042 - Dämonenbrut
dieses
Kind!
Es war ein
schöner Junge. Dichtes, blondes, leicht gewelltes Haar. Blaue Augen. Eine
helle, makellose, beinahe mädchengleiche Haut.
Der Knabe
lächelte. »Ich wohne hier«, sagte er.
»Du wohnst
hier?« Rutigan biß sich auf die Lippen. Er war sichtlich überfordert. Wachte
oder träumte er?
»Wo sind denn
deine Eltern?«
Der blonde
Knabe schüttelte den Kopf. »Unsere Eltern sind nicht hier.« Seine Stimme klang
fest, wie die eines Erwachsenen. Er hatte überhaupt etwas an sich, was ihn über
das Verhalten und das Erscheinungsbild seiner Altersgenossen hinaushob.
»Eure
Eltern?« begriff Rutigan sofort. »Seid ihr denn mehrere? Hast du noch
Geschwister?«
»Ja,
mehrere.« Der Junge lächelte. Sein Blick ging zur Asta, die Rutigan in der
Rechen hielt.
Der Erwachsene
schämte sich, daß er noch immer die Waffe entsichert hatte. Er sicherte und
senkte sie, aber ganz plötzlich warnte ihn etwas.
Der Junge
hatte eine Ähnlichkeit, die ihm, James Rutigan erst jetzt in dieser Sekunde
bewußt wurde.
Das Kind, das
Violetta geboren hatte. In dem kleinen, erstaunlich gut entwickelten Gesicht für
ein Neugeborenes hatte Rutigan die gleichen Züge entdeckt!
Hatten der
Junge hier vor ihm - und der Sohn, dessen Mutter Violetta war - denselben
Vater?!
Violetta
hatte ihr Kind hier empfangen.
Die Welt
stand Kopf für Rutigan, und er verstand überhaupt nichts mehr. Die Verwirrung
nahm solche Formen an, daß Rutigan an seinem Verstand zweifelte.
Er starrte
wie hypnotisiert auf die unschuldigen Augen des Knaben, die ihn musterten.
Aber die
waren mit einemmal gar nicht mehr blau!
Sie glühten
rot wie Feuer, und die Pupillen nahmen die Form einer Sichel an.
Raubtieraugen!
Die Augen seines Sohnes!
Für
Bruchteile von Sekunden war James Rutigan wie gelähmt. Alles in ihm sträubte
sich. Das nackte Entsetzen packte ihn.
Der Schädel
veränderte seine Form, wurde größer, als würde man einen Ballon aufblasen.
Dämonische Züge wurden sichtbar. Das schöne Jungengesicht - wurde zur
abstoßenden, widerwärtigen Fratze.
Rutigan riß
die Waffe in die Höhe und drückte ab, ohne eine Sekunde zu überlegen. Aber es
ging nicht. Er hatte die Pistole nicht entsichert.
Und zum
Entsichern kam er nicht mehr. Die lange Klauenhand des teuflischen Wesens
schnellte nach vorn und schlug ihm die Waffe aus der Hand.
Da packte
Rutigan das Grauen. Er lief schreiend davon, und sein Rufen hallte durch den
nächtlichen Wald.
Rutigan
wollte so schnell wie möglich weg. Er rannte auf den dunklen Wagen zu, und
siedendheiß fiel es ihm ein, daß das Fahrzeug grundlos stehengeblieben war.
Vielleicht
aber stimmte nur mit dem Standgas etwas nicht.
Doch noch
während ihm dieser Einfall kam, wußte er, daß das Versagen des Motors mit dem
Standgas überhaupt nichts zu tun hatte. Auch die Scheinwerfer waren erloschen.
Wie in jener
Nacht vor fünf Monaten!
Und schon
damals hatte Violetta behauptet, es gäbe hier etwas, was sie belauerte. Er
hatte es nicht geglaubt. Nun wußte er, daß sie recht hatte.
Der Schweiß
rann in Bächen über Rutigans Gesicht.
Der Fliehende
stolperte, fiel zu Boden und raffte sich wieder auf. Seine Gedanken waren ein
einziges Durcheinander. Er wußte nicht mehr, was richtig und was falsch war.
Er drehte
sich um und stand dem unheimlichen Wesen mit dem Dämonenschädel und den
Teufelskrallen gegenüber, das sich ihm schrittweise näher schob.
Schrittweise
wich Rutigan zurück, die Hände zu Fäusten geballt und darauf gefaßt,
zuzuschlagen, wenn dieses Geschöpf mit dem gespenstischen Äußeren ihn angreifen
sollte.
Der Wagen war
keine Rettung mehr für ihn. Er mußte zur Straße. Solange mußte er sich dieses
unheimliche Wesen vom Leib halten.
Rutigans
Augen waren weit aufgerissen, als könne er nur so jede Einzelheit in sich
aufnehmen und verhindern, daß ihm nichts entging.
Aber genauso
lief er dem Grauen - im wahrsten Sinn des Wortes - in die Arme.
Hinter einem
knorrigen, unbelaubten Baum, nur wenige Schritte von dem Chevi entfernt, löste
sich ein Schatten.
Ein zweites
der unheimlichen Kinder tauchte auf, und Rutigan lief ihm genau in die Arme.
Die langen
unheimlichen Krallenfinger umschlossen seinen Brustkorb.
Der
Amerikaner setzte sich verzweifelt zur Wehr und wollte einen Überwurf
anbringen, um sich von seinem dämonischen Gegner zu befreien. Zu seinem
Entsetzen mußte er feststellen, daß in diesem nur kindergroßen Körper mehr
Kraft steckte, als man glaubte.
Wie
Stahlzangen schlossen
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