0420 - Sie holten sich den grauen Joe
Interessante festhielt.
Und es wurde langsam interessant.
***
Die Wagen fuhren mit eingeschalteten Nebelscheinwerfern. Es wurde derart trüb und diesig, dass man kaum noch die Hausnummern erkennen konnte.
In der Eingangshalle des Polizeihauptquartiers sprang der Minutenzeiger auf fünf nach sechs. Ein Beamter telefonierte gerade, während der andere auf der Schreibmaschine hämmerte. Das grelle Neonlicht an der Decke tauchte die Wachstube in gleißende Helle.
Über die Kreuzung Louis Street -Main Street rollte ein Möbelwagen mit grellbunter Aufschrift. Der Fahrer schaltete in den zweiten Gang und trat das Gaspedal durch. Der Laster befand sich noch etwa zweihundert Yards von der Polizeistation entfernt. Die Lichter waren voll aufgeblendet. Als vor ihm ein langsam fahrender Ford auftauchte, legte sich der Fahrer auf die Hupe. Das schrille Geräusch und die wie böse Triefaugen aussehenden Scheinwerfer veranlassten den Ford-Lenker, die Straße zu räumen. Dicht neben ihm rauschte der mächtige Brummer über die Main Street. Verblüfft sah der Mann im Ford zu, wie der Möbeltransporter plötzlich auf die linke Seite ausscherte und dann einen großen Bogen nach rechts beschrieb. Es gab keine Kreuzung oder Einfahrt, die er hätte nehmen können.
Aber das hatte der Fahrer gar nicht vor. Konzentriert schätzte er die Entfernung. Das Lenkrad war mit ein paar Hammerschlägen so verklemmt worden, dass es sich nur schwer bewegen ließ. Dadurch lief der Wagen auch nicht wieder von allein geradeaus, wenn man das Lenkrad einschlug und dann losließ.
Gerade das tat der Fahrer. Er kuppelte aus, legte den Leerlauf ein und öffnete die linke Tür. Der Möbelwagen befand sich genau auf vorgeschriebenem Kurs und hielt ihn weiter. Geschickt sprang der Fahrer ab. In seinem schwarzen Anzug war er kaum zu entdecken, als er sich jetzt geduckt auf die andere Straßenseite begab. Genau in dem Moment, da der Möbelw.agen mit voller Wucht seinen Kühler in die weiß gekalkte Hauswand bohrte.
Das Gebäude erzitterte in seinen Grundfesten. Mit hellem Klang fiel das große Messingschild zu Boden, auf dem in schwarzen Buchstaben, Police Headquarter stand. Die elektrische Uhr in der Wachstube fiel klirrend zu Boden. Erschrocken flitzten die beiden Beamten in Deckung.
Der Telefonhörer baumelte an der Strippe. Putz rieselte von den Wänden. Krachend hatte sich die Eingangstür mitsamt dem Rahmen langgelegt. Das Licht erlosch, und ein Geschmack von Staub und Wasserdampf hing in der Luft. Zischend lief das 80 Grad heiße Kühlwasser aus, vermischt mit Benzindampf, der aus der geborstenen Leitung strömte.
Der Fahrer des Unfallwagens kümmerte sich nicht darum. Er wusste genau, wohin er sich wenden musste. Wie ein Wiesel kletterte er an dem 10 Fuß hohen Maschendrahtzaun empor und ließ sich auf der anderen Seite hinunter fallen. Er landete weich auf dem Rasen und huschte zwischen Büschen zur Rückwand. Hier befanden sich zu ebener Erde die beiden Zellen, und Ciro befand sich in der linken. Getrennt von der Außenwelt durch eine massive Ziegelwand und drei Eisenstäbe, von denen jeder einen Zoll stark war.
Doch dafür war vorgesorgt. Während die Sirene auf dem Dach losheulte und Feueralarm gab, holte der Mann zwei Pakete aus seiner Hosentasche. Sie waren nicht größer als Zigarettenpackungen. Er rief ein paar gedämpfte Worte und erhielt sofort Antwort.
Mit wenigen Worten setzte er seinen Komplizen ins-Bild. Er sah die gestreckte Hand, die Ciro durch die Gitterstäbe streckte, und warf ihm die beiden Päckchen zu. Eine Schachtel Streichhölzer folgte. Der Plan war so gut vorbereitet, dass er in wenigen Minuten auszuführen war.
Mit dem anhängenden Klebestreifen befestigte Ciro die Päckchen an zwei Gitterstäben. Er lauschte kurz an der Zellentür und hörte das aufgeregte Getrampel vieler Füße. Aber durch die Aufregung, die der Unfall verursachte, hatte niemand Zeit, sich um ihn zu kümmern. Er konnte beruhigt die Zündschnüre in Brand setzen und sich dann platt auf den Boden werfen. Die Augen fest geschlossen, zählte er bis fünf. Dann gab es eine grelle Stichflamme und ein heftiges Zischen.
Funken sprühten bis zu ihm hin. Er wartete noch drei Sekunden, dann sprang er auf. Die volle Wasserkanne stand neben der Pritsche.
Mit beiden Händen fasste er sie und leerte den Inhalt über die noch rot glühenden Stümpfe, die von den massiven Eisenstäben übrig geblieben waren. Der Rest war durch die hochbrisante Masse einfach
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