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0424 - Das lebende Bild

0424 - Das lebende Bild

Titel: 0424 - Das lebende Bild Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Polizist. Kannten Sie auch Robert Moor?«
    Er schaute mich wieder sehr prüfend an, so daß es mir schon unangenehm war. »Er war ein Kunde von mir.«
    »Sie haben schon mit den deutschen Kollegen gesprochen?«
    »Sehr lange sogar.«
    »Was ist dabei herausgekommen?«
    Bilder-Franz drehte sich um. Er verschwand zwischen den Staffeleien, so daß mir nichts anderes übrig blieb, als ihm zu folgen. Auf dem Weg machte ich mir über ihn meine Gedanken.
    War dieser Mensch tatsächlich so seltsam und ungewöhnlich, oder spielte er mir etwas vor? Ich hatte bisher einige Antiquitätenhändler kennengelernt und allesamt schon als etwas außergewöhnlich eingestuft. Es war eben eine Kastefür sich. Auch dieser Bilder-Franz gehörte dazu. Das machte ihn nicht unbedingt verdächtig.
    Er führte mich in sein Büro. Ich mußte mich ducken, als ich unter dem Türbalken herschritt, da er ziemlich niedrig war. Ein Schreibtisch, zwei offene Rollschränke und zwei kleine Sessel bildeten die Einrichtung.
    »Nehmen Sie Platz!« sagte der Mann.
    Ich setzte mich, während er stehenblieb und seine Hände in die Jackentaschen steckte. »Der Mann hat das Bild bei mir gekauft«, erklärte er.
    »Das war ja klar.«
    »Und was ist Ihnen dann unklar?«
    »Wissen Sie, Herr…«
    »Sagen Sie ruhig Franz.«
    »Okay, Herr Franz. Ich habe Zeit gehabt, mich in Ihrem Laden umzusehen. Die Bilder, die Sie hier ausgestellt haben, sind sehr interessant für einen Sammler. Ich bin keiner. Mich beschäftigten auch mehr die Motive, und da war ich doch verwundert. Sie passen nicht zu dem Bild, das Sie Herrn Moor verkauft haben.«
    Bilder-Franz zog die Mundwinkel nach unten. »Ja, ich gebe zu, daß es ein etwas ungewöhnliches Bild war.«
    Ich lachte auf. »Ungewöhnlich, sagen Sie? Das war ein Horror-Gemälde. Eine Vision des Schreckens. Monster brechen eine Tür auf und fliehen aus der brennenden Wohnung. Geschöpfe, die eine Mischung zwischen Gorilla und Werwolf darstellen…«
    »Haben Sie das Bild gesehen, Herr Sinclair?«
    »Man hat es mir beschrieben.«
    »Dann hat man Ihnen die Wahrheit gesagt.« Er setzte sich jetzt ebenfalls. »Nur würde es mich interessieren, was Sie von mir wollen. Ich habe das Bild verkauft. Das ist mein Geschäft, wie Sie sicherlich wissen. Zudem kann ich mir nicht vorstellen, daß mein Bild etwas mit dem Mord an dem Oberkommissar zu tun gehabt hat.«
    »Ich ziehe es in Zweifel.«
    »Das müssen Sie mir erklären.«
    »Gern.« Ich legte meinen Arm über die Lehne. »Es gibt Bilder, die lösen etwas in einem Menschen aus. Die einen stimmen ihn fröhlich und ausgelassen. Dann wiederum existieren Gemälde, deren Motive den Betrachter in eine depressive Stimmung versetzen können. Ich denke da nur an die Hinterlassenschaft eines Hieronymus Bosch.«
    »Weiter.«
    »Zum dritten gibt es Bilder, die gefährlich für den Käufer werden können. Und das muß bei Robert Moor der Fall gewesen sein. Das Bild hat einen unheilvollen Einfluß auf ihn ausgeübt, Franz. Ich bin davon fest überzeugt. Jetzt möchte ich von Ihnen folgendes wissen. Wie alt ist es, von wem haben Sie das Bild, und wer hat es gemalt?«
    Bilder-Franz lächelte schmal. »Ist ein bißchen viel auf einmal, finden Sie nicht auch?«
    »Wir haben doch Zeit. Sie brauchen sich auch um keinen Kunden zu kümmern.«
    »Im Winter ist es immer ruhiger.« Er legte die Stirn in Falten.
    »Ja«, sagte er leise. »Sie haben mir sehr viele Fragen auf einmal gestellt. Das Bild ist tatsächlich einige hundert Jahre alt. Ich habe es praktisch geschenkt bekommen. Ein Bekannter, der Nürnberg verließ, um in die Fremde zu gehen, wie man so schön sagt, hat es mir überlassen. Das ist alles, mehr kann ich Ihnen nicht sagen.«
    »Wenn es so alt ist, wie Sie gesagt haben, war es sicherlich auch wertvoll?«
    »Ja.«
    »Und den Preis konnte ein Polizist bezahlen?«
    Mein Gegenüber begann falsch zu lächeln. »Hätte das Gemälde ein Stilleben gezeigt, wäre es sicherlich unbezahlbar gewesen. Das Motiv war aber so schrecklich, daß es die Kunden abstieß. Ich hätte es nie verkaufen können und habe es dem Mann deshalb zu einem Freundschaftspreis überlassen.«
    »Wieviel?«
    »Zweitausend.«
    »Das ist schon eine Menge Holz.«
    »Es kommt auf den Standpunkt an.«
    »Für mich ist es das jedenfalls. Aber es kommt noch etwas hinzu. Anscheinend muß das Bild für eine gewisse Gruppe Menschen sehr wertvoll gewesen sein, sonst hätte man es nicht gestohlen.«
    »Ich hörte davon.«
    »Herr Franz«, sagte

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