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042 - Die Unsterblichen

042 - Die Unsterblichen

Titel: 042 - Die Unsterblichen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Frenz
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entgegen, ohne dass sie einen Menschen ausmachen konnten. Hier gab es weder einen Wachposten noch ein paar neugierige Einwohner.
    Nur einen Halbwüchsigen, der barfuß auf dem Boden spielte. Er trug ein zerrissenes Leinenhemd, das ihm bis über die Knie reichte und durch einen primitiven, um den Bauch geschlungen Strick gehalten wurde. Seine weißblonden Haare wiesen eine Handteller große Tonsur auf dem Hinterkopf auf. Obwohl er die Hufschläge hören musste, starrte er gebannt in den Dreck zu seinen nackten Füßen.
    Matt zügelte seinen Rhiffalo neben dem Jungen. Erst jetzt erkannte er ein im Staub aufgezeichnetes Viereck, in dem einige Erbsen lagen. Den mageren Oberkörper vor und zurück wiegend, brabbelte der Junge leise vor sich hin:
    »Vier gehen rein, einer geht raus. Drei kommen dazu, zwei gehen raus. Fünf gehen rein, sieben gehen raus.«
    Unermüdlich schob er die entsprechende Erbsenzahl mit schnellen Bewegungen in das Karree und wieder zurück. Die Rechnerei schien sein einziges Vergnügen zu sein, denn seine Hände starrten vor Dreck.
    »Hallo Kleiner«, sprach Matt ihn an. »Wir sind auf der Suche nach einem alten Freund. Weißt du, ob sich Fremde bei euch aufhalten?«
    Statt zu antworten, hob der Junge lediglich die Stimme an. So wie ein Kind im Dunkeln pfiff, um sich Mut zu machen, zählte er laut weiter: »Eins, zwei, drei…« Den Blick stur auf den Boden gerichtet, nahm er die Erbsen einzeln auf und legte sie in das Viereck. »… vier, fünf, sechs…« Er hoffte wohl, dass die Fremden einfach verschwanden, wenn er sie ignorierte.
    Matt wollte schon weiter reiten, als Aruula sich lächelnd von dem Rhiffalo herab beugte. Der Schatten ihre linken Brust zeichnete sich deutlich auf dem festgestampften Boden ab.
    »Du brauchst keine Angst vor uns zu haben«, erklärte sie mit freundlicher Stimme.
    Der Junge stockte, als er die geschwungene Silhouette zu seinen Füßen sah. Mit eingezogenem Kopf schielte er vorsichtig zur Seite, bis er die beiden barbusigen Frauen aus den äußersten Augenwinkeln wahrnehmen konnte.
    Die groteske Körperhaltung entbehrte nicht einer gewissen Komik, aber Matt blieb das Lachen im Halse stecken, als er in ein kleines Greisengesicht blickte. Tiefe Falten gruben sich um Mund und Augen, die Kehle wurde von übereinander liegenden Hautlappen umringt. Erst jetzt bemerkte Matt, dass die verschmutzten Hände des Jungen mit Altersflecken übersät waren.
    Als er das Entsetzen der Fremden bemerkte, pendelte sein Blick wieder zurück. Mit lauter Stimme begann er erneut zu zählen, doch eine der Erbsen entglitt den zitternden Händen. Seine Schulterblätter bohrten sich fast durch den zerschlissenen Leinen, so sehr krümmte er sich zusammen. Er musste schon so viel Spott für sein Aussehen ertragen haben, dass er sich wohl keine andere Reaktion mehr darauf vorstellen konnte.
    Matt wollte etwas Tröstendes sagen, doch die Stimmbänder versagten ihm den Dienst. Ehe er sie durch ein Räuspern wieder in seine Gewalt bringen konnte, drang ein lautes Keifen zu ihnen herüber.
    »Mooses! Hör auf, die Fremden zu belästigen. Sieh dir lieber den Kampf an.«
    Das Gezeter stammte von einer korpulenten Frau, die zwischen den Häusern hervor trat. Sie trug einen zerschlissenen Leinenumhang, der ihre drallen Formen kaum bändigen konnte. Ihr Sohn - denn darum handelte es sich bei dem kleinen Greis zweifellos - klaubte seine Erbsen aus dem Staub und rannte zu ihr hinüber.
    Liebevoll nahm sie Mooses in die Arme. Obwohl ihr Gesicht vom harten Leben in der Prärie gezeichnet war, wirkte es wesentlich jünger als das ihres Sohnes.
    Aus zusammengekniffenen Augenlidern sah sie zu Matt und den beiden Frauen herüber.
    »Die Grube befindet sich gleich dort drüben!« Dabei deutete sie zur Dorfmitte. »Wenn ihr euch beeilt, könnt ihr noch Wetten abschließen. Setzt auf Kreuz, meinen Mann, er wird gewinnen.« Ohne ihre Worte weiter zu erklären wandte sie sich mit ihrem Sohn um und marschierte in die angegebene Richtung.
    Matt sah dem seltsamen Pärchen schweigend hinterher.
    »Was ist nur mit diesem Jungen geschehen?«, fragte Aruula schockiert.
    »Er leidet unter vorzeitiger Vergreisung«, erklärte Matt. »Eine Erbkrankheit, die es schon zu meiner Zeit gab. Soviel hat sich in den letzten fünfhundert Jahren verändert, aber ausgerechnet das ist geblieben.«
    »Es gibt immer noch keine Heilung für das Hutchinson-Gilford-Syndrom*«, bestätigte Naoki mit belegter Stimme. Ihr Gesicht wirkte aschfahl,

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