0420 - Der Magier von Lyon
dir einfach vor, das hier wäre auch einer«, sagte er.
An der nächsten Postdienststelle fand er zu seiner Verblüffung auf Anhieb einen Parkplatz. Drinnen wälzte er das Telefonverzeichnis von Vienne, das ihm im Château Montagne fehlte.
Der Name Magnon kam nur einmal vor.
Zamorra telefonierte. Nach dem siebten Durchläuten meldete sich eine etwas heisere Männerstimme. »Magnon?«
»Zamorra«, sagte er nur. »Ich habe nur eine Frage an Sie, die mir bei unseren Ermittlungen weiterhelfen könnte. Ist Ihrer Frau beziehungsweise Ihnen der Name Tibor Thibaut bekannt?«
Magnon am anderen Ende der Leitung atmete tief und heftig. Zamorra lauschte gespannt. Es war ein Schuß ins Blaue gewesen. Immerhin hätte es sein können, daß dieser Magnon mit der Mörderin Valerie Magnon nicht mehr als den Namen gemeinsam hatte.
Im nächsten Moment wurde aufgelegt.
Zamorra wählte noch einmal, aber niemand hob ab. Er konnte verstehen, daß Monsieur Magnon so reagierte. Wer hatte es schon gern, daß Familienmitglieder in Mordfälle verwickelt werden und Augenblicke später die Presse an der Haustür und am Telefon Sturm lief? Zamorra hatte absichtlich keine Erklärungen abgegeben, um mit seinem ›Überfall‹ Magnon zu verblüffen und zu einer Antwort zu verleiten. Aber Magnon hatte ein paar Sekunden zu lange überlegt.
Zamorra erfuhr die Adresse aus dem Telefonbuch.
Er fuhr hin.
Teri Rheken blieb im Wagen sitzen, den Zamorra vor einer Einfahrt parken mußte, weil an der ganzen Straße nirgendwo eine Möglichkeit war, ihn abzustellen. Falls die Hauseinfahrt benutzt wurde, konnte Teri den BMW zur Seite rangieren.
Zamorra betrat das mehrstöckige Wohnhaus. Magnon wohnte im dritten Stock. Dort lehnte Zamorra seinen Finger gegen den Klingelknopf.
Schritte ertönten.
»Was zum Teufel ist denn jetzt schon wieder?« hörte er die heisere Stimme schimpfen. Die Tür wurde so weit geöffnet, bis die Sicherheitskette sperrte. »Wer sind Sie?«
»Ich hatte vorhin angerufen, aber ich bin kein Reporter, Monsieur. Bitte… es geht um Ermittlungen in einem ähnlich gelagerten Fall. Nur diese eine Antwort, dann bin ich wieder fort.«
Sein Aussehen war anscheinend überzeugend genug, daß Magnon ihm nicht sofort die Tür vor der Nase zuschlug. »Wie hieß der Kerl, den Sie erwähnten? Thibaut? Ja, bei dem war sie. Irgend so ein Zauberkünstler, ein Veirückter, der anderen Leuten das Geld aus der Tasche zieht mit seinen faulen Tricks. Ich habe Valerie immer davon abgeraten, sich mit ihm einzulassen. Hat er etwa mit der Sache zu tun?«
»Das versuchen wir gerade herauszufinden, Monsieur-Magnon. Wie oft hat Ihre Frau diesen Thibaut konsultiert?«
»Zwei Mal, dann habe ich ihr klargemacht, daß es auch andere Möglichkeiten gibt, horrende Geldsummen aus dem Fenster zu werfen oder zu verbrennen. Wenn Sie kein Reporter sind, zu welcher Polizeiabteilung gehören Sie dann? Zur Mordkommission nicht, denn die Leute kenne ich alle. Darf ich mal Ihren Dienstausweis sehen?«
»Ich habe nicht behauptet, Polizist zu sein, Monsieur«, sagte Zamorra höflich. »Ich ermittle in privatem Auftrag und danke Ihnen für die Information.«
»Scheren Sie sich zum Teufel!«
Die Tür flog krachend ins Schloß.
Immerhin wußte Zamorra jetzt, was er in Erfahrung bringen wollte. So sparte er sich die Mühe, wie gestern via Rechtsanwalt eine Sprecherlaubnis mit der Inhaftierten zu erreichen. Das wäre ihm nicht erspart geblieben, wenn Monsieur Magnon ihm keine Auskunft erteilt hätte.
Zamorra ließ sich wieder hinter das Lenkrad des BMW fallen. Er nickte Teri zu. »Sie war bei Thibaut. Zweimal.«
»Also verdichtet sich der Verdacht gegen ihn…«
Zamorra nickte. Er steuerte die nächste Telefonzelle an. Von dort aus setzte er sich mit Mondee in Verbindung. Der Anwalt wollte gerade seine Kanzlei schließen und nach Hause gehen. Entsprechend mißmutig zeigte er sich über Zamorras Anruf.
»Bitte, Monsieur, können Sie Ihren Mandanten fragen, ob er einen Tibor Thibaut kennt?«
»Heute nicht mehr, Zamorra!« knurrte Mondee. »Ich will meine Ruhe haben… aber warum fragen Sie ihn nicht selbst? Wenn Sie in zwanzig Minuten hier sind, können Sie mit einem meiner Mitarbeiter zum U-Gefängnis fahren. Der macht heute sowieso jede Menge Überstunden und kann Sie mit meiner Vollmacht zu Roquet bringen…«
»Lassen die uns denn jetzt überhaupt noch ’rein?«
»Sicher«, erwiderte Mondee. »Noch was?«
Zamorra kannte sich in Lyon aus und wußte, wie er die
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