0420 - Der Magier von Lyon
jetzt vor Zorn. »Wie kommen Sie dazu? Wer hat Ihnen das erlaubt? Das ist eine bodenlose Unverschämtheit, und ich werde Sie dafür verklagen…«
Er verstummte. Telepathie - wie wollte er die vor Gericht nachweisen?
Daß Teri per zeitlosem Sprung bei ihm im Wagen aufgetaucht war, ihn zum Stoppen gezwungen hatte und ihn nach dem Aussteigen hierher geschafft hatte, wußte er nicht. Seine Erinnerung setzte erst in dem Moment ein, als Teri mit ihm hier in Mostaches Lokal auftauchte. Das zeigte sich, als Lafitte ihn fragte, wo denn der Wagen stände, daß man ihn ohne größere Mühen hierher holen könne.
»Mein Wagen? In der Garage… verdammt, ich weiß doch gar nicht, wie ich hierher gekommen bin. Vielleicht ist das alles nur ein böser Traum… ich bin doch nicht verrückt, zu fahren, wenn mir doch gerade der Führerschein abgenommen worden ist…«
Daß er sich nicht in einem Alptraum befand, zeigten ihm die beiden Polizeibeamten, die draußen vorgefahren waren und jetzt eintraten. Einer von ihnen kannte Zamorra und nickte ihm zu. »Was ist passiert? Haben Sie uns alarmiert?«
»Falscher Alarm«, sagte Zamorra. »Es war ein Mißverständnis. Schön, daß Sie so schnell gekommen sind, aber es war nicht nötig.«
»Moment mal. So einfach geht das nicht. Mißverständnisse mögen wir nicht. Hier soll geschossen worden sein.«
Der andere hatte den Revolver auf dem Tisch erspäht. »Was ist das für eine Waffe? Wem gehört sie?«
»Ihm«, sagte der Posthalter, der Zamorras Zurückhaltung nicht verstand, und deutete auf Vaultier.
»Er hat sie gefunden, brachte sie herein und wollte den Fund telefonisch melden«, sagte Teri schnell. »Beim Betrachten der Waffe lösten sich zwei Schüsse.«
Mostache begriff etwas schneller. »Ich hab’s nur gehört und im Reflex angerufen. War aber wohl etwas falsch. Na ja, kann passieren.«
»Und das sollen wir glauben?« fragte der Beamte mißtrauisch und sah in die Runde.
»Nach Möglichkeit«, bat Teri ruhig. »Zu Ihrer Beruhigung: es wurde niemand verletzt.«
Der Beamte hatte die Waffe vorsichtig aufgenommen und überprüfte die Trommel. »Zwei Patronenhülsen sind leer.«
»Richtig. Zwei Schüsse fielen durch ein Versehen«, sagte Teri. »Hatte ich das nicht schon erwähnt?«
»Ein Schuß kann sich aus Versehen lösen, aber zwei?« Der Polizist, der Zamorra kannte, schüttelte den Kopf. »Hier stimmt doch was nicht. Sie hatten die Waffe gefunden? Wann und wo?« wandte er sich an Vaultier.
»Ich sage dazu heute und hier gar nichts«, erwiderte Vaultier. »Sie wollen mir einen Strick drehen, wie? Das läuft nicht, Monsieur. Nichts mehr ohne meinen Anwalt.«
»Die Waffe ist beschlagnahmt. Ihre Personalien bitte. Ihre auch«, wandte er sich an Teri Rheken. Während er Ausweise prüfte und sich Notizen machte, suchte der andere nach den abgeschossenen Kugeln, konnte aber nur eine finden. »Die andere sollen die Kollegen von der Spurensicherung aufspüren«, resignierte er schließlich. »Sie hören von uns, Monsieur Vaultier, und auch Sie, Miß Rheken. Bleiben Sie länger in Frankreich?«
»Kann ich noch nicht sagen.«
»Wenn Sie wieder abreisen, setzen Sie sich mit unserer Dienststelle in Feurs umgehend in Verbindung.«
Sie zogen ab. Vaultier war wieder auf den Stuhl zurückgesunken und wischte sich mit einem spitzenbesetzten Tuch den Schweiß von der Stirn. »Ich begreife das alles nicht«, keuchte er. »Was ist hier bloß passiert?«
»Jemand hat Sie hypnotisch gezwungen, auf mich zu schießen«, sagte Zamorra. »Ebenso, wie Roquet zum Morden gezwungen wurde, bloß hat es bei Ihnen nicht so geklappt.«
»Hypnotisch… das wäre eine Lösung«, brummte Vaultier. »Aber zum Teufel, warum? Und vor allem: wer?«
»Haben Sie außer mit Thibaut noch mit anderen Leuten zu tun gehabt, die wie er Magier sind oder sich so nennen?«
Vaultier schüttelte den Kopf. »Aber das würde dann bedeuten, daß Thibaut mich hypnotisiert hat…?«
»Ich weiß es nicht, aber es liegt nahe. Ich werde erfahren, ob auch Roquet bei ihm war«, sagte Zamorra.
»Der Kerl gehört eingesperrt!« fauchte Vaultier. »Mich zu hypnotisieren… so etwas darf doch nicht wahr sein. Ziehen Sie ihn aus dem Verkehr, Zamorra!«
Der Parapsychologe nickte. »Ich tue mein Bestes, aber erst müssen wir es ihm beweisen können, Vaultier. Ich denke, Teri wird Sie nach Hause bringen. Ihr Wagen bleibt wohl besser hier. Dann kommen Sie erstens nicht in Versuchung, vielleicht aus freiem Willen ohne
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