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0413 - Der Nebel-Vampir

0413 - Der Nebel-Vampir

Titel: 0413 - Der Nebel-Vampir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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Jahre alt und besaß noch die charakteristische, kantige Hutze vorn an der Motorhaube. Schon hier in Helmsley verdichtete der Nebel sich so weit, daß Zamorra den Ford bereits nach ein paar hundert Metern nicht mehr sehen konnte.
    Seufzend setzte er sich in den Jaguar und schaltete die Klimaanlage ein. Dann wartete er ab.
    Als Nicole seiner Schätzung nach etwa zwei Kilometer Vorsprung haben mußte, startete er die Limousine und tastete sich ebenfalls vorsichtig in die Nebelsuppe hinein.
    ***
    Riesige Schwingen durchteilten die Nebelnacht. Ein unheimliches Geschöpf glitt träge durch die Dunkelheit. Es fühlte die Quelle der Bedrohung, von der es aufgeweckt worden war, jetzt ganz nahe.
    ***
    Die Untote löste ihren stahlklammerharten Griff. Das, was von Dan Mocart übriggeblieben war, sackte nach vorn und zur Seite. Halb über die Vorderkante des Beifahrersitzes blieb er liegen.
    Eine erschreckende Verwandlung war vonstatten gegangen.
    Je länger die Untote von Mocarts Blut trank, desto mehr blühte sie auf. Das vertrocknete Aussehen einer Mumie schwand, die Haut wurde wieder straff, die Wangen füllten sich wie Lippen und Augenhöhlen. Von Minute zu Minute glich die Untote mehr einer lebenden Frau.
    Im gleichen Maße, wie sie an Frische gewann, dörrte Mocart dahin. Er verfiel zusehends, und als die Untote schließlich von ihm abließ, sah er so aus, wie sie zu Anfang des unheimlichen Geschehens. Er war blutleer, verfallen und tot.
    Die Untote fuhr sich mit der Zungenspitze über die Lippen, wischte letzte rote Tropfen fort. Sie straffte sich. Minutenlang stand sie da, als müsse sie überlegen. Dann aber zerrte sie Mocart aus dem Wagen, ließ ihn am Straßenrand einfach zu Boden fallen und setzte sich selbst hinter das Lenkrad des Wagens.
    Sie brauchte nicht lange, um sich zurechtzufinden. Der Motor lief noch. Sie legte den ersten Gang ein, ließ die Kupplung langsam kommen und löste die Handbremse. Sie fuhr.
    Sie wendete das Fahrzeug und fuhr in Richtung Helmsley. Daß ihr andere Autos entgegenkamen, berührte sie nicht.
    Ein toter Polizeibeamter, dem seine eigene Leichtfertigkeit schließlich zum Verhängnis geworden war, blieb reglos am Straßenrand zurück.
    ***
    Nicole lenkte den Ford Cortina durch den Nebel in Richtung Süden. Sie hoffte, daß es keinen Blechschaden gab. Blech war zwar zu ersetzen, aber Camerons Wohnung hatte nicht so ausgesehen, als könne der junge Mann sich kein neueres, moderneres Fahrzeug leisten. Wahrscheinlich hatte der gut zwanzig Jahre alte Wagen für ihn Liebhaberwert. Nicole verstand das durchaus; sie hatte selbst bis vor kurzem einen ’59er Heckflossen-Cadillac besessen, und das Herz blutete ihr jedesmal, wenn sie den, nach einem Fast-Totalschaden verkauften und vom neuen Besitzer wieder restaurierten Wagen, wieder sah. Vielleicht hingen an dem Ford auch Erinnerungen an Juliet Cameron. Deshalb fuhr Nicole diesmal besonders sorgsam. Sie ließ den Wagen langsam rollen, und sie hatte trotz der nächtlichen Kühle das Seitenfenster heruntergekurbelt und lauschte in die Nacht.
    Draußen, außerhalb des Ortes, war der Nebel eine fast undurchdringliche Suppe geworden, die trotz der Nebellampen eine Sichtweite von kaum mehr als zwanzig Metern erlaubte.
    Nicole wurde fast von der scharfen Kurve überrascht, mit der die Straße in Richtung Thirsk abbog. Geradeaus ging es auf einer weit schmaleren Strecke weiter, den Hügelzug hinauf.
    Ein anderer Wagen kam Nicole entgegen. Sie sah die bleichen runden Scheiben der Scheinwerfer aus dem Nichts auftauchen, lenkte selbst so weit wie möglich zur Seite und rollte dicht an dem anderen Wagen vorbei. Es ging zu schnell, als daß sie einen Blick durch die Wagenfenster hätte werfen können, um festzustellen, wer außer ihr sonst noch so verrückt war, bei diesem Hundewetter durch die Nacht zu fahren.
    Welch ein Wechsel zwischen diesem Nebelsektor und dem sonnenbeschienenen Loire-Tal! Nicole war froh, daß sie nicht hier wohnen mußte. Der Nebel schlug ihr aufs Gemüt. Den ganzen Tag über hatte schon kaum mal die Sonne geschienen. Es war nicht ihr Wetter. Sie brauchte Wärme und Sonnenschein, wenngleich sie sich eingestand, daß diese Schlechtwetter-Abwechslung, die hier ganz normal zu sein schien, nach der langanhaltenden Hochsommerphase gut tat.
    Aber nur für ein paar Tage, entschied sie.
    Sie durchfuhr die Kurve und erreichte die nächste Abzweigung. Hier stand kein Schild, aber wenn sie sich richtig an Camerons Bericht und die Landkarte

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