042 - Dämonenbrut
Räumen des Hotels
aufgehalten, Darling. Wenn jemand in meiner Nähe gewesen wäre, oder mich
beobachtet hätte, wäre mir das nicht entgangen. Du hast dich getäuscht, Honey!«
»Nein, nein
und nochmals nein!« Violetta schüttelte so heftig ihren Kopf, daß ihr langes,
rotgefärbtes Haar in ihr Gesicht flog.
»Du nimmst
mich nicht ernst! Ich möchte so schnell wie möglich weg von hier«, verlegte sie
sich von einer Sekunde zur anderen aufs Bitten. »Ich finde es unheimlich an
diesem Ort.«
Er zuckte die
Achseln. »Das ist leichter gesagt als getan. Wir sind zum Bleiben verdammt.
Wäre ich ein Motor, könnte ich dir präzise Auskunft geben. - Ich nehme mir
jetzt aber ein schönes Stemmeisen aus dem Kofferraum und mache mich auf die
Suche nach deinem geheimnisvollen Schatten. Wenn ich ihm begegne, erkundige ich
mich zunächst höflich, warum er ausgerechnet hier in dieser ungastlichen Gegend
lustwandelt. Wenn er mir dann irgendwie pampig vorkommt, oder ich mich in unmittelbarer
Gefahr sehe, setze ich natürlich mein Stemmeisen ein.«
»Ich habe das
Gefühl, du willst mich zum Narren halten.«
»Auch hier
irrst du gewaltig, wenn ich so sagen darf, Honey. Mir liegt sehr viel daran,
daß du dich in meiner Gesellschaft wohl fühlst. Ich möchte dir die Angst nehmen
und dir beweisen, daß es hier nichts gibt, wovor man sich fürchten muß.«
»Paß auf,
James!«
Er grinste
und war überzeugt, daß Violetta das Opfer einer optischen Täuschung war.
James Rutigan
watete wieder durch den Schlammsee. Er hatte schon kein Gefühl mehr in den
Füßen. Eiskälte kroch seine Beine empor. Es war höchste Zeit, daß er die nassen
Strümpfe wechselte.
Rutigan
umrundete das Haus. Er wollte sich auf kein Risiko einlassen, untersuchte die
Umgebung genau und ließ den Strahl der Taschenlampe über den Boden wandern, um
Fußabdrücke des rätselhaften Besuchers zu finden.
Doch in
unmittelbarer Nähe des Hauses war der Boden durch das überspringende Dach
verhältnismäßig hart und trocken. Außerdem lagen hier Bretter und Steine. James
entdeckte keine
Spuren. Es
hätte ihn auch gewundert. Als er zum Wagen zurückkam, sah Violetta ihn
erwartungsvoll an.
»Nun?« wollte
sie wissen.
»Du siehst an
meinem freudig erregten Gesichtsausdruck, daß die Luft rein ist, und du dich
vor keinem Geist und keinem Schatten zu fürchten brauchst. Ich bin mit
detektivischer Genauigkeit zu Werke gegangen. An der Stelle, die du mir
angegeben hast, gab's nicht mal Fußspuren.«
Violetta
atmete auf, aber ganz überzeugt war sie nicht.
»Du kannst
die Kanone wieder wegstecken, Darling. Aber falls du dich sicherer mit ihr
fühlst, kannst du sie natürlich mitnehmen.«
»Mitnehmen?«
echote Violetta. »Wohin?«
James Rutigan
preßte die Lippen zusammen. Seine Zähne schlugen aufeinander, so sehr fror er.
»Ich muß unbedingt die nassen Sachen ablegen. Und oben in den Zimmern gibt es
sogar noch unbenutzte Handtücher, mit denen ich mich abtrocknen kann. Ich würde
mich bedeutend wohler fühlen, könnte ich jetzt ein heißes Bad nehmen, aber
diesen Komfort bietet das Haus leider nicht mehr. Schade! Doch wir müssen mit
dem zufrieden sein, was wir gefunden haben. Komm rein. In der Nässe und Kälte
kannst du dir den Tod holen?«
Sie zog
selbst fröstelnd die Schultern hoch. Es war kalt geworden im Wagen. Da der
Motor nicht lief, konnte man auch die Heizung nicht anstellen.
»Du hast mich
mißverstanden, Darling«, sagte er ruhig. »Ich meinte das Hotel. Wir haben dort
ein Zimmer, es gibt warme Betten - und die Übernachtung kostet uns nicht einen
Cent.«
»Ich möchte
lieber im Auto bleiben, James.«
»Das ist
Wahnsinn! Du wirst die ganze Nacht über frieren. Dort droben läuft zwar die
Heizung auch nicht auf Hochtouren, aber wir haben, wie schon gesagt,
Federbetten. Komm, ich trage dich durch den See. Einen solchen Tag und eine
solche Nacht erlebst du so schnell nicht wieder!«
Sie rutschte
zu ihm herüber. James trug sie auf den Armen durch die riesigen Pfützen zum
Eingang des Hotels.
Mechanisch
hatte er sich beim Entfernen davon überzeugt, daß die Türen des Wagens
verschlossen waren. Violetta stieg hinter ihrem Begleiter die Stufen empor,
James führte sie in den Raum, der ihm so vertraut war.
Sie ließen
die Taschenlampe brennen. Es war kein besonders anheimelndes und gemütliches
Licht, aber es erfüllte seinen Zweck: die Finsternis zu vertreiben.
James setzte sich
aufs Bett, öffnete seine Schuhe und zog sich dann die
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