0419 - Der Grusel-Star
Templern gibt. Aber was wollen Sie wirklich von mir?«
»Eine Auskunft!«
»Meinen Sie wirklich, daß ich Sie Ihnen gebe?«
»Ja.«
Ich schüttelte den Kopf. »Nicht einem Menschen, der mich umbringen will, van Akkeren.«
»Es kommt immer noch darauf an, wie Sie enden, Sinclair.«
»Sie brauchen mich, van Akkeren.«
Er grinste schief. »An Ihrer Stelle würde ich es nicht zu weit treiben. Geben Sie mir die Auskunft, die ich haben will, und wir können miteinander reden.«
»Wir also?«
»Ja.«
»Nicht meine beiden Freunde und Begleiter?«
»Sie haben Ihr Leben verscherzt. Seien Sie froh, Sinclair, daß ich noch mit Ihnen rede.«
»Okay, was wollen Sie wissen?«
»Wo befindet sich Hectors silbernes Skelett und auch Abbé Bloch?«
»Das war Ihre Frage?«
Er nickte.
Ich aber lachte. »Tut mir leid, Mr. Grusel-Star. Ich weiß es selbst nicht. Aber ich gebe zu, daß ich es gern wissen möchte, um dem Abbé einige Fragen zu stellen.«
Er starrte mich an. Sein Gesicht erinnerte mich an eine bleiche Gipsmaske, über die der rötliche Widerschein des Feuers floß. In den Flammen sah ich die Gesichter der Geister und schlug deshalb vor, sie zu fragen. »Vielleicht wissen die es.«
»Dann hätten sie es mir gesagt.«
»Sie sind also nicht allwissend.«
»Nein!«
»Tut mir leid. Ich hätte Ihnen gern die Uhrzeit gesagt, aber auf diese Frage kann ich Ihnen keine Antwort geben, van Akkeren.«
Er verlor seine Ruhe und Beherrschtheit. Ich sah, wie es in seinem Gesicht zuckte. Er hatte seine Überlegenheit völlig verloren.
»Werden Sie nicht spöttisch, Sinclair, das steht Ihnen nicht.«
»Tut mir leid, wenn es so ausgesehen hat. Ich weiß nicht, wo sich Hectors silbernes Skelett befindet. Sie müssen es schon selbst suchen. Fahren Sie die Küsten hier ab, möglicherweise finden Sie eine Spur oder einen Hinweis. Die Templer waren ja auf Zypern. Nicht umsonst hat das Schwert hier gelegen.«
Der Grusel-Star holte tief Luft. Er schüttelte sich dabei, als hätte man ihn mit kaltem Wasser übergossen. Bei seinen folgenden Sätzen wurde seine Stimme drohend. »Sinclair!« flüsterte er rauh.
»Ich verspreche Ihnen, daß Sie noch reden werden. Sie werden jammern und mich anflehen, Sie anzuhören!« Er blieb nicht mehr sitzen, sondern drückte sich hoch. Die Bewegung sah seltsam fließend aus, so daß es schien, als würde er dicht über dem Boden schweben.
Irgend etwas würde in den folgenden Sekunden geschehen, dessen war ich mir sicher.
Aber was?
Plötzlich warf er sich nach vorn. Gleichzeitig breitete er die Arme aus. Er schlug seine Hände gegen die lodernden Schädel. Dabei stieß er einen Wutschrei aus.
Die Schädel wurden hochgeschleudert, und plötzlich war nichts mehr da, das sie noch aufhielt. Sie jagten aus der Spiegelfläche heraus und mir entgegen.
»Brennen, Sinclair, brennen sollst du!« schrie der Grusel-Star und lachte dann schallend. Er blieb an seinem Platz stehen, um zuzusehen, wie ich mit den neuen Gegnern fertig wurde oder verging…
***
Suko spürte die Wärme durch die Sohlen. Sie war noch nicht besorgniserregend, aber wenn es so weiterging, würden in wenigen Minuten seine Schuhe zu qualmen anfangen.
Und das gewaltige Pendel bewegte sich weiter. Bei jedem Schlag, der hinter ihm lag, fiel das Pendel ein Stück dem Boden entgegen.
Es schwang bereits so tief, daß Suko nicht mehr darunter hätte stehen können, ohne daß ihm der Kopf zerteilt worden wäre.
Er suchte nach einem Ausweg. Zwei Schritte trat er zurück, bückte sich, schabte mit seinen Händen über den blanken Boden und spürte hier ebenfalls die Hitze.
Auch an den anderen Stellen der Kabine, die er testete.
Die Wärme nahm zu.
Bald würden die Bodenplatten so heiß sein, daß Suko nicht mehr ruhig stehen konnte. Vielleicht würde er auf der Stelle tanzen, ein Bein nach dem anderen hochreißen, so tanzen wie ein Irrwisch, bis irgendwann die völlige Erschöpfung folgte, so daß Suko zusammenbrach, auf dem heißen Boden liegenblieb und verglühte.
Eine schreckliche Tortur, und diese verfluchte Folter hatte van Akkeren auch in seinen Film eingebaut.
Trotz der von unten hochströmenden Wärme rann es dem Chinesen kalt den Rücken hinab.
War er am Ende? Oder gab es noch eine Chance?
Suko dachte nicht allein an sich, er sah den bewußtlosen Nikos am Boden liegen. Mein Gott, wie hatte er ihn vergessen können?
Der Junge befand sich in einer viel schlimmeren Lage als er.
Suko lief hin, bückte sich und zerrte ihn
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