0416 - Im Namen der Hölle
Gesicht des Türken war keine Regung abzulesen.
Er hatte sich voll unter Kontrolle. Er nahm auf einem Sitzkissen Platz, legte seine Hände auf die Oberschenkel und starrte auch diesmal an dem Jungen vorbei. Minuten vergingen. Ali kannte Szenen wie diese. Er wartete, bis sich Yakup entschlossen hatte, das Wort zu ergreifen.
»Ich war beim weisen Zii und habe ihm meine Fragen gestellt«, sagte er leise. »Er hat mir zur Krone der Ninja gratuliert. Gegen alle Widerstände hatte ich mich durchsetzen müssen, aber das bringt mir Jane Collins leider auch nicht zurück. Nicht einmal eine Spur habe ich finden können. Auch der weise Zii wusste nicht Bescheid. Sein Geist hat alles versucht, doch es gibt Sperren, die auch er nicht aufreißen kann. So war mein Besuch bei ihm fruchtlos.«
»Und wir wissen nicht, wo sich Jane befinden könnte«, hauchte der Junge.
»So ist es.«
Ali senkte den Kopf. Er hätte seinem älteren Freund gern etwas Tröstendes gesagt, das aber schaffte er einfach nicht. Sein Kopf war angefüllt mit Gedanken, Vermutungen und auch Vorwürfen. Er hätte Yakup gern vieles gesagt, aber es kam nichts über seine Lippen.
Nur eine Frage hatte er noch. »Kannst du mir verzeihen, Yakup? Ich bin es ja gewesen, der…«
»Vergessen.«
Wenn Yakup das sagte, stimmte es auch.
Der Junge atmete auf. Er wollte lächeln, das gelang ihm aber nicht. Aber Yakup ergriff noch einmal das Wort. »Ich werde nicht aufgeben, sondern losgehen und sie suchen. Ich allein werde sie finden. Tot oder lebendig. Hast du gehört?«
»Ja, das habe ich.«
»Dann warte hier im Kloster, bis ich zurückgekehrt bin. Es ist alles vorhanden. Ihr werdet euch ernähren können, ihr werdet alles haben. Nur dürft ihr euch nicht stören lassen. Das Telefon muss abgestellt werden. Ich will, dass nichts von außen hier hereindringt.«
»Aber könnte nicht John Sinclair…?«
»Nein, wir lassen ihn in Ruhe. Er hat mir in Japan geholfen. Ich bin ihm sehr dankbar, doch das hier ist eine Sache, die ich allein durchstehen muss. John hat mir Jane anvertraut. Er handelte im guten Glauben, doch ich habe ihn enttäuscht. Da muss ich eine Wiedergutmachung leisten.« Nachdiesen Worten nickte er sich selbst zu und verließ den Raum.
Ali blieb zurück. Blass, ängstlich, mit klopfendem Herzen, und er hoffte, dass sich alles zum Guten wenden würde.
***
Sir James hatte seinen Segen gegeben. Nur hatte Suko in London bleiben müssen, was ihm nicht passte, Shao aber zu Jubelschreien veranlasste.
Dementsprechend skeptisch war Sheila Conolly. Ihr passte es nicht, dass sich ihr Mann Bill auf die Socken machte, um wieder im Feuer einer starken Magie herumzustochern.
Er jedoch freute sich auf den Job.
Ich weniger, denn dass bei meinen Anrufen niemand abhob, irritierte mich doch. Gab es das Kloster noch? Sicher. Weshalb nur ging niemand an den Apparat? Yakup war damit einverstanden gewesen, dass eine Telefonleitung ins Kloster gelegt wurde, nur nutzte er sie nicht aus, und dies wiederum wunderte mich doch sehr.
Der lange Flug bot Bill und mir Gelegenheit zum Reden und zum Schlafen. Wir beide quatschten uns mal wieder richtig aus, sprachen über alle möglichen Dinge und kamen auch auf unsere Studentenzeit zu sprechen, wo wir uns kennen gelernt hatten.
Auch den ersten Fall, den wir gemeinsam erlebten, ließen wir noch einmal Revue passieren, und Bill fragte mich dann, ob ich bei mir mit einer so starken Entwicklung gerechnet hätte.
»Nein, das auf keinen Fall.«
»Ich ebenfalls nicht. Und jetzt stehst du wieder an einer neuen Schwelle.«
»Wie meinst du das?«
Bill gab erst die Antwort, als er von der Stewardess seinen Saft entgegengenommen hatte. »Die Templer, das Kreuz, der Gral.« Er hob die Schultern. »Was, so frage ich dich, steckt noch alles dahinter?«
»Viel.«
Mein Freund grinste. »Kannst du nicht konkreter werden?«
»Ich denke da an Hector de Valois. Für mich ist er eine Schlüsselfigur in meiner gesamten Existenz. Bill, Ich kenne ihn nicht oder kaum, und trotzdem ist es mir, als wären er und ich irgendwie gleich oder verwandt. Er hat einmal das Kreuz besessen, denk darüber nach. Er war so etwas wie der Sohn des Lichts, mein Vorgänger, und ich bin davon überzeugt, dass seine Person uns Aufklärung über Dinge geben kann, die in unserer Gegenwart ablaufen.«
»Du hast ja sein Grab gesehen.«
»Stimmt, das silberne Skelett. Und ich habe die Templer erlebt, die das Grab öffneten. Es gibt diesen geheimen Bund der Templer, wobei
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