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041 - Die Tür mit den 7 Schlössern

041 - Die Tür mit den 7 Schlössern

Titel: 041 - Die Tür mit den 7 Schlössern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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Jahre früher in meiner Gewalt gehabt ...« Er strich sich über die Stirn. »Auch dürften Sie keine Frau sein. Was sind mir Frauen?« Er tat, als knipste er verächtlich ein Stäubchen weg. »Das!«
    Wieder begann er seine ruhelose Wanderung, und seine Blicke schweiften dabei über die schweren geschnitzten Türen, hinter denen die Toten des Hauses Selford in feuchten Nischen vermoderten.
    »Frauen«, begann er wieder, »sind zu schwaches Material für Experimente. Sie reagieren nicht normal. Ein kühner Versuch wirft sie vielleicht ins Grab, und Jahre schöpferischen Aufbaus und Forschens sind vertan!«
    Plötzlich blieb er vor der dritten Grabkammer zur linken Hand stehen und lauschte an der Tür. Dann hielt er das Licht seiner Lampe so, daß es auf Sybil fiel. Ein ganz anderer Ausdruck beherrschte jetzt sein Gesicht. Eine ungeheure Spannung lag in seinen Zügen.
    »Nicht wahr«, fragte er behutsam, »der Mann, der Sie verfolgt hat, hat Ihnen Furcht und Grauen eingeflößt?«
    Sybil nickte stumm.
    Er ließ die Lampe sinken. Mit der anderen Hand strich er sich nachdenklich den Bart.
    »Furcht und Grauen kann man einschläfern, wenn man will«, murmelte er wie im Selbstgespräch vor sich hin. »Das darf kein Hindernis sein, wenn das Ziel so groß ist. Per Dio, das wäre ein Weg! Das wäre ein Abschluß, die wahre Krönung des Werks! Wenn er nur nicht so plump wäre! Mit seiner rohen Kraft zerbricht er, was er in die Hände nimmt. Man kann die Materie nicht gewaltig und fein zugleich schaffen. Immer muß man sich im Rahmen der unvollkommenen Natur für das eine oder für das andere entscheiden. Wann herrschte je ein feines Gehirn über die Faust des Riesen? Wann befehligte je ein rohes Gehirn eine feine Hand?«
    Er schüttelte mißmutig den Kopf.
    »Doch ans Werk! Ans Werk!« munterte er sich auf.
    Er begann, in den Taschen seiner halboffenen Weste zu suchen und zog eine Glasröhre hervor. Er setzte die Lampe wieder auf den Boden, zog den Korken mit den Zähnen heraus und schüttelte zwei kleine Tabletten auf seine flache Hand.
    »Hier, schlucken Sie die hinunter! Es wird Ihnen guttun.« Er kicherte vor sich hin, und in der schauerlichen Grabestiefe klang sein Kichern wie das Gelächter des Bösen.
    Sie hielt gehorsam die Hand hin. Er bückte sich und nahm die Lampe auf.
    »Ist das nun Verhängnis?«, fragte er, die Blicke nach oben gerichtet, »ist es freier Wille? Wo hört das eine auf, wo fängt das andere an? Rätsel über Rätsel!«
    Er versenkte die Hand in die Tasche des Gehrocks und brachte einen klirrenden Schlüsselbund zum Vorschein. Er suchte und fand einen Schlüssel, den er in die Tür der dritten Totenkammer stieß.
    »Wenn alle Türen in dieser elenden Gruft so leicht zu öffnen wären«, seufzte er, »wieviel Unglück und Wirrsal hätte sich dann wohl vermeiden lassen!«
    Plötzlich blickte er sich um und sah Sybil an.
    »Ich bin gewöhnt, daß mir gehorcht wird«, sagte er mit durchdringender Strenge. »Sie haben die Tabletten noch nicht genommen!«
    Die kleinen roten Kugeln glommen wie die bösartigen Augen eines Reptils auf ihrer weißen Hand.
    »Gehorchen Sie!« sagte er noch einmal, langsam und zwingend.
    Willfährig hob sie ihre Hand zu den Lippen empor. Aber etwas an dem Geruch der Tabletten wirkte auf ihre Nerven, so daß in ihrem Unterbewußtsein ein scheues Widerstreben blieb, und sie nahm sie wohl zwischen ihre kleinen Zähne, aber sie schluckte sie nicht hinunter. Das konnte Staletti im trüben Licht seiner Lampe nicht sehen. Er glaubte seinen Befehl befolgt und wandte sich von ihr ab, um die Tür zur dritten Grabkammer aufzuschließen.
    Im gleichen Augenblick ließ das Zwangsgefühl bei Sybil nach, und sie spie die Tabletten wieder aus.
    Staletti stieß die Tür auf, die knarrend zurückwich. Er verschwand in der Felsenkammer, ohne sich noch einmal nach Sybil umzusehen. Die Tür fiel hinter ihm zu. Das war sein Verderben - und Sybils Rettung. Denn im selben Augenblick löste sich der Bann, und wie wenn Wolken am Himmel sich teilen, so brach durch die Verdüsterung ihres Geistes die Klarheit ihres eigenen Willens durch.
    Furcht, viel tiefer und größer, als selbst der Riese ihr einzuflößen vermocht hatte, schlug wie ein Blitz in ihr ein.; trieb sie auf die Füße und hetzte sie durch den Gang in die erste Kammer und die Treppe hinauf. Noch hielt sie den Schlüssel in ihren verkrampften Fingern. Mechanisch schob sie die Hand durch die Stäbe und suchte nach dem Schloß. Sie fand es

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