren hatte, war kaum zu glauben.
Ein Speichelfaden hing vom Unterkiefer des Reptilmauls herab. Der Jäger kicherte leise und summte eine disharmonische Melodie vor sich hin. Immerhin hatte der begriffen, worum es ging: seinem »Hobby« nachzugehen.
Er war ein Meeghfinder.
Damals wie heute konnte er diese Schattenkreaturen förmlich riechen, und das über größere Entfernungen hinweg. Auf der Wunderwelt, auf der er als Eremit in einer Berghütte gelebt hatte, bis Gryf und Merlin auf ihn stießen, hatte er mühelos den Stützpunkt der Meeghs aufgespürt, in dem die Zeitlose gefangengehalten worden war.
Er hatte damals, als er sich veränderte, den Silbermond verlassen und sich aus der Gesellschaft der Druiden zurückgezogen. Einsam hatte er in seiner Hütte gelebt und davon geträumt, Meeghs zu finden und umzubringen. Jetzt, wieder zurückgekehrt, konnte er sich mit den Menschenmengen in der Stadt immer noch nicht so recht abfinden, und während des Aufenthalts in Zamorras Organhaus war er sehr zurückhaltend, eher scheu, gewesen. Auch jetzt war er offenkundig nicht gerade froh, daß so viele andere Lebewesen um ihn herum waren. Der Transportvogel ließ ihn erschreckt zusammenfahren; er fauchte und fuhr die Krallen aus den Fingern aus. Sekundenlang wechselte die Farbe seiner schmalen Augen von hellem Rot zu sattem Grün, aber dann normalisierte sich sein Verhalten wieder. Etwas in ihm erinnerte sich daran, daß der Vogel kein Gegner, sondern ein nützliches Lebewesen war, der in Harmonie mit den Druiden lebte.
Nicole und Teri bestiegen den Transportvogel als erste. Zamorra folgte mit dem Jäger, der seinen eigentlichen Namen längst vergessen hatte. »Keine Sorge, er beißt nicht«, grinste er den Piloten an, der den Jäger mißtrauisch betrachtete. Ivetac nahm Kiryac beiseite und klärte ihn über das tragische Schicksal des Geschuppten auf.
Derweil standen Rob Tendyke und Gryf noch draußen vor dem Vogel; Merlin war als nächster in die Körperhöhlung geklettert und nahm dort Platz.
»Ich habe eine Bitte an dich, Gryf«, sagte Tendyke leise. »Ich glaube nämlich, daß ich mich auf dich am ehesten von allen anderen verlassen kann.«
»Auf mich?« Gryf sah ihn überrascht an. »Worum geht es denn überhaupt?«
»Ich kann es dir nicht sagen«, erwiderte der Abenteurer. »Ich kann dich nur bitten, mir zu vertrauen.«
Gryf stutzte. »Hat es etwas mit deinen Träumen zu tun? Mit Tod und Untergang?«
Tendyke legte den Kopf schräg. »Was weißt du davon?« stieß er hervor.
»Du hast Unruhe verströmt und schlecht geschlafen. Ein paar Impulse drängten sich mir auf. Ich konnte aber nichts deuten. Da war nur Tod und Verderben. Was ist los? Wovor hast du Angst?«
Tendyke seufzte.
»Ich wollte, ich könnte und dürfte es dir sagen«, murmelte er. »Ich kann nur hoffen, daß du mich auch ohne Erklärung nicht im Stich läßt. Es geht… um uns alle, fürchte ich. Um Leben und Tod.«
»Das geht es bei unseren Abenteuern doch fast immer, Ten«, sagte Gryf mürrisch. »Es gefällt mir nicht, daß du bei jeder dir passenden Gelegenheit den Geheimniskrämer spielst. Du verlangst Vertrauen, aber solltest du nicht auch selbst Vertrauen zu mir, zu uns allen haben? Wir sind Partner, Gefährten, Freunde. Wir sitzen alle in einem Boot - beziehugnsweise in ein paar Minuten in einem Vogel. Also, was ist los?«
»Irgendwann einmal, Gryf, wirst du vielleicht verstehen, warum ich es nicht kann, nicht darf. Aber glaube mir, es geht nicht. Es gibt mehrere Gründe, die mich daran hindern.«
Er lege dem Druiden die Hand auf die Schulter. »Freund.«
Der Druide verzog das Gesicht. In seinen Augen blitze es auf, als er mit den Schultern zuckte und nickte. »Gut, Ten. Was soll ich also tun?«
»Ich bin sicher, daß wir Ärger bekommen«, sagte Tendyke. »Das sind wir alle. Aber trotz dieses Jägers, dessen Qualitäten ich nicht abschätzen kann, weil ich ihn nicht in Aktion erlebt habe… trotz seiner Anwesenheit fürchte ich, daß wir ins offene Messer rennen.«
»Und?«
»Wir werden
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