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0427 - Die Knochen-Küste

0427 - Die Knochen-Küste

Titel: 0427 - Die Knochen-Küste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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sie in die Breite zog. Das Lächeln war kalt, beinahe grausam, und es paßte nicht zu einem Jungen wie Matthias, den seine Mutter oft genug als ein fröhliches Kind bezeichnet hatte.
    Das Gewehr!
    Deutlich stand es vor seinem Auge. Er wußte, wo es sich befand. In einem Schrank, der wiederum in einem kleinen Seitenflur stand. Der Schrank war verschlossen, aber er wußte, wo der Schlüssel lag. In einem kleinen Kästchen aus Schmiedeeisen mit einer Stangentür.
    Er brauchte es nur zu öffnen, den Schlüssel an sich zu nehmen, der Rest war einfach.
    Wie man mit einem Gewehr schoß, wußte er auch. Sein Vater hatte ihn zwar nie schießen lassen, dafür hatte er zuschauen können und sich die einzelnen Vorgänge sehr gut eingeprägt.
    Und so machte er sich auf den Weg. Irgend jemand hatte ihm einen innerlichen Ruck gegeben. Als er sein Zimmer verließ, hörte er wieder die Stimme. »Ja, so ist es brav, Junge. Du bist auf dem richtigen Weg, um reich und mächtig zu werden.«
    Reich und mächtig, das wollte er sein.
    Matthias ging weiter. Nicht locker, sondern verkrampft, weil er ja wußte, daß er einen Diebstahl begehen würde. Noch nie im Leben hatte er bisher gestohlen, heute sollte sich dies ändern.
    Auf dem Weg zum Ziel begegnete ihm niemand. Seine Mutter war wahrscheinlich in der Küche, der Vater im Arbeitszimmer. Die Voraussetzungen waren günstig.
    Als er vor dem Schrank stand, schaute er auf die Waffe. Sie war ziemlich schwer, das wußte er.
    Wenn man schoß, mußte man, so hatte es ihm der Vater gesagt: Den Kolben gegen die Schulter drücken, um so den Rückstoß besser auffangen zu können. Sein Dad hatte die Waffe mal als ein automatisches Repetiergewehr bezeichnet.
    Den Schlüssel brauchte er nicht. Was er nicht für möglich gehalten hatte, war eingetreten.
    Die beiden Türen des Glaskastens schwangen auf, als würden unsichtbare Hände sie bewegen.
    Staunend stand der Junge vor diesem Phänomen. Er bekam den Mund kaum zu und atmete heftig.
    Automatisch wischte er sich den Schweiß von der Stirn. Er war so aufgeregt wie noch nie zuvor in seinem Leben. Als er nach dem Gewehr griff, wußte er, daß er noch zurück konnte, aber das traute er sich nicht mehr.
    Matthias übersprang auch die letzte Hemmschwelle. Kaum berührte seine Hand den Kolben, als der Ausdruck in seinen kindlichen Augen wechselte.
    Die Blicke bekamen etwas Hartes, Kaltes. Jede Spur von Kindlichkeit war aus ihnen verschwunden.
    Das Gewehr stand in einer Halterung. Die Waffe war ziemlich schwer. Nur schien es, als hätte der Junge auch mehr Kraft bekommen, er holte es beim ersten Versuch hervor, hielt es fest, starrte den glänzenden Lauf an und nahm auch den leichten Ölgeruch wahr.
    Sein Vater pflegte die Waffe gut. Sie wurde regelmäßig geputzt und eingeölt.
    Munition entdeckte er auch. Die Kugeln lagen in einem kleinen Kästchen, von dem er den Deckel anhob, zufrieden auf die Geschosse schaute, den Deckel wieder zuklappte und die Schachteln einsteckte.
    Als er sich umdrehte, hörte er- die Flurklingel. Sie bekamen Besuch, und diese Leute sollten den Jungen nicht unbedingt sehen. Er drückte sich in eine Türnische, wartete, bis die Leute auf der Kellertreppe verschwunden waren, und nickte, denn er hatte an den Stimmen erkannt, um wen es sich bei einer Person handelte.
    Es war die Frau, die er fast getötet hätte und bei der er es jetzt noch einmal versuchen würde.
    Es wurde Zeit für ihn.
    Jeder Junge kann lautlos gehen, wenn es darauf ankam. Matthias machte da keine Ausnahme. Von der Garderobe nahm er noch seinen Parka mit, öffnete die Tür, duckte sich, als der Wind heranfegte, und verschwand schnell hinter dem Zaun am vorderen Grundstück. Sich dort niederhockend streifte er die Jacke über. Sehr vorsichtig drückte er sich wieder hoch und warf einen Blick auf den Bungalow.
    Dort hatte niemand bemerkt, daß er verschwunden war. Er konnte sich also in Ruhe den Platz aussuchen, von dem er schießen wollte…
    ***
    James Brookfield drehte sich und schaute uns an. Er sah aus wie eine Leiche, sagte nichts, aber seine Frau erwartete eine Antwort oder Erklärung von ihm.
    »Hast du das nicht gehört, James? Dein Sohn ist verschwunden und hat das Gewehr mitgenommen!«
    »Ja, ja, ich weiß Bescheid.«
    »Was willst du tun?«
    »Was soll ich tun?« fragte er leise und hob die Schultern. Er schaute uns dabei an. »Wissen Sie es?«
    »Zunächst müssen wir Ihren Jungen suchen.«
    »Seaford ist klein, aber trotzdem gibt es hier zahlreiche

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