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0407 - Am Tisch des Henkers

0407 - Am Tisch des Henkers

Titel: 0407 - Am Tisch des Henkers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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und womit dieser unbekannte Schatten geschlagen hatte, konnte ich auf die Schnelle nicht feststellen. Ich sah nur den langen Gegenstand, der nicht mehr als ein huschendes Etwas war.
    Vielleicht noch ein rotes Tuch und einen glänzenden Gegenstand.
    Eindrücke, die mein Gehirn speicherte, die ich aber nicht verarbeiten konnte. Es gelang mir auch nicht, weitere Schlüsse zu ziehen.
    Mein Sinnen und Trachten stand einzig danach, nicht von den Sprossen abzurutschen und in die Tiefe zu fallen, um womöglich mit zerschmetterten Knochen im Dreck bei den Ratten zu landen.
    Womit man mich am Kopf erwischt hatte, war mir im Prinzip egal. Es war nur dieser verdammte, böse Schmerz, der durch meinen Schädel zog und mich fast zum Wahnsinn trieb.
    Bewusstlos war ich nicht. Und mit den Schmerzen musste ich fertig werden.
    Es war mehr als schwer. Das Zeitgefühl hatte ich verloren. Wie lange ich an den Sprossen hing, wusste ich nicht. Hätte mein rechter Fuß nicht ebenfalls auf einer Sprosse den nötigen Halt gefunden, wäre ich längst in die Tiefe gefallen, so aber hing ich fest, und es gelang mir, mich allmählich zu erholen. Mein Gedankenapparat funktionierte wieder, und der Wille, es zu schaffen, war vorhanden.
    So überwand ich meinen inneren Schweinehund und kletterte aus dem Schacht.
    Zudem half mir die Wut darüber, dass es dem Zombie oder seinem Helfer gelungen war, mich auszuschalten.
    Die letzte Strecke wurde zur Tortur. Zum Greifen nahe befand sich der Ausgang vor mir, aber ich musste mich regelrecht in die Höhe quälen. Manchmal wollten mir die Muskeln nicht gehorchen.
    Kalter Wind wehte mir ins Gesicht. – Geschafft! Ich lag plötzlich neben der runden Schachtöffnung und keuchte wie ein Sportler nach dem Marathonlauf. Als ich aufstehen wollte, brach ich zusammen.
    Es ging nicht mehr.
    Flach fiel ich auf die kalte Erde und blieb dort liegen wie ein Toter.
    ***
    Glenda brachte den Tee und musterte Suko, der noch immer Blätter abheftete und die fertigen Akten neben sich gestapelt hatte. »Unser Freund John lässt sich verdammt viel Zeit«, bemerkte sie spitz.
    »Ja«, knurrte Suko.
    »Ich habe noch einige Akten in meinem Büro. Du solltest…«
    »Hör auf!«
    Glenda lachte. »War nur eine Information.«
    »Die hättest du dir schenken können.« Suko klappte einen Deckel zu und schlug mit der flachen Hand darauf. »Schluss für heute!«
    Glenda Perkins stellte den Tee ab. »Warum bist du eigentlich nicht mitgefahren?«
    Suko blickte sie an. »Ja, verdammt, weshalb bin ich nicht mitgefahren?«
    »Eben.«
    »Ich weiß es nicht. Vielleicht hatte ich keine Lust, nach Heathrow zu gondeln.«
    »Ein gläserner Sarg ist etwas Besonderes.«
    Suko winkte ab. Er wollte etwas sagen, aber Glenda war schon wieder in ihrem Büro verschwunden. Sie kehrte bald zurück, da sie sich nur eine Tasse Kaffee geholt hatte.
    Glenda trug Winterkleidung. Einen dicken Pullover aus dunkelgrüner Wolle, dazu eine grün-schwarz karierte Flanellhose. Das Haar wallte buschig um ihren Kopf, die Lippen waren blass geschminkt, und sie lächelte noch immer.
    »Du hast gute Laune, wie?«
    »Ja. Ärgert dich das?«
    »Kaum, aber wenn du mir hilfst, vergeht die bestimmt.«
    Glenda nahm dort Platz, wo sonst immer John Sinclair saß. »Lass uns erst was trinken. Dein Tee wird sonst kalt.« Glenda deutete nach draußen. »Das sieht nach Schnee aus. Solche Wolken kenne ich.«
    »Im November kann ich darauf verzichten.«
    »Man sagt, dass der Winter lang werden soll.«
    »Mal sehen.«
    Glenda merkte, dass mit Suko an diesem Tage nicht viel anzufangen war. Sie wechselte das Thema. »Sag mal, findest du nicht auch, dass John verflixt lange wegbleibt?«
    »Nein.«
    »Es sind schon mehrere Stunden. Er wollte sich doch nur einen Sarg ansehen. Zudem hörte ich, dass er angerufen hat damit man die gläserne Totenkiste abholt.«
    »Ist das denn geschehen?«
    »Weiß ich nicht. Du könntest mal nachfragen.«
    »Vielleicht.«
    Das Telefon meldete sich. Suko hob ab. Glenda hörte, wie er den Namen Mr. Madison sagte und gleich darauf die Frage stellte, was er für ihn tun könnte.
    Er hörte zu, gab hin und wieder einen Kommentar, bis er plötzlich steif dasaß und fragte: »Was sagen Sie da? Eine lebende Leiche? Ein Zombie war die Frau?«
    Glenda Perkins erbleichte, als sie die Worte vernahm. Plötzlich sah sie John Sinclairs Mission mit anderen Augen an. Da konnte der aus Indien stammende gläserne Sarg mitsamt Inhalt zu einer lebensgefährlichen Sache werden.
    Suko

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