042 - Dämonenbrut
dann schalt sie sich eine
Närrin. James war schon vor ihr wach geworden, und sicher hatte er sich sofort
nach unten begeben, um in Ruhe nach dem Wagen zu sehen.
Violetta
stieg aus dem Bett. Nackt, wie sie war, eilte sie zum Fenster. Aber von hier
aus vermochte sie nicht auf die Lichtung vor dem Haus zu sehen.
Mechanisch
fuhr sie mit ihren Fingern durch das zerwühlte Haar. Sie wollte gerade zum Bett
zurückgehen und sich anziehen, als sie Geräusche unten an der Treppe hörte.
Übermütig
sprang sie zur Tür, hielt den Atem an und wartete bis die Klinke
heruntergedrückt wurde. Als James Rutigan mit schleppenden müden Schritten in
den Raum trat, sprang sie ihn von der Seite her an. Rutigan fuhr zusammen.
Violetta starrte in ein bleiches, abgespanntes Gesicht. Rutigans Haar war
verschmutzt und die Augen lagen tief in den Höhlen.
Das hübsche
Mädchen wollte schon fragen, ob er mit dem Wagen zurecht gekommen sei, doch
Violetta brachte nichts mehr über die Lippen. Erschrocken blieb sie einige
Sekunden ruhig.
»Was ist
passiert?« fragte sie dann matt. Sie kannte James lange genug, um zu wissen,
wie er sich verhielt, wenn ihm etwas über die Leber gelaufen war oder wenn ihm
etwas nicht paßte.
Er musterte
sie. Mit fahriger Bewegung strich er sich die verstaubten Haarsträhnen aus der
bleichen Stirn. »Das fragst du?« kam es dumpf aus seiner Kehle. »Mir scheint,
daß du ziemlich vergnügt gewesen bist, als ich hier 'reinkam. Dann hast du mich
also gar nicht vermißt?«
Etwas in
seiner Stimme irritierte und erschreckte sie. »Vermißt? Natürlich habe ich dich
vermißt, als ich eben aufgewacht bin. Ich wollte dich überraschen.«
»Du hast die
ganze Nacht über geschlafen?« Als er ihr diese Frage stellte, glaubte sie, an
ihrem Verstand zweifeln zu müssen.
»Was soll man
sonst in der Nacht tun, Honey? Ich war doch so froh, als du zurückkamst und mir
sagtest, daß alles okay sei. Hast du das vergessen?«
In James
Rutigans stumpfen Augen irrlichterte es. »Ich bin zurückgekommen? «
Violetta wich
zur Seite. Dieses verdammte Haus war verhext, hier spukte es auf eine Weise,
die ihr erst jetzt zu Bewußtsein kam.
Ihre Lippen
zitterten. »Wie ist es geschehen, James?« fragte sie leise. »Warum? Was hast du
erlebt?«
Der Ausdruck
in ihren Augen gefiel ihm nicht. »Du brauchst vor mir keine Angst zu haben,
Darling. Ich bin vollkommen in Ordnung. Ich war in größter Sorge, als ich
erwachte. Ich fürchtete, dir könnte vielleicht etwas zugestoßen sein, nachdem
ich praktisch die ganze Nacht über dort unten bewußtlos gelegen habe.«
Violetta
wurde kreidebleich. Sie preßte die Hände vor den Mund, ein Schluchzen
schüttelte ihren Körper. »Du hast dort unten gelegen? Seit gestern abend? Aber
wer war dann der Mann der sich zu mir ins Bett gelegt hat?«
James
Rutigans Blick wurde eisig.
»Das bist
doch du gewesen, James! Kannst du dich denn nicht mehr daran erinnern?«
Die Worte
streiften ihn wie ein kalter Wind.
Er schüttelte
den Kopf. »Nein, nein. Ich bin erst vor wenigen Augenblicken zu mir gekommen.
Es dauerte eine geraume Weile, ehe ich begriff, wo ich mich befand und was in
der Nacht vorgefallen war. Ich bin froh, daß dir kein Haar gekrümmt wurde.« Er
nahm Violetta in die Arme. Ihr heißer Körper schmiegte sich an ihn. Die junge
Frau schloß zitternd die Augenlider.
Sie redeten
aneinander vorbei, doch James zeigte ihr den Platz, wo er die ganze Nacht
gelegen hatte. Man sah noch den Abdruck seines Körpers.
»Ich weiß
nicht, wer mir aufgelauert hat. Aber du hattest recht gestern abend, als du
sagtest, daß jemand hier ist, der uns beobachtet. Es stimmt! Es ging alles
verdammt schnell, Honey. Der Unbekannte preßte einen Lappen auf meine Nase und
dann weiß ich auch schon nicht mehr, was noch geschah. Das Zeugs hatte
jedenfalls eine durchschlagende Wirkung.«
»James!«
Violettas Augen waren groß wie Untertassen, und sie war nicht fähig, mehr zu
sagen.
Dann zog sie
ihn mit nach oben, weil ihr plötzlich eine Idee gekommen war.
»Als du nach unten
gingst, hattest du Taschenlampe und Gaspistole dabei - nicht wahr? Wie kamen
sie wieder hier auf den Nachttisch?«
Er gab keine
Antwort. Er verstand die Welt nicht mehr. Es war sinnlos, weiter über diesen
gespenstischen Vorfall zu sprechen.
Beide verließen
dieses merkwürdige Hotel so schnell wie möglich. Rutigan ließ Schuhe und
Strümpfe im Zimmer zurück. Im Chevrolet zogen sie sich erst richtig an.
Er stopfte
sein Hemd in die Hose,
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