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0420 - Der Magier von Lyon

0420 - Der Magier von Lyon

Titel: 0420 - Der Magier von Lyon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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Führerschein zu fahren, und zweitens schränkt es Ihre Bewegungsfreiheit ein, wenn der Unbekannte Sie abermals unter seine Kontrolle zwingt, um wieder zu morden…«
    »Wieder? Ich habe nicht gemordet!«
    »Ich habe mich etwas mißverständlich ausgedrückt, aber ich denke, Sie wissen, wie es gemeint ist«, gab Zamorra zurück. »Übrigens sollten Sie tatsächlich einen Anwalt nehmen. Die Polizei wird sich bei Ihnen melden und Fragen stellen, wegen des Revolvers. Ich bin sicher, daß Sie keine zufriedenstellenden Antworten geben können, und der Anwalt kann Ihnen vielleicht eine Menge Ärger ersparen.«
    Vaultier nagte an der Unterlippe. »Habe ich — habe ich wirklich auf Sie geschossen?«
    »Ja«, sagte Zamorra. »Aber jetzt wird Teri Sie heimbringen. Sie brauchen bloß an Ihr Haus zu denken und es sich intensiv vorzustellen. Dann sind Sie auch schon da.«
    »He, was…?« stieß Vaultier hervor.
    Teri faßte nach seinem Arm, machte einen Schritt mit ihm vorwärts, und im nächsten Moment waren sie beide verschwunden. Eine halbe Minute später war die Druidin per zeitlosem Sprung wieder zurück. In Mostaches Gaststube wunderte sich niemand darüber. Man kannte die Silbermond-Druiden und ihre heimlich wirkenden Fähigkeiten mittlerweile.
    »Er hat tatsächlich brav an sein Haus gedacht«, sagte Teri. »Himmel, ist das eine Prachtvilla. Dieser Vaultier muß im Geld schwimmen, aber ich wette mit dir, Zamorra, daß er morgen nicht seinen Anwalt, sondern einen Psychiater konsultiert, weil dieser Blitztransport ihn fürchterlich durcheinander gebracht hat und er kaum noch weiß, ob er Männlein oder Weiblein ist.«
    »Er wird seine Hausbar plündern und sich bis zur Oberkante Unterlippe abfüllen«, prophezeite Zamorra. »Wenn er sich richtig genug betrinkt, weiß er nach seinem morgigen Erwachen schon nichts mehr davon…«
    Und dann dachte er wieder an Tibor Thibaut, der ihm morgen abend eine Sitzung gewähren wollte. War Thibaut wirklich der Unheimliche, der anderen Menschen hypnotische Blockierungen verpaßte und sie mit seinem Willen dazu zwang, zu Mördern zu werden?
    Und - wann war Zamorra an der Reihe, kontrolliert zu werden?
    Unwillkürlich tastete er nach dem Amulett, das vor seiner Brust hing. »Warum tust du nichts dagegen?« murmelte er.
    Aber die handtellergroße Silberscheibe mit den komplizierten Zeichen und Symbolen antwortete ihm nicht.
    ***
    Zamorra schlief in dieser Nacht nicht gut. Zweimal erhob er sich für ein paar Stunden, las oder versuchte ein wenig vom stets anfallenden Papierkrieg zu erledigen, den sonst Nicole routiniert übernahm. Erst in den Vormittagsstunden, als Teri Rheken bereits wieder erwachte, fand er die nötige Bettschwere, die auch seine Alpträume nicht mehr wiederkehren ließ. Alpträume, die ihm immer wieder zeigten, wie er unter hypnotischer Kontrolle eines Unbekannten mordete!
    Gegen fünfzehn Uhr weckte Raffael ihn. Zamorra fühlte sich wie gerädert, und erst eine Kanne Kaffee und eine Stunde Solo-Training im Fitneßraum sorgten dafür, daß er sich wieder halbwegs als Mensch empfinden konnte und nicht als nasser Lappen.
    Teri tauchte auf, als er geduscht, sich angekleidet und am ›Frühstückstisch‹ erschienen war. »Du Langschläfer!« hielt sie ihm schmunzelnd vor. »Während du deine Bettfedern flachbügelst, lesen andere Leute die Zeitung und müssen feststellen, daß es in Vienne einen Mord gegeben hat. Eine Frau namens Valerie Magnon hat einen Supermarkt-Leiter auf offener Straße niedergeschossen. Mit einem Pistölchen, das allein von der Größe her in keiner vernünftigen Handtasche Platz findet und als Damenwaffe mehr als unüblich ist.«
    »Vienne?« Das lag zwanzig oder dreißig Kilometer südlich von Lyon, paßte damit noch erstklassig in den Kreis, an dessen Rand St. Etienne lag. Demzufolge konnte dieser neue Mordfall ins Bild passen. »Und die Frau kann sich an den Mord nicht erinnern?«
    »Nicht im mindesten, wenn man dem Pressebericht trauen darf. Der Reporter verweist auch auf den erst ein paar Tage zurückliegenden Fall Roquet, zu dem Parallelen sichtbar wurden. Auch Madame Magnon kannte diesen Supermarkt-Leiter nicht mal vom Hörensagen. Es gibt zwischen Opfer und Täter keine Beziehung.«
    »Bloß Vaultier fällt aus dem Rahmen«, murmelte Zamorra, »weil er sein Opfer Zamorra doch kannte. Oder… warte mal.« Er sah Teri an. »Könnte es nicht sein, daß dieser magisch-hypnotische Block auch die Erinnerung an ein vorheriges Kennenlernen des

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