0414 - Satanische Bilder
war abgeschlossen worden.
Das konnte nur bedeuten, daß Cay Verdacht schöpfte und Gegenmaßnahmen einleitete. Das erklärte auch das Auftauchen des Parapsychologen. Cay mußte ihn hergebeten haben, damit er ihm half. Denn bisher waren die Ateliertüren nicht abgeschlossen gewesen. In seiner körperlosen Form war der Unsichtbare zwar durch Spalten und Schlüssellöcher geschlüpft, aber das bedeutete nicht, daß er sich nicht über den Zustand der Türschlösser informiert hatte. Er wußte, daß die Ateliertüren früher offen waren.
Er ärgerte sich. Durch das Schlüsselloch kam er nur als körperlose Entität. Das aber bedeutete, daß er den belebten Körper aus dem Bild aufgeben mußte. Er mußte ihn in das Bild zurückführen. Es sei denn, der Bodenspalt…?
Er kauerte sich nieder und betrachtete die Türunterkante. Aber dann ließ er seinen Plan wieder fallen, darunter durchzuschlüpfen. Er hätte sich aus dem Freidimensionalen in die flache Bild-Existenzform zurückdrehen können, aber das Risiko war zu groß, daß er dabei zerbrach. Er konnte sich ins Zweidimensionale drehen, wenn er sich frei bewegte und überall genug Platz war, daß er nirgendwo anstieß. Wenn er unter der Tür hindurchkriechen wollte, war dieser Platz aber nicht gegeben.
Sollte er nach draußen gehen, um das Haus schleichen und versuchen, von einer anderen Seite heranzukommen?
Er war noch zu keinem Entschluß gelangt, als er hinter der Tür Schritte und Stimmen hörte. Cay kam, und mit ihm der fremde Mann.
Der Kahlköpfige wich von der Tür zurück.
Er brauchte jetzt nur noch zu warten und überraschend zuzuschlagen. Der Feind machte es ihm leicht. Er kam zu ihm…
***
Zamorra war geneigt, dem Maler zu glauben. Der schien tatsächlich nur in diese Vorfälle verwickelt zu sein und nichts mit dem Drahtzieher im Hintergrund gemeinsam zu haben. Seine Unsicherheit wirkte sehr echt. Zamorra versuchte sich vorzustellen, wie er selbst als unbedarfter Durchschnittsmensch darauf reagiert hätte, daß sich Teile seiner frisch gemalten Bilder selbständig machten, ohne daß es dafür einen ersichtlichen Grund gab.
Er selbst hatte bei seiner ersten Begegnung mit den dunklen Mächten immerhin den Vorteil gehabt, durch seine Ausbildung mit den Erscheinungsformen der Magie halbwegs vertraut zu sein. Nicole dagegen hatte einige Zeit gebraucht, bis sie endlich akzeptieren konnte, was um sie herum an Unerklärlichem geschah. Anfangs hatte sie Geister, Spuk und Höllenmächte schlicht für Unsinn gehalten, [2]
Erst die Praxis hatte sie überzeugt.
Vor einer der Türen blieb Cay stehen. Er griff in die Tasche, holte einen Schlüsselbund heraus und schloß die Tür auf. Dahinter befand sich ein Atelier. Zamorra roch die Farbe. Er trat vorsichtig ein.
Nichts deutete darauf hin, daß hier Magie wohnte.
Cay folgte ihm. Er deutete auf eine Staffelei. »Das war das erste Bild«, sagte er, »das verrückt spielte. Der Teufel war plötzlich verschwunden, und heute morgen war er wieder da -in leicht veränderter Pose und beschädigt.«
»Der Panther - ist noch nicht zurückgekehrt?«
»Ich habe nicht nachgeschaut. Er befindet sich… Unsinn. Er befand sich auf einem anderen Bild in einem anderen Raum. Ich habe drei Ateliers. Wenn ich an einem Bild arbeite, will ich mich nicht von einem anderen ablenken lassen, und ich arbeite meist an mehreren Bildern zugleich, über die Zeit hinweg.«
Zamorra nickte.
Er trat an die Staffelei heran. »Sie scheinen ziemlich genau zu wissen, wie es bei Luzifer aussieht«, sagte er. »Die Stimmung ist gut getroffen. Nur diese Teufelsgestalt… die ist etwas zu ästhetisch dargestellt. Meist sehen die Burschen weit abstoßender und ekelhafter aus, und daß sie Hörner tragen wie der alte griechische Hirtengott Pan, ist auch die Seltenheit.«
»Man findet selten lebensnahe Modelle«, brummte Cay sarkastisch. »Jorge allerdings war gehörnt…«
»Jorge?« Zamorra fuhr herum.
»Ich wollte nicht in Su-Lynns Gegenwart darüber sprechen«, sagte Cay. »Sie macht sich sonst nur unnötige Sorgen. Es reicht, wenn ich sie mir machen muß.« Er erzählte von der Vergangenheit, von dem Vertrag, den er als Scherz angesehen hatte, und von Jorges heutigem Besuch.
Zamorra nickte.
»Das ist eine böse Sache, Cay«, sagte er. »Sie haben die Hilfeleistungen des Teufels akzeptiert, ja?«
»Ich weiß es nicht«, gestand Cay. »Ehrlich gesagt - ich glaub’s nicht, das ist mir doch alles zu weit hergeholt. Ich bin sicher, daß ich
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