0416 - Im Namen der Hölle
ein heißes Viertel.«
»Dann fahren wir hin.«
»Die Wohnung ist aber belegt.«
»Von wem?« fragte Bill.
»Eine Bekannte hat sie übernommen. Billige Wohnungen sind auch hier Mangelware.«
»Wir werden sehen.«
Es dauerte etwas, bis wir den Platz erreicht hatten, wo der Reporter seinen Wagen abgestellt hatte. Er fuhr einen Toyota. Wir verstauten unser Handgepäck im Kofferraum und ließen uns von Riley in die Stadt kutschieren.
Ich kannte Frisco und blickte kaum aus dem Fenster. An den Straßenrändern lag noch Schnee, die Fahrbahn selbst war freigeräumt worden, sodass wir über grauen Asphalt rollten.
Auf die Wohnung der Toten und auf deren Nachmieterin war ich gespannt. Wenn das eine Freundin oder Bekannte war, konnten wir damit rechnen, dass sie unter Umständen mehr über das Leben dieser Lizzy wusste. Vielleicht war diese Nachmieterin ebenfalls eine Hexe.
Die Stadt schluckte uns.
Ein Meer aus Beton, Straßen, Häusern, Parks, weiten Grünflächen, Hügeln und Menschen.
Der starke Verkehr hatte auch zu dieser Jahreszeit kaum nachgelassen, und so kamen wir nur mühsam voran.
Vor allen Dingen dort, wo Chinatown anfing, wurden die Straßen eng. Wir mussten uns einen Parkplatz suchen und fanden ihn in einer Tiefgarage. »Den Rest gehen wir zu Fuß«, sagte Riley.
In Chinatown standen die Häuser dicht an dicht. Die Türen zu den vielen kleinen Restaurants oder Geschäften standen offen, und auch vor den Läden wurden trotz der Kälte Waren angeboten.
Wir verschwanden in einer Seitengasse. Als uns ein Wagen entgegenkam, mussten wir uns eng an die Hauswand drücken.
»Wohnte sie hier?« fragte Bill.
»Ja.«
Ich hatte noch eine andere Frage an Riley. »Sagen Sie mal, hat man eigentlich nie den Körper gefunden?«
Er blieb stehen. »Nein, der wurde nicht angeschwemmt.«
»Das hätte aber sein müssen.«
»Ja, der Strömung kann niemand entgehen. Vielleicht haben ihre Mörder den Körper mitgenommen. Ich will Ihnen etwas sagen. Wenn jemand einer Person den Kopf abschlägt, so ist das eine Hinrichtung. Sie verstehen, was ich damit meine?«
Das verstanden wir wohl, und ich dachte automatisch wieder an Jane Collins. Sie stand ganz oben auf der Liste der Hexen und ihres Gönners, des Teufels. Wenn man sie erwischte, würde man sie töten, vielleicht auch hinrichten. Ich war plötzlich nicht mehr so glücklich darüber, dass wir zuerst in die Stadt und nicht zum Kloster gefahren waren. Riley hätten wir sowieso nicht dorthin mitnehmen können.
So blieb es zunächst einmal bei unserem ursprünglichen Plan. Auf der linken Seite befand sich eine Reihe von Holzhäusern, die auf Pfählen gebaut worden waren. Sehr billige Wohnungen. Von außen sah das Holz grau und verwittert aus.
»Hier müssen wir rein.«
Eine Treppe führte hoch und an der Schmalseite der Häuser vorbei. Leider lagen die Eingänge an der Rückseite.
Auf dem Hof spielten Kinder. Sie bewarfen sich gegenseitig mit Schnee. Ein alter Schwarzer, grauhaarig und in Fell gehüllt, hockte in einem Schaukelstuhl und beobachtete die Kleinen. Wir drückten uns an ihm vorbei.
Als ich mich umdrehte, erkannte ich, dass er uns nachstarrte. Sein Blick war irgendwie stumpf.
»Kannten Sie den Alten?« fragte ich Riley.
»Nein, aber ich könnte mir vorstellen, dass er so eine Art Hausmeister spielt.«
»Und Kontrolleur?«
»Auch.«
An den einzelnen Holztüren hingen die Namensschilder. Wenn ein neuer Mieter eingezogen war, hatte er den Namen des alten kurzerhand durchgestrichen. So sahen wir oft mehr als ein halbes Dutzend Namen auf den Türen vereint.
Auf Lizzys Wohnungstür standen nur zwei. Der letzte interessierte uns. Das Mädchen hieß Gladys Vacarro.
»Haben Sie schon mal mit ihr gesprochen?« fragte ich Riley.
»Nein, nie.« Er klopfte, und wir hörten die Stimme einer Frau.
»Es ist offen.«
Riley betrat den Raum als Erster. Bill und ich folgten ihm. Es war ein großes Zimmer, in das wir hineingingen. Ein dunkelblauer Vorhang, der von einer Wand zur anderen hing, teilte es in zwei Hälften.
Gladys Vacarro stand mitten im Raum. Sie gehörte zu den Mischlingen und war eine interessante Erscheinung. Das Kraushaar hatte sie lang wachsen lassen, es berührte sogar den Rücken. Die Haut hatte einen sanften braunen Ton, in den großen Augen lag Spott, und ihre Gesichtszüge zeigten einen leicht indianischen Einschlag.
»Und gleich zu dritt«, sagte sie, als ich die Tür schloss. »Was verschafft mir denn die Ehre?«
»Wir wollten Sie etwas
Weitere Kostenlose Bücher