041 - Der Satanskult
Rampe, verfolgt von den Anhängern des Satanskults. Er stolperte, verlor das Gleichgewicht und stürzte in den Orchestergraben, spürte aber überhaupt keinen Schmerz. Er raffte sich auf und rannte weiter. Als er die Tür zum Orchestergraben erreicht hatte, hörte er die Signalpfeife eines Polizisten.
Monty wusste nicht, wie er den Weg in den unteren Korridor schaffte. Er boxte sich einen Weg durch die neugierige Menge am Bühneneingang und erreichte endlich die Straße.
Eine Traube aus Frauen und Männern hatte sich vor dem Variete versammelt, begehrte Einlass, drückte die Türen ein und stürmte in die Vorhalle. Von weit her waren die Sirenen von Polizeifahrzeugen zu hören.
Monty wandte sich hastig ab und rannte wie gehetzt die schmale Straße hinunter. Er keuchte vor Angst und Grauen.
»Das passt genau ins Bild«, sagte Trevor Sullivan und schaltete den Radioapparat aus, der eben die Abendmeldungen gebracht hatte. Er wandte sich zu Donald Chapman um, der in dem großen Raum keineswegs verloren wirkte. Obwohl Chapman nur dreißig Zentimeter groß war, stellte er eine Persönlichkeit dar, die man nicht übersehen konnte. Er saß auf einer Fußbank und lehnte mit dem Rücken an der Sitzkante eines Sessels.
»Der Vorfall im Piccadilly erinnert mich an Phillips Worte«, sagte Chapman nachdenklich. »Können Sie sich erinnern? Er sprach außerdem von Wasser und Nebel.«
»Wir müssen an diesen Bauchredner herankommen. Vielleicht kann er uns ungewollt weiterhelfen.«
»Was sagen Ihre Gewährsmänner? Sie haben doch stundenlang herumtelefoniert.«
»Dieser Satanskult ist wie eine Epidemie. Die Behörden kommen kaum noch nach. Wenn sie gerade einen Kultklub ausgehoben haben, schießen andere ins Kraut. Die Menschen benehmen sich wie verrückt. Sie haben sogar schon einige Kirchen ausgeplündert. Man ist sicher, dass sich der Kult noch weiter ausbreiten wird.«
»Obwohl Aleister Crowley längst tot ist.« Chapman schüttelte ratlos den Kopf.
»Wir wissen es, aber nicht die Anhänger des Satanskults, Chapman. Und dann ist da noch dieser verdammte Piratensender, der fast ununterbrochen seine Anweisungen ausstrahlt. In eingeweihten Kreisen weiß man längst, welche Frequenzen man einzustellen hat, um den Sender zu empfangen.«
»Sender sind anzupeilen«, warf Donald Chapman ein.
»Das hat sich als unmöglich herausgestellt.«
»Unterstellen wir einmal, dass Phillip die richtige Eingebung hatte, dann würde das bedeuten, dass der Sender sich auf einem Schiff befindet. Sind Sie mit dieser Hypothese einverstanden?«
»Worauf wollen Sie hinaus?«
»Denken Sie doch mal an ein Unterseeboot! Es sendet und taucht wieder unter, wechselt die Position, taucht auf, sendet und ist schon wieder verschwunden. Ein U-Boot könnte des Rätsels Lösung sein.«
»Nicht schlecht. Hoffentlich haben die Behörden auch an solch eine Möglichkeit gedacht. Ich werde schleunigst nachfragen.«
»Bleiben wir bei dem Sender. Er muss bedient und gewartet werden. Wer steckt hinter diesem neuen Satanskult? Wer ist in die Rolle dieses Crowley geschlüpft? Es muss jemand sein, der sich im Dämonenkult besonders gut auskennt.«
»Die Dämonen selbst werden den Sender bedienen. Oder ihre Kreaturen.«
»Mir kommt da ein verrückter Gedanke. Könnten alle diese Vorgänge nicht mit Lilian Hunter zu tun haben? War es wirklich nur ein Zufall, dass sie ausgerechnet in der Kirche, in der sie damals Dorian heiratete, von den Satansanhängern überfallen wurde?«
»Ich sehe da keinen Zusammenhang.«
»Mir geht Coco nicht aus dem Kopf. Keiner von uns weiß, wo sie steckt. Sie hat sich nicht gemeldet, obwohl sie bestimmt die Macht dazu hätte.«
Sullivan musste zugeben, dass auch er Cocos Entscheidung, das Team zu verlassen, nicht nachvollziehen konnte. Aber er glaubte nicht, dass sie etwas mit den Vorgängen zu tun hatte. »Wir sollten aufhören zu spekulieren. Ich werde mal 'raus zu der kleinen Kirche fahren und mich dort umsehen.«
»Ich würde gern mitkommen«, sagte Chapman.
»Sie sollten die Stellung halten und Cohen nicht aus den Augen lassen. Der Mann befindet sich in einer Art Krise, finden Sie nicht auch?«
»Er ist verliebt in Lilian«, sagte Chapman lakonisch. »Dazu braucht man kein Hellseher zu sein.«
»Hoffentlich stellt er keine Dummheiten an. Verliebte verlieren leicht die Übersicht.«
Er erinnerte an eine fette Kreuzspinne. Die langen, dürren Arme und Beine standen in keinem Verhältnis zu seinem fast kugelrunden Körper,
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