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0406 - Liebesbriefe in Sing-Sing

0406 - Liebesbriefe in Sing-Sing

Titel: 0406 - Liebesbriefe in Sing-Sing Kostenlos Bücher Online Lesen
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erst wieder die Gerade war im Blickfeld des Turmes. Wenn also jemand von der anderen Seite gekommen war, konnte er gar nicht auf dem Film gewesen sein. Die Tatsache, dass der Film entwendet worden war, bewies, dass der Mann von der anderen Seite gekommen war, entweder von den Boxen her oder auf der Piste selbst. Dort befand sich zur fraglichen Zeit nur einer: Jeff Vancygaard.
    Aber warum hatte der Mann keine Angst gehabt, dass der Kameramann ihn erkannte? Und wieso war er so sicher gewesen, dass der andere Kameramann keinen Film hatte, der ihm gefährlich werden konnte?
    »Hey, Jerry!«, rief Phil in dem Moment. Ich kletterte hinab.
    Der Kameramann begann sich zu bewegen. Die Cops, die inzwischen das Gelände abgesucht hatten, kamen zu uns. Ich hörte, wie Phil sie fragte, ob sie etwas gefunden hätten, und wie Parker antwortete: »Nein. Allerdings ist es hundertprozentig sicher, dass der Wagen auf einem ziemlich großen Ölfleck ins Schleudern gekommen ist. Der Fleck war schon vor dem Unfall da. Aber sonst haben wir nichts gefunden.«
    Phil nickte und bat die Männer, das Gelände nach der verschwundenen Filmrolle abzusuchen. Aber ich wusste, dass es hoffnungslos war.
    Ein riesiges Grundstück mit Hügeln und Bäumen, mit Schuppen und Boxen - und eine winzige Filmrolle, die zu 99 Prozent gar nicht auf dem Gelände lag. Aber es bestand die geringe Chance, dass der Täter den Film weggeworfen hatte, damit er bei einer eventuellen Leibesvisitation nicht gefunden werden konnte.
    Ich ließ mich über die unteren Sprossen hinunter auf den Boden gleiten und nickte dem Kameramann freundlich zu, der gerade versuchte, die Augen aufzumachen und sich aufzurichten.
    Er schüttelte sich und stand langsam auf.
    »Verdammt, einer hat mir eins übergezogen!«, knurrte er dann und musterte uns alle der Reihe nach, als wollte er jeden verdächtigen.
    »An was können Sie sich noch erinnern?«, fragte ich.
    Er musterte mich einen Moment lang, dann verzog sich sein Gesicht zu einem Grinsen. Er fuhr sich mit der Hand vorsichtig über die Beule am Hinterkopf und sagte langsam: »Ah ja, jetzt erinnere ich mich. Den weißen Jaguar hat’s erwischt. Seid ihr von der…« Er brach ab und schluckte: »Was ist los mit Pete Fisher, ist er…«
    Ich nickte. Eine Sekunde lang schwiegen wir, dann fragte ich wieder: »Was passierte, bevor Ihnen jemand auf den Hinterkopf hieb?«
    »Ich habe das ganze Kurvenstück im Sucher gehabt. Aber was ist das?«
    Er hatte seine offene Kamera entdeckt, und wir erzählten ihm, was passiert war. Er strich sich wieder mit der Hand über den Hinterkopf.
    »Ich kam runtergeklettert, und als ich gerade springen wollte, bekam ich einen Schlag - und aus war’s.«
    »Was haben Sie gesehen, ist jemand in die Kurve gelaufen?«
    »Tja…«, er runzelte die Stirn und versuchte sich zu konzentrieren. Ich wusste, dass sein Kopf ziemlich schmerzen musste, aber seine Aussage war entscheidend.
    »Das war so«, begann er, »der weiße und der rote Jaguar zischten vorbei, dann kam nach einiger Zeit der blaue, und als er durch war, ließ ich die Kamera in der Stellung, weil von der anderen Seite schon gleich wieder der rote und der weiße für die letzte Runde durchkommen mussten. Ich stellte die Schärfe noch einmal ein und machte die Kamera für einen Schwenk fertig.«
    »Sie haben also praktisch die ganze kritische Zeit über das Kurvenstück im Sucher gehabt. Haben Sie einen Mann gesehen?«
    »Sehen Sie, das ist so: Wenn ich durch den Sucher schaue, dann sehe ich nur das, was ich sehen soll. In diesem Fall: die Piste und die drei Jaguar-Wagen. Alles andere interessierte mich nicht. Wenn ich jetzt zurückdenke, dann ist mir so, als hätte ich einmal etwas wahrgenommen, aber ich weiß nicht, was es war, habe nicht darauf geachtet. Eine Bewegung wahrscheinlich.« Er schüttelte hilflos den Kopf.
    Die Facts reichten nicht einmal für eine Mordanklage aus. Es konnte sich auch um fahrlässige Tötung handeln.
    Wir hatten keine Beweise. Noch nicht.
    Ich ließ mir von allen Beteiligten die Adressen geben und beendete das Verhör.
    Wir standen auf und gingen hinaus.
    Direkt vor mir war Dr. Furth.
    Pit Preston schwang sich in seinen dunkelgrünen Sportwagen und ließ den Motor an.
    »Kommst du mit in die City?«, brüllte er über den Motorenlärm herüber.
    »Ja, warte!«, schrie Dr. Furth zurück.
    Er wandte sich halb zu mir um und lächelte entschuldigend: »Sie brauchen uns doch nicht mehr, oder?«, fragte er.
    »Nein. Interessieren

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