0414 - Satanische Bilder
meine Karriere selbst aufgebaut habe, mit meinem Können, nicht mit höllischen Beziehungen. Nachdem ich erst einmal aus meiner Heimat und all der Armut und dem Dreck und den Betrügereien heraus war, ging es aufwärts. Und den Flug… nun ja, das Bestechungsgeld habe ich selbst zusammengekratzt. Es hat mir keiner geschenkt oder mich über eine Schatzkiste stolpern lassen.«
Zamorra nagte an der Unterlippe.
»Ich bin mir zwar nicht hundertprozentig sicher«, sagte er. »Aber allein daraus wird Lucifuge Rofocale Ihnen noch keinen Strick drehen können.«
»Der Name geht Ihnen verdammt glatt über die Lippen«, sagte Cay. »Ich stolperte jedesmal darüber und muß ihn ablesen. Sie sagen ihn auf, als hätten Sie jeden Tag mit ihm zu tun.«
»Weniger mit ihm selbst als mit dem, was er bewirkt«, sagte Zamorra. »Mit der Zeit lernt man auch nahezu unaussprechliche Namen. Wie gefällt Ihnen ›Ctulhu‹ oder ›Grohmhyrxxa‹?«
»Klingt wie eine scheußliche Krankheit.«
»Cay, haben Sie sich irgendwo einmal einer Unmenschlichkeit schuldig gemacht, Gesetze übertreten oder sonst etwas? Haben Sie etwas getan, etwas das normale Rechts- und Moralempfinden als ›böse‹ einstufen würde? Seien Sie ehrlich - vor allem gegenüber sich selbst. Ich will Ihre Antwort nicht hören; ich bin kein Staatsanwalt und kein Inquisitor. Aber wenn Sie ehrlichen Gewissens verneinen können, hat der Teufel kaum Gewalt über Sie. Daß Sie die Annehmlichkeiten entgegengenommen haben, besagt noch nicht viel. Ihre Seele - die kriegt der schwefelstinkende Bursche da unten erst, wenn Sie ihm dabei helfen und Böses tun.«
»Sind Sie sicher? Jorge klang da etwas anders.«
»Gut, man sollte sich auf jeden Fall hüten, einen Pakt mit dem Teufel einzugehen. Dann gerät man auch nicht in Gefahr. Das Risiko bçsteht immer. Vielleicht kennt Ihr Jorge da noch einen Trick, von dem weder Sie noch ich Ahnung haben. Aber seine Aufforderung zu einer Gegenleistung deutet eigentlich darauf hin, daß Sie erst noch von sich aus aktiv werden müssen. Ein Mord wäre natürlich für die Hölle das beste.«
»Daran ist ja wohl kaum zu denken«, murmelte Cay. Er klang erleichtert.
»Ich glaube, ich bin Jorge begegnet«, sagte Zamorra. »Ein Wagen versuchte uns zu rammen und drängte uns von der Straße, als wir hierher unterwegs waren. Ich spürte eine dämonische Präsenz.«
»Das wird er gewesen sein«, sagte Cay.
»Somit stecke ich schon tiefer in Ihrem Fall drin, als ich dachte«, sagte Zamorra. Er war jetzt sicher, daß Cay selbst nichts mit den lebenden Bildern zu tun hatte. Er war nur zu einem Werkzeug geworden. Möglicherweise wollte man ihm damit die Macht der Hölle klar machen und ihm zeigen, daß er dem Teufel, seinem Vertragspartner, ausgelieiert war. Wenn Cay sich weigerte, seinen Teil des Vertrags zu erfüllen, würden noch ganz andere, schlimmere Dinge geschehen…
Das mußte es sein.
Daß dabei in Bridport ein Mensch gestorben war, war nur eine weitere Facette des grausigen Spiels.
»Ich zeige Ihnen jetzt das andere Bild«, sagte Cay.
»Gut. Ich werde die Bilder mit meinen Methoden untersuchen und das gesamte Haus mit Dämonenbannern abschirmen. Dann kommt Jorge nicht mehr an Sie heran. Vielleicht können wir damit sogar den Zauber brechen, der sich an Ihren Bildern vergreift. Danach werde ich mich um Jorge kümmern.«
»Das können Sie? Glauben Sie wirklich, daß Sie das schaffen?«
»Natürlich. Wieso zweifeln Sie? Sie wollten doch einen Parapsychologen damit beauftragen. Nun, hier bin ich.«
»Sicher, aber ich kann mir einfach nicht vorstellen, wie Sie das anstellen wollen. Mir fehlt dazu das nötige Wissen. Was ich über Parapsychologie weiß, reicht gerade aus um zu erkennen, daß Sie kein Dummschwätzer sind, Zamorra.«
»Dann lassen Sie mich mal loslegen«, schmunzelte Zamorra.
»Natürlich. Ich denke, über die Bezahlung werden wir uns schon einig werden.«
Zamorra winkte ab. »Zeigen Sie mir erst mal die anderen Räume und Bilder, ehe wir über Geld reden.«
Sie verließen den Raum. Cay schloß ab und entriegelte dann die Tür zum zweiten Atelier.
Zamorra trat ein.
Das Amulett warnte ihn nicht.
***
Su-Lynn blieb recht einsilbig, obgleich Nicole versuchte, ein Gespräch zu beginnen. Es entging Nicole nicht, daß die andere Frau in ihr eine Konkurrentin sah, und in der Tat fühlte Nicole sich zu dem Maler hingezogen. Er sah gut aus, und er hatte etwas an sich, das wie ein Magnet wirkte. Wenn da nicht Zamorra gewesen
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