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042 - Die Unsterblichen

042 - Die Unsterblichen

Titel: 042 - Die Unsterblichen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Frenz
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als hätte sie dem Tod ins Auge geblickt. Um den Anblick abzuschütteln, flüchtete sie sich zurück in die Suche nach ihrem Bruder. »Wir sollten zu dieser Grube reiten. Dort wo der Trubel am größten ist, werden wir auch Aiko finden.«
    Gemeinsam passierten sie Dutzende der aus rohen Baumstämmen zusammengefügten Hütten, die von Trappern und Fallenstellern bewohnt wurden. Strenger Wildgeruch hing in der Luft. Er stammte von den unzähligen Holzgestellen, in denen Biisonhäute zum Trocknen aufgespannt waren. Es handelte sich um ein Sommerlager, in dem die Jäger ihre Beute ausnahmen und zu Fellen und Leder verarbeiteten.
    Der Siedlungskern bestand dagegen aus flachen Betonhallen, auf deren Dächern Präriegras und kleine Bäume wuchsen. Einige schwere Planierraupen, die wie stählerne Monumente einer längst vergessenen Zeit vor sich hin rosteten, ließen vermuten, dass hier einst eine Tiefbaufirma angesiedelt war. Der ehemalige Fuhrpark diente nur noch als Kinderspielplatz oder Ausguck.
    Anschwellendes Geschrei lockte Matt und seine Begleiter weiter.
    Hinter einer breiten Halle stießen sie auf einen großen Platz, der von einer lärmenden Menschenmenge umdrängt wurde. An der rechten Seite waren stählerne Abflussrohre zu einer Tribüne aufgeschichtet, auf der sich Männer, Frauen und Kinder drängten, um einen günstigen Blick in die Tiefe zu erhaschen. Wer dort keinen Platz gefunden hatte, stand um eine rechteckige Fläche, die die Ausmaße eines Basketballfeldes besaß. Zuerst konnte Matt nicht ausmachen, was die Menge so brennend interessierte; erst als er näher heran ritt, sah er die Grube, die in der Erde klaffte.
    Sie war gut vier Meter tief und mit Betonwänden ausgeschachtet. Auf den ersten Blick wirkte sie wie ein leeres Schwimmbecken, doch bei den dunklen Schattierungen an den Wänden handelte es sich nicht um einen wasserfesten Anstrich. Es war verkrustetes Blut, das in unzähligen Schichten übereinander klebte! Die Grube musste schon seit Jahrhunderten als Arena für brutale Auseinandersetzungen dienen.
    Die Gesänge der aufgeheizten Menge ergaben plötzlich einen Sinn. »Vier gehen rein, einer kommt raus«, grölten sie immer wieder im Chor.
    Die angetrunkenen Jäger und ihre Frauen, die sich an der Grube drängten, waren raue Gesellen in derber Lederkleidung. Der harte Alltag hatte ihre Gemüter abgestumpft, und so dürsteten sie nach greller Unterhaltung, die sie spüren ließ, dass sie noch am Leben waren. Ihr Interesse galt vier Männer ihres Schlages, die auf einer wackligen Planke langsam in den Pool hinab gelassen wurden. Jeder von ihnen hielt eine Keule in Händen, aus deren Enden lange Stahlnägel ragten.
    Auf ihren entblößten Brustkörben prangten einfache, mit wenigen Pinselstrichen aufge- malte Symbole: Dreieck, Kreis, Quadrat und Kreuz. Auf diese Weise ließen sie sich besser von einander unterscheiden, wenn die Zuschauer ihre Wetten abschlossen.
    Unzählige Bax - einstige Kreditkarten, die nun je nach Seltenheitsgrad als mehr oder minder wertvolle Zahlungsmittel galten -, aber auch Gold und Silberstücke machten die Runde. Es gab offizielle Buchmacher, die das Geld einsammelten und die Quoten festlegten. Auf einer großen Schiefertafel war zu sehen, dass die meisten Zuschauer an eine Sieg von Dreieck glaubten.
    Der Kämpfer mit dem entsprechenden Symbol unterschied sich deutlich von seinen grobschlächtigen Kontrahenten, die ihn alle um mindestens eine halbe Hauptlänge überragten. Seine glatten Gesichtszüge bewiesen, dass er kein Leben in der Wildnis führte. Ausgeprägte Muskelpakete, wie sie eigentlich nur in einem Body Building Studio geformt werden konnten, zeichneten sich unter seiner Haut ab.
    Äußerlich vollkommen ruhig, löste er sich aus dem Pulk der Kämpfer und schritt mit erhobenen Armen durch den Pool, um den frenetischen Applaus der Menge zu genießen. Seinen glänzenden Augen zeugten von der Vorfreude auf den bevorstehenden Kampf.
    An der gegenüberliegenden Mauer ange- kommen, drehte er sich ruckartig um. Seine rabenschwarzen Haare, die er zu einem dicken Zopf gebunden hatte, pendelten zwischen seinen Schulterblättern.
    Er stand nun mit dem Rücken zur Wand; eine gute Ausgangsposition. Noch vor Beginn des Kampfes begann er die anderen Gladiatoren zu belauern, die sich ebenfalls in der Grube verteilten.
    Quietschend wurde die Planke an der Seilwinde empor gezogen. Nun gab es kein Zurück mehr.
    »Vier Mann gehen rein, aber nur einer kommt raus«, verkündete

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