042 - Dämonenbrut
seinen Vater verschlafen an. »Was ist, Daddy?« klang diese Stimme.
Morgan
wischte sich über die Augen. »Du warst doch eben draußen an der Abstellkammer,
nicht wahr?« fragte er rauh.
Der Junge sah
ihn aus großen Augen an und schien nicht zu begreifen, was sein Vater von ihm
wollte.
Ed Morgan
wurde abgelenkt, sich dieser Sache intensiver zu widmen. Sheila wandte sich an
ihn. Er hatte sie durch sein Verhalten geweckt, das tat ihm leid. Er erwähnte
mit keinem Wort den Vorfall und wollte erst mit sich selbst ins reine kommen.
Halluzinationen?
War er überlastet, übermüdet? Er mußte Parkinson zu Rate ziehen. Vielleicht
wußte der Doktor einen Rat.
Während er in
der Küche das Frühstück zubereitete, fand er keine Gelegenheit, sich um Danny
zu kümmern.
Der Junge war
aus dem Schlafzimmer gelaufen und hantierte im Bad.
Die nächste
Stunde verlief ohne Zwischenfälle. Morgan hatte sich vorgenommen, sich genau zu
beobachten. Wenn er anfing, wahnsinnig zu werden, dann mußten sich auch noch
andere Anzeichen bemerkbar machen. Auf die wollte er achten.
Danny
frühstückte nicht mit ihnen. Er war irgendwo in der Wohnung. Sheila und Ed
vermißten ihn nicht. Es kam oft vor, daß der Junge nach dem Aufstehen nichts aß
und erst eine oder anderthalb Stunden später etwas verlangte.
Nach dem
Frühstück nahm Sheila Morgan noch eine Tablette, auf die sie wieder einschlief.
Ed Morgan
räumte das Geschirr in die Küche, stellte es in die Spüle und ging dann ins
Kinderzimmer, in dem er Danny vermutete. Der Junge hockte auf seinem Bett und
spielte mit Bausteinen. Er sah kaum auf, als Morgan eintrat, so sehr war er in
sein Spiel versunken.
Ed sah seinem
Sohn eine Weile schweigend zu. Der Junge war mit seinen fünf Jahren erstaunlich
weit entwickelt. Danny war größer und stärker als Kinder seines Alters. Man
konnte ihn ohne Übertreibung doppelt so alt schätzen. Auch die geistige
Entwicklung des Jungen entsprach dem Körperwuchs. Anfangs waren die Eltern von
dieser Entwicklung befremdet. Sie glaubten, Danny entwickle sich anormal.
Vielleicht eine Überfunktion der Hypophyse? Aber die Untersuchungen waren positiv
verlaufen. Danny war vollkommen normal. Er war seiner Zeit und seinem Alter nur
voraus. So etwas gab es, sagten die Ärzte.
Gedankenversunken
zog sich Morgan von der Türschwelle zurück, ohne Danny gestört zu haben. Er
suchte die Abstellkammer auf, hob langsam den Deckel des großen Eimers empor
und wollte sich vergewissern, ob er wieder die Halluzination hatte? War es
überhaupt eine Halluzination gewesen?
Er zuckte
zusammen, wühlte wie ein Irrsinniger in dem Eimer und räumte den Abfall heraus.
Keine Spur von dem Pyjama!
Er nahm die
Tapetenreste auseinander und durchsuchte sie. Auch hier nichts.
Ed Morgan
stöhnte und lehnte sich wie ein alter Mann, der sich kaum noch aufrecht halten
konnte, gegen den Türpfosten. Das Blut hämmerte in den Schläfen des Mannes.
Morgan hatte
Mühe, sich an diesem Morgen auf seine Arbeit zu konzentrieren.
Bis zum
Mittagessen hingen die neuen Tapeten an der Flurwand. Blieb nur das
Kinderzimmer noch. Danny half eifrig mit. Er tat es mit Umsicht. Mehr als
einmal fühlte Morgan sich veranlaßt, den Jungen noch mal zur Rede zu stellen,
aber dann sah er ein, wie unsinnig ein solcher Versuch sein mußte.
Am späten
Abend war die Wohnung wieder so weit in Ordnung, daß keine Spuren des
Verbrechens mehr zu sehen waren.
Am dritten
Tag nach dem Mord kam es zu einem Zwischenfall, der Ed Morgan ernsthaft daran
zweifeln ließ, ob er wirklich noch normal war.
Es geschah
beim Abendessen. Sheila bereitete den Toast vor. Danny spielte mit seinen Autos
in der Nähe des Badezimmers, in dem Morgan sich gerade die Hände wusch.
Er redete
Danny mit leiser, freundlicher Stimme an. Dann begann der Junge plötzlich laut
los zu schreien und stürzte in die Küche.
»Was ist denn
jetzt passiert?« Mit noch nassen Händen eilte Ed Morgan durch den Korridor.
Sheila saß
auf dem Küchenstuhl, barg den Kopf des Jungen in ihrem Schoß und streichelte
ihm den Haarschopf.
»Warum hast
du ihn geschlagen?« empfing ihn Sheilas vorwurfsvolle Stimme.
»Geschlagen?
Ich?« Ed Morgan starrte sie an wie einen Geist.
Sheila war
erregt. Sie hatte es nie gemocht, wenn er Danny mal einen wohlverdienten Klaps
versetzt hatte.
»Aber er war
gar nicht bei mir im Bad, Sheila! Hat er behauptet, ich hätte ihn...?« Er
setzte seine Ausführungen nicht fort. Ein vernichtender Blick seiner Frau
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