Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0414 - Ein Goldfisch unter Großstadt-Haien

0414 - Ein Goldfisch unter Großstadt-Haien

Titel: 0414 - Ein Goldfisch unter Großstadt-Haien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren:
Vom Netzwerk:
Mann. Wie Sie wollen.«
    »Wie?« May verstand nicht sofort.
    »Sie haben richtig gehört. Ich rede von Joe Hunter. Er ist mein Mann.«
    »Sie meinen, er war Ihr Mann. Ich wußte zwar nicht, daß Joe schon mal verheiratet gewe…«
    »Er ist noch mit mir verheiratet. Begreifen Sie nicht? Joe ist ein Heiratsschwindler. Er hat mich vor einem Jahr verlassen. Ist einfach durchgebrannt. War spurlos verschwunden. Hat allerdings einen Brief zurückgelassen, in dem er mir mitteilte, daß er von mir die Nase voll habe. Übrigens: Ich heiße Corinna Hunter.«
    Mays Augen waren jetzt fast so groß wie die der Dunkelhaarigen. »Joe ist mit Ihnen verheiratet. Mein Gott!«
    »Er ist ein Lump. Glauben Sie mir.« May schluckte. Fast eine halbe Minute verging, bevor sie ihre Fassung wiedergewonnen hatte. »Bitte, erzählen Sie, Missis… Hunter.«
    »Ich war drei Jahre mit Joe verheiratet. In Chicago. Es war kein Vergnügen. Aber ich liebte ihn. Als er die Scheidung wollte, weigerte ich mich. Ich habe ein Kind. Einen Jungen. Terry ist jetzt zwei Jahre alt. Ich war der Meinung, ein Kind brauche einen Vater. Deshalb weigerte ich mich. Dann brannte Joe durch. Ich war so verzweifelt, daß ich kaum noch wußte, was ich tat. Aber die Wunde war nicht so tief, als daß sie nicht hätte heilen können. Vor ein paar Monaten lernte ich einen anderen Mann kennen. Er liebt mich und Terry. Wir werden heiraten. Aber damit alles seine Ordnung hat, will mein zukünftiger Mann vorher mit Joe sprechen, die Scheidung ordnungsgemäß veranlassen und die Fronten klären. Mein Zukünftiger ist sehr wohlhabend. Er hat eine Detektei beauftragt, Joe Hunter ausfindig zu machen. Das ist gelungen. Ich bin jetzt gekommen, um mit Joe zu sprechen.« Die Frau hob den Kopf und blickte sich in dem eleganten Zimmer um. »Es ist alles so, wie ich’s mir vorgestellt habe. Geld! Eine schöne Frau! Ein Goldfisch, der für einen Hai Schuppen verlieren wird.«
    May holte tief Atem. Sie fühlte plötzlich eine seltsame Beklemmung, so, als werde ihr Brustkorb von einem Stahlpanzer beengt. »Sie können Joe nicht sprechen.«
    »Warum nicht?«
    »Joe ist nicht hier. Er ist… verschwunden.«
    »Verschwunden?«
    »Er ist in der letzten Nacht weggegangen. Und bis jetzt ist er nicht zurückgekommen.«
    In Corinna Hunters Augen züngelte das Mißtrauen wie eine Flamme auf.
    »Verschwunden? Das ist doch seltsam. Hat er Ihr Geld mitgenommen?«
    »Nein. Es… Das heißt, ich habe überhaupt keinen Cent mehr.« May lachte. Aber es war ein bitteres Lachen. »Ich hätte beinahe vergessen, daß ich jetzt so arm bin wie eine Kirchenmaus. Unser gesamtes Vermögen ist von einem Gangster geraubt worden, von dem Mörder meines Vaters.«
    »Ihr Vater ist…«
    »Er ist gestern erschossen worden.« Zögernd entfaltete die Dunkelhaarige ihre Hände. »Wenn… wenn das nicht wäre, hätte ich geglaubt, Joe wäre der Geldräuber. Aber Mord… 'Nein! Unmöglich! Dazu ist er zu feige. Die ,Nerven hat er nicht.«
    May erhob sich. »Bitte, warten Sie einen Augenblick. Über das, was Sie mir eben von Joe erzählt haben, muß ich die Polizei informieren. Vielleicht hängt das alles mit den Verbrechen zusammen, die hier verübt wurden. Sie haben doch noch Zeit?«
    Corinna Hunter nickte.
    May ging zur Balkontür und öffnete sie weit. Dann nahm sie den Hörer ans Ohr und wählte die Nummer des, FBI.
    ***
    Auf den schattigen Kieswegen des Central Park schüttelte ich die Müdigkeit ab. Die Bewegung brachte mich auf Touren. Ich fühlte mich frisch genug, um es wieder mit der Büroarbeit aufzunehmen, lenkte meine Schritte zu einem der Ostausgänge, stürzte mich in das Gewimmel der 60er Straßen und trabte zum FBI-Gebäude zurück. Das Office war leidlich kühl. Ich holte mir einen großen Becher Eiskaffee aus der Kantine, setzte mich an meinen Schreibtisch und begann in den Berichten zu lesen, die die Fahndung nach Haskin, Kramer, Star und Morgans Mörder bis jetzt als einziges Ergebnis gezeitigt hatte. Es waren nur Fehlmeldungen von irgendwelchen Leuten, die einen der Gesuchten irgendwo gesehen haben wollten. Damit ließ sich nichts an fangen, und ich warf die wenigen Blätter in die Akte zurück.
    Dann klingelte das Telefon. Ich nahm den Hörer ab, meldete mich und erfuhr von der Telefonistin, daß May Hunter mich verlangt habe. Nach einem kurzen Knacken in der Leitung vernahm ich die Stimme der Frau.
    »Mister Cotton?«
    »Ja.«
    »Bitte, kommen Sie doch möglichst schnell in meine Wohnung. Ich habe

Weitere Kostenlose Bücher