0412 - Wo Canaro wütet
verletzen. Deshalb mußte es sich auf Verteidigungsmaßnahmen beschränken. Daß die nicht so richtig fluppten, ist eine andere Sache. Immerhin – dank eurer Hilfe lebe ich noch.«
Pascal zuckte mit den Schultern.
»Was jetzt?« fragte er.
»Tja. Ich fürchte, der Grillabend am Fluß findet ohne uns statt«, sagte er. »Wir müssen herausfinden, wohin Sibyl Darrow geflohen ist. Ich möchte nur ungern riskieren, daß der Kontrollgeist in ihr mehr Unheil anrichtet, als nötig. Ich muß das Mädchen finden und ihr helfen, diesen dämonischen Geist loszuwerden.«
»Aber wie willst du sie aufspüren, wenn Nicole keine Spur mehr von ihr entdeckt hat?«
Zamorra zuckte mit den Schultern.
»Für jedes Problem«, sagte er, »gibt es eine Lösung. Man muß sie nur suchen, dann findet man sie auch.«
***
Der Mordanschlag auf Zamorra war fehlgeschlagen. Der Parapsychologe war mit dem Leben davongekommen. Das war höchst bedauerlich. Wahrscheinlich hatte Sibyl Darrows Körper durch den Alkohol falsch reagiert, und in ihrem Unterbewußtsein mußte noch etwas anderes sein, das die Flucht ausgelöst hatte.
War es Pascal Lafitte gewesen?
Wahrscheinlich! Gegen ihn hatte sie nicht kämpfen wollen!
Diese Närrin zeigte ungeahnte Schwächen. Gefühle durfte sie sich nicht leisten, wenn sie zu dem Werkzeug des Dämons werden sollte, wie er es sich vorstellte.
Aber vielleicht konnte er ihre Schwäche auch ausnutzen.
In ihr Zimmer im Gasthaus würde Sibyl nicht zurückkehren können. Es war klar, daß die Gegner dort ganz besonders auf sie warten würden. So wie der Dämon Zamorra einschätzte, würde der das Zimmer präparieren, zu einer Falle machen.
Also mußte der Dämon den Spieß umdrehen.
Er mußte Zamorra ködern.
Die Schwäche des Mädchens ausnutzen…
Der Weg führte zu Pascal Lafitte.
Wo er wohnte, wußte der Dämon. Dort würde sich der nächste Akt des Dramas abspielen, das mit dem Tod des Dämonenjägers zu enden hatte. Und wenn Zamorra tot war, kam der nächste auf der Liste dran. Jener Sparks, von dem Gray Zamorras Adresse erhalten hatte. Und andere.
Es gab viele. Jeder, der ausgelöscht wurde, war ein Erfolg für die Schwarze Familie.
Es störte den Dämon nicht, daß er einen Körper verloren hatte.
Er hatte ja einen neuen in Besitz genommen.
Sibyl Darrow war nicht mehr Sibyl Darrow.
Sie war jetzt Canaro…
***
»Es ist zwar nicht die feine Art, aber ich möchte mir mal Sibyl Darrows Reisegepäck anschauen«, sagte Nicole. »Pierre, können Sie mir ihr Zimmer aufschließen?«
Der Wirt verzog das Gesicht. »Eigentlich tue ich so etwas nicht. Aber in diesem Fall…« Schulterzuckend griff er in die Tasche und holte einen Schlüsselbund hervor. »Das hier ist der Generalschlüssel. Er paßt zu jedem Schloß in den oberen Etagen. Ich lege ihn hierhin. Wenn er mir kurzfristig entwendet wird, kann ich meine Hände in Unschuld waschen.«
»Sie sind ein raffinierter Hund«, stellte Nicole fest.
»Wäre ich sonst Gastwirt geworden? Wahrscheinlich eher Schloßbesitzer, Parapsychologe oder Dämonenjäger«, sagte er trocken.
Nicole nahm den Schlüsselbund an sich.
»Schau dich mal um, ob wir Sibyl dort eine Falle stellen können«, schlug Zamorra vor.
Nicole zuckte mit den Schultern. »Glaubst du im Ernst, daß sie vorerst in ihr Zimmer zurückkehrt? Der Kontrollgeist wird doch damit rechnen, daß wir ihr dort eine Falle stellen könnten. Das ist also vergebliche Mühe.«
»Vielleicht denkt der Kontrollgeist, daß wir genau das denken, und lenkt das Mädchen gerade deshalb zurück…«
»Oder er denkt, was du jetzt annimmst, daß er denkt, was du denkst… vergiß es!« Nicole winkte heftig ab, verschwand im Durchgang hinter der Theke und ging nach oben. Wenig später kam sie zurück.
»Nicht viel«, sagte sie. »Eine Reisetasche mit sehr kleinem Gepäck. Ein paar Sachen liegen zum Einweichen im Waschbecken. Mehr hat sie nicht bei sich. Es ist, als wäre sie gerade mal zu einem Kurzbesuch gekommen.«
»Ihr Flugticket?«
»Ist auf den Namen Mary Goodpenny ausgestellt und geht ab New York, Kennedy-Airport.«
»Mary Goodpenny… New York… Pascal, wurde in den Zeitungsartikeln ein Name genannt? Du hast das doch sicher besser in Erinnerung.«
»Ach, hat der Mohr seine Schuldigkeit doch noch nicht getan?« spöttelte Pascal gutmütig. »Nein, keine Namen. Nur die Adresse. Glaubst du etwa…?«
»Inzwischen verdichtet sich das Netz«, sagte Zamorra. »Ich bin ziemlich sicher. Tut mir leid, daß ich
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