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0424 - Das lebende Bild

0424 - Das lebende Bild

Titel: 0424 - Das lebende Bild Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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ich und schüttelte den Kopf. »Sie versuchen, mich hinzuhalten. Ich habe das Gefühl, als wüßten Sie mehr, aber Sie halten sich zurück und wollen mir nichts sagen. Stimmt das?«
    Es klingelte. Ausgerechnet jetzt, wo ich dabei war, den Mann in die Enge zu treiben.
    Bilder-Franz stand auf. »Sie entschuldigen mich, Herr Sinclair. Kundschaft. Aber bleiben Sie noch im Büro, ich bin gleich zurück. Es dauert bestimmt nicht lange.«
    Etwas schwerfällig ging er davon und ließ mich mit meinen trüben Gedanken und Vermutungen allein.
    Für mich war dieser Bilder-Franz ein seltener Vogel. Aber auch ein gefährlicher?
    Ich sah mich in seinem Büro um. Bilder entdeckte ich hier nicht an den Wänden, aber mir gegenüber hing ein Tuch an der Wand, das etwas verdeckte. Jedenfalls sah ich die Umrisse des Gegenstandes, die sich schwach unter dem Tuchstoff abzeichneten.
    Das konnte ein Bild sein.
    Wenn ja, aus welch einem Grund hatte es der Mann verdeckt?
    Als Polizist muß man eine gewisse Neugierde besitzen. Davon sprach auch ich mich nicht frei, deshalb stand ich auf und ging auf das Bild zu. An der offenstehenden Bürotür mußte ich noch vorbei.
    Ich warf einen vorsichtigen Blick in den Verkaufsraum, sah weder etwas von dem Besitzer noch dem Kunden und ging die restlichen Schritte auf das unter dem Tuch hängende Bild zu.
    Das Tuch hing an kleinen Haken oberhalb des Bildes. Ich brauchte es nur zur Seite zu schieben. Das tat ich und legte es auf den dicken Rahmen an der Oberseite.
    Dann ging ich einen Schritt zurück, um das Gemälde besser betrachten zu können.
    Es zeigte einen mittelalterlich gekleideten Mann. Er trug keine Rüstung, sondern ein Wams, Stiefel und eine enge Hose. Auf dem Kopf saß schief eine Mütze, die Ähnlichkeit mit einem Barett hatte.
    Die Mütze wurde von einer bunten Pfauenfeder geschmückt. Der Mann hatte beide Hände in die Hüften gestützt. Auf seinen Lippen lag ein verwegenes Lächeln, und am Kinn wuchs ein grauer Knebelbart. Der Säbel an seiner linken Seite steckte in einer ledernen Scheide.
    So sah ein Kämpfer des Mittelalters aus. An und für sich war an diesem Bild nichts Besonderes. Es hätte mich aber nicht weiter gekümmert, wenn mir diese Gestalt nicht bekannt vorgekommen wäre. Ich hatte diesen Mann schon einmal gesehen.
    Und zwar lebend, als mich eine Dimensionsreise in diese Zeit zurückgeschleudert hatte.
    Der Mann auf dem Bild war kein Geringerer als Hector de Valois, einer der Templer-Fürsten und der Mann, der in mir wiedergeboren war…
    ***
    Mich traf nicht der Schlag, ich bekam auch keine weichen Knie, ich spürte nur, wie sich mein Herzschlag beschleunigte.
    Mit allem hätte ich gerechnet, damit allerdings nicht. Das war eine der Überraschungen im Leben, mit denen man immer wieder konfrontiert wird.
    Hector de Valois!
    Der Templer, der Ritter, der Mann, der sich vorgenommen hatte, gegen die Kräfte der schwarzen Magie zu kämpfen und der Hölle ein Bein zu stellen. Der damals mein Kreuz besessen hatte und der von den Horror-Reitern gejagt worden war, als sich die Organisation der Templer in zwei große Gruppen spaltete, wobei die eine dem Götzen Baphomet diente.
    Bei dem Wort Baphomet dachte ich wieder an Will Mallmanns Aussagen. Er hatte davon berichtet, daß die beiden Killer ein B auf ihren Pullovern getragen hatten.
    Jetzt bekam dieser Buchstabe für mich eine völlig andere Bedeutung. Im Zusammenhang mit diesem Bild ebenfalls, denn Hector de Valois und Baphomet waren Todfeinde gewesen.
    Der große Anführer der Templer war tot. Ich hatte sogar sein Grab gesehen und wußte, daß er zu einem silbernen Skelett geworden war, aber Baphomet existierte noch.
    Ich hatte ihn als eine Mischung aus Mensch und Dämon kennengelernt, manifestiert in der Person eines gewissen Vincent van Akkeren, der sich auch Grusel-Star nannte, weil er einige Male Horrorfilme auf seiner Yacht gedreht hatte.
    Schloß sich hier in Nürnberg wieder ein Teil des Kreises? Nürnberg ist eine Stadt mit einer sehr interessanten Geschichte. Berühmte Männer haben hier gelebt, wie der Maler Albrecht Dürer, dessen Bild der vier Reiter der Apokalypse weltberühmt geworden ist.
    Und gerade diese vier Reiter, die Horror-Reiter, kannte ich ebenfalls. Sie waren Gefolgsleute der Baphomet-Diener.
    Lange brauchte ich nicht darüber nachzudenken, denn ich hatte das Gefühl, mitten in ein Wespennest getreten zu sein.
    War tatsächlich ein Kunde gekommen, oder hatte mich dieser Mann bewußt allein gelassen?

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