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0407 - Am Tisch des Henkers

0407 - Am Tisch des Henkers

Titel: 0407 - Am Tisch des Henkers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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begann zu lachen. Es klang hohl, als würde es aus einem Keller kommen. »Ich bitte dich, mein lieber Leroy. Hör endlich auf. Mari ist und bleibt tot. Verstanden?«
    Sir Reginald nickte, Thompson schüttelte den Kopf. »Ihr könnt nur so reden, weil ihr ihn nicht erlebt habt.«
    »Und jetzt sollen wir ihn erleben?«
    »Ja, Arthur, und zwar heute Abend. Er hat uns in unsere ehemalige Stammkneipe bestellt. Er will einen Stammtisch des Henkers abhalten.«
    Wieder lachte Drinkfield. »Wie soll der enden?«
    »Vielleicht mit unserem Tod«, erwiderte Leroy Thompson ernst.
    »Wir müssen auf alles gefasst sein. Wie ich den anderen verstanden habe, ist es eine alte Rache. Wir müssen eine Schuld wieder gutmachen, so sieht er die Sache.«
    »Nicht mit mir!«, entschied Drinkfield.
    »Dann wird er dich holen!«
    »Wir lassen uns schützen!«, meldete sich Sir Reginald Clifton und streckte seinen Geierkopf vor.
    »Von wem denn?«
    »Polizei!«
    Leroy Thompson lachte. »Dann müsste ich die Karten auf den Tisch legen.«
    »Kannst du das nicht?«
    »Nein, Reginald, ich geriete dabei in ein zu schlechtes Licht, wenn du verstehst.«
    »Das meine ich auch!«, meldete sich Drinkfield. »So etwas wollen wir gar nicht erst einreißen lassen. Wir erledigen unsere Probleme selbst. Das haben wir immer gemacht. Auch damals in Indien.«
    »Ja, da waren wir aber jünger!«, krächzte Sir Reginald. »Heute ist das Vergangenheit. Ich habe einen Vorschlag, denn ich kenne Sir James Powell von Scotland Yard sehr gut. Er leitet dort eine Abteilung, die sich mit Fällen beschäftigt, wie dir einer untergekommen ist, Leroy. Deshalb meine ich, dass du dir so etwas noch einmal überlegen solltest. Sir James ist außerdem sehr verschwiegen. Den kannst du nicht mit den normalen Polizisten vergleichen. Er wird dir aus deinen Beobachtungen schon keinen Strick drehen.«
    Leroy Thompson dachte nach. Er schaute Drinkfield dabei an.
    »Was sagst du, Arthur?«
    »Es ist deine Entscheidung.« Er rückte sein Monokel zurecht. »Ich würde es unter Umständen tun.«
    »Und ich ebenfalls!«, meldete sich Sir Reginald. »Es ist nur zu deinem oder unserem Schutz. Nur ein Mann.«
    »Und wen meinst du?«
    »John Sinclair, den Geisterjäger. Ich sagte ja, dass ich Sir James Powell aus dem Club her kenne. Wir liegen zwar nicht unbedingt auf der gleichen Wellenlänge, weil er der Meinung ist, dass unsere damalige Kolonie Indien…«
    »Komm zum Thema, Reginald!«, forderte Arthur.
    »Ja, natürlich. Dieser Sinclair scheint gute Erfolge erzielt zu haben, wenn man Sir James glauben darf. Und er kennt sich mit Dingen aus, die unsereins nicht so vertraut sind. Wer von uns glaubt schon an Geister und Dämonen? Das haben wir damals nicht getan, das werden wir auch heute nicht mehr tun. Klar?«
    »Natürlich.«
    Leroy Thompson schüttelte den Kopf. Die anderen hatten gut reden. Sie standen gewissermaßen als Unbeteiligte daneben, aber er hatte seine Enkelin verloren, und das war verdammt hart. Er wusste, wie grausam die Gegenseite war.
    Die Männer tranken ihre Gläser leer. »Hast du dich entschieden?«, erkundigte sich Sir Reginald.
    »Ja.«
    »Werdet ihr denn heute Abend mitkommen?«, fragte er zurück.
    »Du meinst zu dem Treffen am Stammtisch?«
    »Ja, Reg!«
    »Natürlich.« Der glatzköpfige, alte Mann grinste hinterlistig, und Leroy verstand.
    »Ihr braucht euch keine Sorgen zu machen«, sagte er. »Es geht alles klar. Ich werde mit diesem Sir James reden!«
    Den beiden anderen fiel ein Stein vom Herzen. Drinkfield flüsterte: »Jetzt bin ich direkt auf diesen komischen Henker gespannt.«
    ***
    Von einem Henker wusste ich nichts. Mich interessierte eine lebende Tote, die in einem Abwasserschacht verschwunden war und in der Kanalisation ihre Flucht fortsetzen wollte.
    Es ist wirklich nicht jedermanns Sache, in die Unterwelt zu steigen. Ich bildete da keine Ausnahme. Mir blieb aber keine andere Möglichkeit, als mich über die rutschigen Sprossen vorsichtig in die Tiefe zu bewegen.
    Heathrow hatte natürlich auch eine U-Bahn-Station, doch mit diesen Schächten würde ich wohl kaum in Berührung kommen.
    Dafür landete ich im Matsch.
    Bis zu den Knöcheln sank ich ein, als ich von der letzten Sprosse des Einstiegschachts sprang. In großen Abständen waren an den Wänden Lampen angebracht.
    Ein widerlicher Geruch empfing mich. Da waren regelrechte Wolken, die durch den Gang trieben und mir fast die Luft abschnitten. Im Kanalbett schwappte eine ölig schimmernde

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