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0413 - Der Nebel-Vampir

0413 - Der Nebel-Vampir

Titel: 0413 - Der Nebel-Vampir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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Abzweigung, die über die kurvenreiche Strecke nach Stillington und von da aus weiter nach York führte.
    Seine Hand fuhr zum Schulterholster. Er zog die Pistole und entsicherte sie. Dann riß er die Fahrertür auf, hieb auf die Lose-Taste des Sicherheitsgurtes und sprang nach draußen.
    Er riß die Fondtür des Wagens auf und richtete die Pistole auf die Gestalt auf der Rückbank.
    Aber die bewegte sich nicht. Sie bedrohte ihn in keiner Weise. Sie hatte sich nur aus liegender Position aufgerichtet, und das war der Reflex gewesen, den er im Rückspiegel gesehen hatte.
    Er glaubte seinen Augen nicht trauen zu dürfen.
    Die Innenbeleuchtung des Wagens zeigte ihm ein abscheuliches, grauenerregendes Bild.
    Auf der Rückbank des Wagens saß etwas, das einmal eine Frau gewesen sein mußte. Die Gestalt war unzweifelhaft tot, denn wer so aussah, konnte einfach nicht mehr leben. Die Haut verschrumpelt, förmlich mumifiziert, spannte über dünnen Muskelsträngen, die sich mehr als deutlich abzeichneten. Adern dagegen waren nicht zu erkennen. Das Gesicht war eingefallen, die Augen standen glubschend aus tiefen Höhlen hervor, die Lippen waren faltige, graue Striche.
    Mocart atmete tief durch. Dann sicherte er die Dienstpistole wieder und steckte sie ins Schulterholster zurück. Er brauchte sie nicht. Eine Tote konnte ihm nicht gefährlich werden.
    Höchstens durch ihren schauderhaften Anblick, der von keiner Kleidung verborgen wurde.
    Wer, zum Teufel, hatte ihm diesen ausgedörrten Leichnam auf die Rückbank gesetzt? Es mußte geschehen sein, während er im Pub war und sein Spesen-Bier trank. So eine Aktion auf offener Straße konnte doch nicht unbeobachtet abgelaufen sein, und…
    »Halt!« rief er sich selbst zur Ordnung.
    Er unterlag einem Trugschluß. Irgend etwas stimmte mit diesem Leichnam nicht. Der hatte sich von selbst aufgerichtet und war dadurch im Rückspiegel sichtbar geworden! Natürlich – denn wenn die Tote vorher schon gesessen hätte, hätte er sie doch beim Einsteigen unweigerlich bemerken müssen!
    Aber wer tot war, konnte sich nicht mehr bewegen.
    Überhaupt – die Haltung des Leichnams war seltsam. Gerade so, als befände sich doch noch Leben darin. Aufrecht, den Kopf erhoben, mit den stumpfen, toten Glubschaugen in die Ferne starrend… dabei hätte der Kopf doch absinken müssen!
    »Von einem Bier werde ich doch nicht so blau, daß ich Drogenträume bekomme«, murmelte Mocart verunsichert. Entweder erlaubte sich jemand einen sehr, sehr üblen Scherz mit ihm, oder…
    Oder was?
    Es gab keine Erklärung.
    Da begann der Wagen zu rollen.
    Er hatte sich schon vorher unmerklich bewegt, aber jetzt gewann er an Tempo. Die Straße stieg ganz schwach an, und das Auto, das Mocart beim Aussteigen nicht mit der Handbremse gesichert hatte, rollte jetzt ohne Fahrer und mit im Leerlauf arbeitenden Motor rückwärts auf den Graben zu.
    »Verdammt!« keuchte Mocart. Das fehlte ihm gerade noch, daß ihm das Auto die Böschung hinab rutschte und er jemanden mit der Bergung beauftragen mußte! Dann war sein geplanter Abend mit Sally endgültig hin!
    Daß er das durch den unvorhergesehenen Leichenfund im Auto jetzt ohnehin schon war, wurde ihm gar nicht bewußt.
    Er sprang in den rollenden Wagen, fiel mehr auf den Fahrersitz, als daß er normal Platz nahm, und hieb mit dem Fuß auf das Bremspedal. Daneben! In der Hektik hatte er nur die Kupplung erwischt! Erschrocken griff er nach der Handbremse und riß den Hebel bis zur letzten Raste hoch. Mit einem heftigen Ruck kam der Wagen zum Stehen.
    In diesem Moment packte etwas seine Oberarme und riß sie nach hinten, an der Sitzlehne vorbei. Mocart schrie wütend und erschrocken auf. War da noch jemand im Wagen?
    Etwas bewegte sich neben seinem Kopf.
    Er versuchte, sich aus dem Griff zu befreien, schaffte es aber nicht. Wer seine Arme festhielt und ihn damit praktisch fesselte, mußte über Bärenkräfte verfügen, gegen die Dan Mocart nicht ankam. Er war hilflos.
    Und dann sah er neben sich die Tote.
    Er sah sie auch im Rückspiegel. Es gab keinen Angreifer, der zusätzlich noch im Fußraum gelauert hatte – abgesehen davon, daß Mocart ihn unweigerlich hätte sehen müssen.
    Die mumifizierte Tote hatte ihn überfallen.
    Jetzt öffnete sie den Mund, dessen Zähne sich schon vorher deutlich unter der Pergamenthaut abgezeichnet hatten. Und die Zähne…
    Das gab’s nicht.
    Die Augenzähne waren überlang und spitz.
    Ich träume, dachte Mocart. Das ist doch bloß ein Alptraum,

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