0419 - Der Grusel-Star
noch hinzu.
»Wie meinst du das?«
Suko ging die ersten Schritte. Bei jedem Aufsetzen des Fußes zuckte der Schmerz als böses Stechen bis unter seine Schädeldecke.
In der Tat, Spiegel waren nicht immer Spiegel. Er hatte schon böse Erfahrungen mit ihnen gemacht.
Es waren vier, und sie bedeckten die Gesamtheit der Wände. Nikos fand es zwar unheimlich, aber er hatte sich an die gespenstische Szenerie gewöhnt. Immer dann, wenn er in den Schein der flammenden Totenköpfe geriet, sah Suko die Gänsehaut auf seinem Gesicht und auch das Zucken der Mundwinkel.
Der Grieche blieb neben einem Schädel stehen und versuchte, hineinzuschauen. »Da drinnen muß ein Pulver brennen«, erklärte er.
»Das ist möglich.«
Nikos ging weiter. Suko blickte in eine andere Richtung und sah den Jungen in der Spiegelfläche.
»Nichts anfassen!«
Suko schrie die Warnung, als der Fischer die Hand ausstreckte.
Es war schon zu spät. Er berührte den Spiegel, etwas blitzte an der Kontaktstelle auf.
Nikos begann fürchterlich zu schreien, als hätte er mehrere Schläge erhalten. In Windeseile war Suko bei ihm, auch wenn ihm das Laufen noch schwerfiel. Wuchtig riß er seinen Schützling zurück, der wimmernd in die Arme des Inspektors fiel.
Die rechte Hand hielt Nikos auf dem Rücken verborgen. Er wollte sie nicht zeigen, und Suko mußte ihm den Arm praktisch herumdrehen.
Er sah die Finger oder vielmehr das, was davon übriggeblieben war. Verkohlte, nach unten hängende Strünke!
***
Die Welt der Dämonen und schwarzmagischen Gestalten ist furchtbar, grausam und gnadenlos.
Suko wußte es, Nikos hatte es nicht gewußt und schrecklich dafür bezahlen müssen. Er wollte seine Hand nicht mehr sehen, denn er starrte allein Suko an, dessen Züge hart geworden waren. »Ich habe ihn doch nur kurz berührt!« hauchte er.
»Das war eben zuviel.«
»Aber… aber warum?«
»Ich kann dir den Grund auch nicht sagen.« Suko fühlte sich elend. Die andere Seite hatte ihn in ein raffiniertes Gefängnis gelockt, aus dem es kein Entrinnen für sie gab.
Er starrte in den Spiegel, der von Nikos angefaßt worden war.
Genau an der Stelle sah er vier schwarze Punkte. Sie erinnerten an weichen Teer, der etwas zerlaufen war.
Die Reste der Finger.
Der Inspektor hatte den Arm um den Jungen gelegt. Nikos bewegte sich wieder. Seine rechte Hand drehte er so, daß er auf die Faust schauen konnte. Dabei stellte er eine Frage, die ihn quälte.
»Sie… sie sind nicht mehr da, oder?«
»Wir werden deine Hand operieren lassen, wenn wir hier raus sind!«
»Nein, das geht nicht. Das…« Er öffnete die Faust und verstummte geschockt.
Was er sah, war furchtbar und versetzte ihm fast den Todesstoß.
»Meine Finger!« schrie er. »Meine Finger…«
Seine gellenden Schreie überlagerten das häßliche Lachen, das Suko plötzlich vernahm. Er sah auch das Gesicht, das sich im Spiegel zeigte.
Es waren die Züge eines ihm unbekannten Mannes!
***
Als ich in die Tiefe fiel und meinen ersten heißen Schreck überwunden hatte, riß ich den Kopf in den Nacken, schaute noch einmal in die Höhe und nahm als letzten Eindruck das Gesicht des Mädchens wahr. Die Kleine stand am Rand der Luke und verfolgte meinen Fall.
Ich schlug auf, und sie verschwand.
Es war kein sehr harter Aufprall, eher weich und federnd, als wäre ich auf einem Bett gelandet oder einem großen Luftkissen. Ich federte noch zweimal nach, lag still, blickte zur Decke und sah, wie sich die Luke schloß.
Ich war allein in der Finsternis.
So etwas kannte ich, das war mir nicht neu, und ich sah es als positiv an, daß ich so weich gefallen war und mir nicht einmal den kleinen Finger verstaucht hatte.
Wie ging es weiter?
Für mich sicherlich nicht positiv. Man hatte mich nicht in eine Falle gelockt, um mich schnell wieder loszuwerden. Der Unbekannte im Hintergrund hatte etwas vor.
Aber was?
Die Beretta besaß ich nicht, dafür meine Lampe, die neue mit der Halogenbirne. Sie hatte hoffentlich das Bad überstanden. Ich holte sie hervor, schaltete sie auch ein, aber nichts tat sich. Der Fluch, der über meine Lippen drang, kam aus vollem Herzen.
Allmählich wurde es mulmig. Als einzige Lichtquelle blieb mein Feuerzeug. Ich hoffte sehr, daß es mich nicht im Stich lassen würde, versuchte es, der Funke sprang über und schuf eine winzige Lichtinsel in der watteartigen Schwärze der Kabine.
Bis der Luftzug die Flamme traf.
Es war ein kühler Zug, der wie ein Eishauch über meine Hand strich und
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