0408 - Der Drachenblut-Vampir
sie nahm mit mir Kontakt auf.«
»In deinen Träumen?«
»Sicher.«
»Dann hat sie auch mit dir über Aibon gesprochen? Kann es sein, dass du dein Wissen über Aibon von ihr hast?«
»Es stimmt.«
»Aber du hast von einer gewissen Miriam di Carlo gesprochen, die dir angeblich die Informationen über dieses geheimnisvolle Druidenland gegeben hat.«
»Das stimmt auch«, gab sie mit leiser Stimme zu und drehte den Kopf so, dass sie mich anblicken konnte.
Sie schaute in mein gespanntes Gesicht. Ich hatte längst eins und eins zusammengezählt und kam auch zu einem Ergebnis. »Könnte ich davon ausgehen, dass Miriam di Carlo dann deine Mutter gewesen ist?« Auf die nächste Antwort war ich gespannt. Tief atmete sie ein. Sehr tief sogar, und sie schaute dabei dem Rauch meiner Zigarette nach. »Es ist möglich, ich gehe sogar davon aus, dass Miriam di Carlo und meine Mutter identisch sind.«
Mein Kopf sank nach vorn. Von der Zigarette fiel die Asche auf den Boden. Meine Gedanken fuhren Karussell. Das war ein harter Stoff, und eigentlich widersprach es jeglicher Logik.
»Du glaubst mir nicht, John?«
Ich lachte leise auf. »Zumindest fällt es mir sehr schwer, denn ich kenne Miriam di Carlo.«
»Das ist wunderbar.« Sie wollte sich erheben, doch ich drückte sie wieder zurück. »Moment mal, Ria, so einfach ist das nicht. Miriam di Carlo ist kaum älter als du. Sie kann normalerweise nicht deine Mutter sein. Das ist nicht möglich.«
Eigentlich hätte Ria Rush jetzt überrascht sein müssen. Das aber war sie nicht. Sie sagte nur: »John, denk mal nach. Meine echte Mutter war eine Banshee.«
»Das sagtest du schon.«
»Und Banshees besitzen Kräfte, die mit den menschlichen nicht zu vergleichen sind. Es sind mächtige Wesen. Sie stammen aus anderen Welten, sie beherrschen manchen Zauber, sie wissen von alten Zeiten, und sie können auch eine menschliche Gestalt annehmen, wie ich erfahren habe.«
»Moment mal. Du meinst also…« Ich dachte jetzt scharf nach.
»Dass Miriam di Carlo eine menschliche Gestalt angenommen hat, nachdem sie dich an die Familie Rush abgab.«
»So sehe ich es.«
Die Überlegung war nicht schlecht, zwar sehr gewagt, doch nicht unmöglich. Meine Gedanken beschäftigten sich in der nächsten Zeit mit Miriam di Carlo. Man konnte diese Frau mit den roten Haaren als Medium bezeichnen. Ich hatte sie damals kennen gelernt, als sie mir eine Schreckensversion der Stadt London unterbreitete. London lag in Schutt und Asche. Meine Freunde waren tot, ich irrte durch die Trümmer. Das alles hatte sich dann bewahrheitet, aber es war nur ein Spiegelbild der Magie gewesen und nicht in Wirklichkeit eingetroffen.
Nun, Miriam di Carlo war schon etwas Besonderes gewesen. Des Öfteren hatten sich unsere Wege gekreuzt. Einmal war es mir gelungen, sie vor einer zerquetschenden Galgenhand zu retten, und ich wusste, dass ich mich auf sie verlassen konnte.
Sie sollte also die Mutter der jungen Frau sein, die vor mir unter den Fellen und Decken lag.
Ria musste bemerkt haben, dass ich mittlerweile eine Entscheidung getroffen hatte, denn sie fragte: »Du akzeptierst meine Version der Dinge?«
»Das tue ich.«
»Und wie stehst du dazu?«
»Positiv. Sehr positiv sogar, denn ich kenne deine wirkliche Mutter gut. Sie ist eine fantastische Frau, und sie wird dich abgegeben haben, bevor sie ihre menschliche Gestalt annahm. Sie konnte Aibon verlassen, sie gab auf dieser Welt nur ein Gastspiel, bevor sie wieder hinüberging, was ich sogar noch erleben durfte. Nur frage ich mich Folgendes: Eine Mutter kann zwar ein Kind allein gebären, aber es gehört ein Vater dazu. Wer ist dein Vater, Ria?«
»Ich weiß es nicht.«
»Hast du nie gefragt? Ich meine, als dir deine Mutter in den Träumen begegnete?«
»Doch, ich habe sie gefragt, nur gab sie mir nie eine Antwort. Sie behielt das Geheimnis für sich. Zuletzt erschien sie mir und nannte nur deinen Namen. Du solltest kommen. Sie hat dich beschrieben, sie war sehr angetan von dir. Mir kam es vor, als würde sie auf dich alle Hoffnungen setzen, und ich verliebte mich bereits in dich, als dich meine Mutter nur beschrieben hatte. Kannst du dir das vorstellen?«
Ich lächelte. »Schlecht, aber dazu muss man wohl eine Frau sein. Ich aber bin ein Mann.«
»Da hast du Recht.«
»Sie warnte dich gleichzeitig vor einer Gefahr. Nur möchte ich wissen, welche Gefahr das gewesen sein könnte. Hat sie dir keinen Hinweis geben können?«
»Das Tal der Drachen!«
»Also diese
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