0405 - Kampf um Merlins Burg
Es muß eine andere Möglichkeit geben.«
Tendyke schüttelte den Kopf. Er sah Gryf nur noch bittend an.
Gryfs Gesicht verhärtete sich.
»Verdammt noch mal, ja«, knurrte er. »Bevor du vor mir auf die Knie fällst… ich versuch’s.«
»Ja«, sagte Tendyke, und er wirkte ebenso erleichtert wie vorhin, als Zamorra bestimmte, daß sie alle zusammenbleiben würden.
Aber trotz der Erleichterung spürte Gryf noch eine verzweifelte Angst in seinem geheimnisvollen Freund…
Als letzte bestiegen sie den Transportvogel. Die Hautfalte schloß sich hinter ihnen. Daß der Vogel sich in die Luft schwang, spürten sie nur an einem leichten Rucken. Dann blieb alles ruhig, als wären sie noch zu ebener Erde. Der Vogel flog durch seine Größe ruhig und erschütterungsfrei, einem Flugzeug gleich.
Tendyke setzte sich neben den monströsen Jäger und schloß die Augen.
***
»Skelett-Krieger!« keuchte Ted Ewigk auf. »Verdammt, er hat seine Knochenhorde hergeschickt!«
Die ersten Knochenkrieger stürmten bereits waffenschwingend durch die offene Wohnungstür herein. Es blieb nur der Kampf, wenn Ted und der Russe überleben wollten.
Ted aktivierte seinen Dhyarra-Kristall. Blaue Blitze streckten die heranstürmenden Skelett-Krieger nieder, ließen sie raschelnd zu Staub zerfallen. Ein geworfener Speer zischte haarscharf an Ted vorbei. Der Russe packte zu, fing ihn im Flug auf. Das Holz knackte, als der Schaft zwischen seinen Fingern zerbrach.
Stille trat ein.
»He, towarischtsch Wenn das nächste Mal so ein Mordinstrument geflogen kommt, nehmen Sie besser den Kopf beiseite, ja?« dröhnte Saranow.
Ted Ewigk zuckte zusammen. Erst jetzt wurde ihm klar, daß er haarscharf einer schweren Verletzung oder gar dem Tod entgangen war. Während er sich darauf konzentrierte, die Skelett-Krieger mittels der Dhyarra-Energie zu Staub zerfallen zu lassen, hatte er sekundenlang auf nichts achten können. Das wäre ihm um ein Haar zum Verhängnis geworden und zeigte ihm einmal mehr, daß er trotz des Machtkristalls durchaus nicht unverwundbar war.
»Danke, Professor«, sagte er rauh.
Der Russe hieb ihm auf die Schulter, als wollte er einen Baum fällen. »Schon gut. Das war leicht, wie? Das ist so ein Kristall, wie Zamorra ihn hat, nicht wahr?«
Ted lächelte. »Ein wenig stärker ist er schon«, untertrieb er. »Aber leicht sah es nur aus. Außerdem haben wir längst nicht gewonnen. Diese Bursehen stehen alle untereinander in Verbindung. Und sie werden sich zu Dutzenden, vielleicht zu Hunderten, in der Burg tummeln. Bis zu diesem Moment war sie leer, jetzt sollte wohl eine Falle für mich zuschnappen. Und fast wäre das auch gelungen.«
»Ich kenne die Skelett-Krieger«, nickte Saranow. »Bevor Leonardo die Burg eroberte, war er schon einmal zu einem Kurzbesuch hier, mit den Knochengerüsten und seinem Boß Luzifer.«
»Lucifuge Rofocale«, verbesserte Ted Ewigk. »Luzifer, der Höllenkaiser, zeigt sich niemals selbst. Er schickt stets nur seine Vasallen.«
»Meinetwegen auch der«, gestand Saranow zu. »Aber sie räumten sehr schnell wieder das Feld. Sie nahmen Wang Lee als Gefangenen mit. Der muß sich irgendwie befreit haben, kam jedenfalls als freier Mann zurück. Bloß hatte der Dämon ihm dabei seinen Schatten angeklebt. Wir alle haben das viel zu spät gemerkt. Nun ja, da war es schon geschehen.«
»Lucifuge war also auch schon hier. Wissen Sie, wie diese Dämonen beim ersten Mal hereingekommen sind.«
»Es muß einen geheimen Weg geben, den wir alle nicht kennen. Nur Sid Amos kannte ihn wohl und behauptete, er werde für die Höllenknechte kein zweites Mal begehbar sein. Nun, die Skelett-Krieger sind wieder hier. Offenbar ist die Tür nicht richtig geschlossen worden.«
»Es ist eine Tür, die auch ich offen vorfand«, sagte Ted. »Eine Lücke im Schutzschirm. Sid Amos muß noch eine andere Möglichkeit gemeint haben.«
»Was werden wir jetzt tun?« fragte der Russe.
Ted zuckte mit den Schultern.
»Leonardo wird jetzt wissen, daß ich hier bin. Er wird weitere Skelett-Krieger losschicken. Ich werde sie niederkämpfen. Und während ich damit beschäftigt bin, wird er mich aus dem Hinterhalt überraschen. Wie wäre es, wenn Sie mir den Rücken deckten, Professor? Wir sollten Sid Amos suchen und feststellen, ob er noch lebt.«
»Oh, ich bin davon überzeugt«, sagte Saranow. »Den bringt so schnell nichts um. Lassen Sie mich überlegen, wo wir ihn am ehesten finden könnten… na, kommen Sie einfach mit.«
Ted Ewigk
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