0417 - Der Satan und seine Komplizen
sind jetzt dienstfrei.«
***
Um elf waren wir wieder in unserem Office. Die Fotos waren in Arbeit, und das Labor beschäftigte sich mit der Blutgruppenbestimmung. Es ergab sich später, dass der Ermordete die Gruppe Null hatte, während an dem Springmesser Blut der Gruppe AB klebte.
Phil meinte dazu philosophisch: »Damit scheidet Dreiviertel der Menschheit aus. Das vereinfacht die Sache mächtig.«
Um Mitternacht tauchte Steve Arring auf. Er kam aus Cops Inn zurück, wo er sich herumgetrieben hatte. In dem schäbigen Lokal war am Abend kaum etwas los gewesen. Ein Dutzend Gäste hatte gelangweilt herumgesessen. Freddy Newman las Zeitungen, wenn er nicht bedienen musste. Dave Miller spielte mit drei fragwürdigen Gestalten Blackjack, wobei er sich mächtig beherrschen musste, wenn er die Bank hielt.
Dave war nämlich ein Kartenspieler, der sämtliche Tricks beherrschte. Seine Spezialität war die Entlarvung von Falschspielern. Nach spätestens zwei Runden wusste er, wer auf welche Weise mogelte, und den konnte er dann so einseifen, dass ihm die Augen übergingen.
Steve war schließlich gegangen, nachdem ihm ein V-Mann, ein verkommener Zuträger, einen Wink gegeben hatte.
Zwanzig Minuten danach traf er ihn draußen in einem dunklen Hauseingang wieder. Der V-Mann kannte Steve, aber nicht Dave Miller.
»Freddy hat für ’ne Menge Zaster in Connecticut ein dickes Ding gedreht. Ich weiß aber nicht, was es war. Er arbeitet manchmal für Duke Wolff.«
Steve kannte Wolff als Inhaber eines Bierverlags und einer Spirituosen-Großhandlung. Der Fettkloß war verschiedentlich wegen krummer Sachen in Verdacht geraten, aber man hatte ihm bis jetzt nichts nachweisen können. Jetzt wurde er interessanter.
»Ist im Augenblick bei denen etwas Besonderes los?«, wollte Steve wissen.
Der Kleine mit dem Rattengesicht schüttelte bekümmert den Kopf. Dann fiel ihm etwas ein.
»Einer der ›Twins‹ hat sich neulich irgendwo in einem Wald den Schädel eingerannt. Liegt im Krankenhaus. Die beiden arbeiten ja nur für Wolff. Das war alles in diesen Tagen, aber im Moment ist’s still.«
»Wie heißen die ›Twins‹?«
»James und Jim Blister. Jim liegt irgendwo in Uptown, ist nur ’n kleines Krankenhaus.«
Der V-Mann bekam fünf Bucks und sollte Bescheid geben, wenn er Neues hörte.
Die fünf Dollar waren gut angelegt, fand ich. Der im Wald eingerannte Schädel konnte ein wertvoller Mosaikstein für mein Puzzle sein.
Ich würde Jim morgen einmal aufsuchen müssen. Ein Kollege würde Jim Blister in einer Klinik in Uptown aufspüren.
***
May Hames erwachte frierend in einem feuchten und völlig finsteren Raum.
Sie lag auf einer harten Matratze auf einem eisernen Bettgestell, das bei jeder Bewegung wackelte und quietschte.
Ihr Kopf dröhnte, und sie musste sich erst besinnen, wie sie hierher gekommen war. Es fiel ihr schnell wieder ein.
Sie warf eine Decke zurück und richtete sich auf. Im Sitzen wurde sie taumelig und musste sich stützen. Sie atmete ein paar Mal tief durch.
Vorsichtig stand sie auf und tastete die Wand ab. Die raue Fläche schien aus rohem Zement zu bestehen.
Nach kurzem Umhertappen stieß sie gegen einen Stuhl, und dann fand sie den Tisch, auf dem sie als Erstes ein Glas entdeckte. Dicht dabei lag eine Schachtel Streichhölzer.
Mit geschlossenen Augen riss sie eins an, drehte den Kopf zur Seite, um nicht geblendet zu werden und machte dann die Augen auf. Auf dem Tisch stand eine neue Kerze in einer Bierflasche.
Ein Stückchen hinter dem Wasserglas waren ein brauner Krug und eine Taschenflasche Brandy aufgebaut, die noch eine Banderole über der Verschraubung hatte.
May Hames atmete auf, als wäre sie’ plötzlich gerettet. Sie tat einen Schuss Brandy in das Glas, goss Wasser dazu und trank so hastig, dass sie sich dabei fast verschluckte. Ein frisches Gefühl durchrieselte sie. Nun erst sah sie sich um. Der Raum war gut drei mal vier Yards groß und hatte raue Betonwände. Mit ausgestrecktem Arm konnte May die Decke erreichen. Ein Kellerloch in einem Haus wer weiß wo.
Ein Fenster war nicht vorhanden. Die kleine Tür war aus Metall, sie zeigte ein symmetrisches Nietenmuster und sonst nichts. Ein Griff fehlte.
Sie setzte sich auf den Stuhl und starrte minutenlang in das Licht. Dann sah sie auf ihre Uhr, die zehn Minuten vor zehn zeigte. Es musste Freitagabend sein.
Sie fühlte sich so hoffnungslos verloren, dass sie aufrichtig wünschte, die Gangster möchten von sich aus auf das Geheimnis der
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