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0419 - Die Klinik der tödlichen Träume

0419 - Die Klinik der tödlichen Träume

Titel: 0419 - Die Klinik der tödlichen Träume Kostenlos Bücher Online Lesen
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zwischen meinen Schulterblättern.
    ***
    Die beiden Räume gingen ineinander über und waren nur durch eine Schiebetür verbunden. Im Hintergrund des anderen Raumes stand ein Panzerschrank. Das Zimmer, in das Fenner mich gebracht hatte, war mit schwarzen Ledersesseln, einem großen hellen Holzschreibtisch und einem Bücherregal eingerichtet. Fenner ging zu dem Bücherregal, klappte eine ganze Seite Bücherattrappen zurück und öffnete eine Bar.
    »Einen Schluck zu trinken?« fragte er. Ich schüttelte den Kopf. »Ja ja, ich weiß, man verliert den Appetit auf Alkohol, aber ein Schluck Tonic kann nicht schaden.« Er brachte zwei Gläser geeistes Tonic-Water mit einem Schuß Campari und stellte sie auf die Ecke des Schreibtisches.
    Dann nahm er einen Schluck, nickte mir zu und ging in den Nebenraum. Er zog die Schiebetür hinter sich zu, und ich hörte ihn drüben herumhantieren.
    Die ganze Atmosphäre hätte besser zu einem feudalen Geschäftsabschluß gepaßt als zu dieser miesen Transaktion. Ich konnte mir gut vorstellen, welche Art Kunden John Fenner und Joe Muscoe hier ausquetschten.
    Die Sorte, die man anschließend auch erpressen kann.
    Fenner kam zurück und legte eine kleine flache Plastikröhre vor mir auf den Tisch. Sie enthielt ein harmloses Schmerzmittel.
    Grippetabletten!
    Ich nahm die Röhre in die Hand. Sie sah aus wie jede andere. Voll mit weißen Tabletten.
    »Es sind die unteren vier!« sagte Fenner.
    »Danke, vierhundert also!« sagte ich und behielt die Röhre in der Hand.
    Fenner sah mich an:
    »Kannst gleich eine nehmen!« sagte er plötzlich vertraulich. »Hier stört uns niemand!«
    Ich saß fest. Ich konnte schlecht nein sagen, nach dem Theater, das ich ihm draußen vorgespielt hatte! Aber ich konnte mir auch unmöglich hier eine Ladung Heroin in die Adern jagen.
    Mein Gehirn arbeitete fieberhaft. Ich suchte krampfhaft nach einem Ausweg. Ich hatte die Quelle einer riesigen Rauschgiftverteilerorganisation entdeckt und konnte nichts mit meinem Wissen anfangen, solange ich hier festsaß.
    »Kann ich es regelmäßig haben?« fragte ich, um Zeit zu gewinnen. Fenner lachte:
    »Du hast Sorgen! Sei froh, daß du .jetzt mal was hast!«
    Ich wußte, daß er recht hatte. Ein Süchtiger kümmert sich nicht um morgen, für ihn ist nur diese Sekunde wichtig, in der er etwas bekommen kann, was ihm wieder über die nächsten Stunden hilft.
    Mir blieb keine andere Wahl.
    Ich stellte mein Feuerzeug auf den Tisch, legte die gezackte Metallkapsel daneben und die anderen Sachen, die ich in der Drogerie gekauft hatte. Fenner sah mir interessiert zu. Dann meinte er:
    »Hör mal, ich kann dir eine richtige Spritze geben, kostet nicht mehr, ist aber entschieden komfortabler!«
    »Danke, nein!« sagte ich und gab mir Mühe, meine Stimme gleichgültig klingen zu lassen. »Ich bin es schon so gewohnt, es ist nur eine Frage der Übung!«
    »Wie du willst!« sagte er nachgiebig und trank sein kühles Tonic.
    Ich legte mein Taschenmesser auf den Tisch, nahm die kleine Glasflasche mit den Augentropfen, entfernte die winzige Gummiampulle, zog aus dem Saum meines Jacketts eine dünne hohle Nadel, schob sie in die winzige Düse der Gummiampulle und legte die provisorische Spritze auf den Tisch. Dann klappte ich mein Taschenmesser auf, zog den Stöpsel aus der Tablettenröhre, kippte die runden weißen Scheibchen auf die Hand, nahm die letzte weg und ließ die anderen in der gleichen Reihenfolge zurückgleiten.
    Die einzelne Tablette legte ich in den Metalldeckel, schob ihn vorsichtig auf die dünne Klinge meines Ressers und schnippte mein Feuerzeug an. Ich stellte es brennend auf den Tisch, und hielt das Messer mit dem Deckel darüber.
    Fenner beobachtete mich gebannt. Meine Bewegungen waren nicht so schnell und automatisch wie die eines langjährigen Süchtigen, aber das konnte die Nervosität erklären, in der ich mich befand.
    Langsam erhitzte sich der Metalldeckel, und die Tablette begann sich aufzulösen. Als nur noch eine klare Flüssigkeit übrig war, klappte ich das Feuerzeug zu, ließ den Deckel auf die Tischplatte rutschen und nahm die Gummiampulle. Ich drückte die Luft heraus, tauchte die Nadelspitze in die Flüssigkeit und ließ die Ampulle sich vollsaugen. Dann legte ich sie hin.
    Mir wurde allmählich heiß. Ich konnte nicht mehr zurück.
    Ich stand auf, drehte mich weg und schlüpfte aus einem Jackenärmel, während ich die Jacke über dem linken Arm hängen ließ, damit meine Schulterhalfter verdeckt blieb.

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