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041 - Die Tür mit den 7 Schlössern

041 - Die Tür mit den 7 Schlössern

Titel: 041 - Die Tür mit den 7 Schlössern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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vor dem Pförtnerhaus am Eingang zum Schloßpark der Selfords hielt, drängten bereits von allen Seiten düstere, scharf geränderte Wolken heran; doch die Sonne leuchtete noch vom klaren, südwestlichen Himmel.
    Beim Klang der Hupe trat eine einfach gekleidete Frau aus dem Häuschen. Sie knickste vor Havelock und öffnete geschwind die beiden Torflügel.
    Die Einfahrt war wohlgepflegt. Der ganze Park vor dem Hause legte Zeugnis von der liebevollen Sorgfalt eines pflichttreuen Gärtners ab.
    »Wir halten alles in blitzsauberer Ordnung«, sagte Havelock mit einigem Stolz. »Der Erbe kann jederzeit einziehen. Nur ein Stab disziplinierter Dienstboten fehlt leider, könnte jedoch im Handumdrehen beschafft werden.«
    »So ist das Schloß ohne jedes Dienstpersonal?« fragte Dick.
    »Bis auf den Verwalter und seine Frau - ja«, erwiderte Havelock. »Der Verwalter ist jedoch ein kundiger Gärtner und versieht gleichzeitig den Park. Außerdem lassen wir das Haus von Zeit zu Zeit gründlich reinigen. Es befindet sich daher in bestem Zustand. Ein Jammer, daß es leersteht!« Er schwieg einen Augenblick und fuhr dann lebhaft fort: »Selford hat übrigens wieder geschrieben, und zwar teilte er mir mit, daß er sich zu seinem Bedauern genötigt sehe, seine Reise nach England bis zum Winter zu verschieben. Das bedeutet, daß er vor dem nächsten Frühjahr kaum hier sein wird.«
    »Wo ist Lord Selford jetzt?« fragte Dick, während er gleichzeitig nach der Bremse griff.
    Havelock zuckte die Achseln.
    »Das ist eine von den Fragen, auf die man keine Antwort weiß. Er war in Kairo, jetzt mag er wohl schon in Damaskus sein. Ich wollte, er wäre auf dem Mars oder ich auf dem Mond!«
    Das Auto hielt. Auf weiter Rasenfläche erhob sich das Schloß, bin langgestrecktes Backsteingebäude mit Giebeln und Schloten Im rauhen, unfreundlichen Stil der Tudorzeit. Der Schatten der Eingangshalle lag quer über dem mit Kies bestreuten Fahrweg.
    Das Knirschen der Räder hatte den Verwalter aus dem Hause gelockt; er war ein Mann in mittleren Jahren mit ehrlichen Gesichtszügen. Er wechselte ein paar Worte mit Havelock, berichtete von einem beschädigten Zaun und einer entwurzelten Eiche.
    »Vorwärts, meine Herrschaften!« rief Havelock, der als erster den Wagen verließ. »Ein halbstündiger Spaziergang liegt vor uns, und wir müssen uns beeilen, wenn wir trocken heimkehren wollen.« Er deutete mit seinem Spazierstock auf den Himmel, wo die Sonne soeben im Gewitterdunst verschwand.
    Havelock ging voraus, die beiden andern folgten. Man überschritt eine gemähte Wiese, bog in einen Obstgarten ein und gelangte auf einen Gutshof, der bis auf ein halbes Dutzend scharrender Hühner und einen schläfrig blinzelnden Hofhund unbewohnt schien. Dahinter erstreckte sich der Park. Eine steile Anhöhe, die dem Herrenhaus Schutz gegen die Nordostwinde bot, bildete den eigentümlichsten Reiz der Besitzung, die sich in weitem Halbkreis um die Anhöhe herumzog. Freie Grasstrecken wechselten mit malerischem Buschbestand. Ein dunkler Wald säumte ein flaches Tal.
    Als sie den Abhang emporstiegen, auf dessen Höhe der dichte, fast weglose Wald begann, fiel Dick die Stille auf, die sich wie ein Dom über ihren Häuptern wölbte. Kein Vogel zirpte, kein Blatt bewegte sich. Die Bäume schienen wie tot, und am Himmel stand eine graue Wolke, die sich aufblähte und der Erde entgegendrängte, als wollte sie sich bald entladen.
    Ein schmaler Pfad wand sich im Zickzack durch den Wald, beständig ansteigend. Von beiden Seiten drängte sich dichtes Unterholz heran, als wollte es mit seinen vorschießenden Zweigen die kecken Wanderer zurückhalten. Ein grauer Schimmer floß durch die Stämme, und bei einer Biegung des Pfades bot sich ganz unerwartet eine Lichtung dar, in deren Mitte ein kahler Felsen aufragte.
    »Das ist die Gruft der Selfords«, sagte der Anwalt. Er reckte steil den Arm und wies mit dem Stock auf den Felsen. »Der Eingang zu den Gräbern liegt auf der anderen Seite.«
    Sie traten auf die Lichtung hinaus und umgingen den Felsen. Aus einer ovalen, in den Stein gehauenen Öffnung gähnte düstere Nacht. Ein starkes Eisengitter, vom Rost zerfressen, versperrte den Eingang. Havelock suchte in seiner Tasche und brachte einen Schlüssel von altertümlichem Aussehen zum Vorschein. Er stieß ihn ins Schloß. Die Pforte öffnete sich mit einem quietschenden Mißton. An der Felsenwand hinter der Pforte hing eine Laterne. Havelock zündete sie an. Das Licht zuckte über eine

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