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041 - Die Tür mit den 7 Schlössern

041 - Die Tür mit den 7 Schlössern

Titel: 041 - Die Tür mit den 7 Schlössern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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schlüpfrige Treppe.
    »Lassen Sie mich vorangehen«, bat er.
    Er bückte sich und stieg vorsichtig hinab. Eisige Moderluft schlug ihnen beklemmend entgegen. Die Stufen waren mit Moos überwachsen. Dick zählte sie. Es waren zwölf. Sie mündeten in einen kleinen gewölbten Raum, der mit einem zweiten, leichtgefügten Eisengitter verschlossen war. Der Schlüssel, der die erste Pforte geöffnet hatte, gab auch diesen Weg frei.
    Jenseits der zweiten Tür erstreckte sich ein enger Gang, zu dessen beiden Seiten die Totenkammern lagen, zehn an jeder Seite, während die einundzwanzigste den Abschluß bildete. Schwere eichene Türen führten in die Kammern. Die Namen der Toten waren ins Holz geschnitzt, doch an manchen Stellen so verwittert, daß nichts mehr zu entziffern war. Die Hand der Zeit war über die Namen geglitten und hatte sie ausgelöscht.
    »Sehen Sie, das ist Sybil Lansdowns Geheimnis«, sagte der Anwalt und hielt die Laterne hoch.
    Das Licht fiel auf die einundzwanzigste Tür am Ende des Ganges. Sie war nicht aus Holz. Die Fläche schimmerte wie Stein.
    Dick starrte auf die Tür, als gäbe sie alle Geheimnisse der Selfords in einem einzigen großen Bekenntnis preis.
    Die Tür hatte sieben Schlösser.
    Sieben kreisrunde Metallscheiben mit langen Schlitzen, die in gerader Reihe untereinander standen.
    Nun wußte er alles. Das war das Grabmal, das zu öffnen selbst Lew Pheeneys Kunst nicht ausgereicht hatte! In dieser schauerlichen Tiefe hatte er gearbeitet, eine Belohnung von tausend Pfund und den sicheren Tod vor Augen.
    Ein phantastischer Rahmen aus Totenschädeln umgab die Tür, zwei steinerne Skelette von unheimlicher Realistik bildeten die Pfeiler.
    Dick klopfte an die Tür. Sie gab keinen Klang. Sie mußte von ungeheurer Schwere und Dicke sein.
    »Wer ruht in dieser Gruft?« fragte er. Havelock deutete schweigend auf die Inschrift:
In Christo ruh' ich armer Sünder,
Des Selford-Hauses war ich Gründer.
Sieben Schlösser an meiner Tür
Sichern Ruhe und Stille mir.
    »Sir Hugh soll hier begraben sein, doch die Inschrift stammt von dem vorletzten Lord Selford«, erklärte Havelock. »Er ließ die alte Tür, die ebenfalls sieben Schlösser aufwies, niederlegen und eine neue Tür aus Stahlbeton einsetzen. Vorher hatte er die Kammer genau untersucht und nichts darin gefunden außer einer leeren steinernen Urne. Etwas anderes sieht man auch nicht, wenn man in die Zelle hineinblickt.«
    »Hineinblickt?« fragte Sybil erstaunt. »Aber es ist doch nirgendwo eine Öffnung!«
    »Doch!« lächelte Havelock und legte seine Hand auf das Mittelstück der Tür, das auf erhabener Platte die Inschrift trug. Ein Druck, und sie glitt beiseite, wodurch eine schmale Öffnung entstand.
    »Ich hätte eine Taschenlampe mitnehmen sollen«, sagte Havelock bedauernd.
    Dick hatte eine bei sich. Er hielt sie in Augenhöhe empor und ließ das Licht in das Innere des Raumes fallen.
    Hinter der Tür lag eine Felsenkammer, die nicht mehr als sechs Fuß im Quadrat maß. Die Wände waren grün und feucht, der roh behauene Steinboden mit einer dicken Staubschicht bedeckt. In der Mitte erhob sich ein ungefüger Altar. Auf dem Altar stand die Urne.
    »Merkwürdig«, sagte Dick leise. »Für eine Leiche ist die Urne zu klein, und verbrennen ließ man sich damals noch nicht. Vielleicht enthält sie Kleinodien?«
    Havelock schüttelte den Kopf.
    »Lord Selford -«, begann er.
    Er kam nicht weiter. Eine blaue Flamme durchleuchtete zuckend den Gang. Angstvoll umklammerte Sybil Dicks Arm.
    »Ein Blitz«, sagte Havelock, »das Gewitter hat uns überrascht.«
    Er hatte kaum ausgesprochen, da erschütterte dumpfes Donnerrollen den Felsen bis auf den Grund. Ihm folgte ein zweiter Blitzstrahl, der die gespensterhaften Türen vor den Totenkammern aufleuchten ließ. Sybil taumelte. Da griff Dick zu und preßte sie an sich.
    »Wenn wir irgendwo sicher sind, dann hier unter der Erde«, sagte er beruhigend. »Überdies ist ein Gewitter durchaus nichts Fürchterliches, sondern die schönste Kundgebung der Natur. Als ich noch in Manitoba -«
    Ein Blitz zerschnitt seine Rede. Greller als seine Vorläufer flammte er über bleiche Gesichter und erstarb in einer Explosion, unter deren betäubender Wirkung der Boden zu wanken schien. Danach erfolgte ein Prasseln, als ob ein ganzer Steinbruch in die Luft flöge. Grollend verebbte der Donner.
    »Es hat eingeschlagen«, sagte Dick ruhig.
    Im selben Augenblick ertönte von oben ein lautes Klirren, wie wenn Metall

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