0428 - Jiri, der Flammenteufel
hatten…«
In den nächsten Minuten erfuhren wir eine Geschichte, die mir die Haare zu Berge stehen ließ. Ein Mensch, der mit dem Feuer lebte, der es sogar produzieren konnte, war das überhaupt ein Mensch, oder gehörte er bereits ins Reich der Dämonen?
»Jetzt wissen Sie alles«, sagte Ivic.
»Und Sie haben tatsächlich zugesehen?« erkundigte ich mich noch einmal.
»Mir blieb nichts anderes übrig.«
»Können Sie uns die Stellen zeigen, wo die drei Menschen verbrannt sind?«
»Natürlich, kommen Sie mit.«
Wir folgten ihm tiefer in die Halle hinein. Neben einem schwarzen Fleck blieben wir stehen. »Das ist alles, was von einem der Männer zurückgeblieben ist.«
Ich bückte mich. Mit der Lampe leuchtete ich die Masse an, die aussah wie fester Teer.
»Die anderen sehen nicht anders aus«, erklärte uns der Albino.
»Ich möchte trotzdem hin.«
Ivic hatte nicht gelogen. Als wir vor den Flecken standen, wurde mir doch komisch zumute. Es war schlecht vorstellbar, daß der Fleck, den wir sahen, einmal ein Mensch gewesen war. Schwarz und ölig glänzend, so sah der Rest aus.
Ich strich durch mein Haar und hörte Suko flüstern: »Wir müssen es zunächst glauben.«
»Das ist sogar sicher!«
»Für Sie, Mr. Ivic. Wir werden unseren Wissenschaftlern diese Reste zur Untersuchung vorsetzen: Natürlich stellt sich die Frage, wo sich dieser Flammenmann und auch Vincent van Akkeren befinden.«
»Die beiden haben das Land verlassen.«
Ich war überrascht. »Und das wissen Sie genau?«
»Ja.«
»Wo sind sie hin?«
»Ich habe mich ja von van Akkeren zurückgezogen. Es kann sein, daß er seine Pläne geändert hat.« Der Albino stand vor uns und hatte seine Schultern angehoben.
»Wie sahen die Pläne zuvor aus?« wollte ich wissen.
»Der Balkan reizte ihn. Und zwar meine Heimat.«
»Jugoslawien?«
»Ja - die Stadt Mostar.«
»Was will er dort?«
Ivic verzog das Gesicht. »Ich kann es Ihnen nicht sagen. Es muß mit Jiri zusammenhängen.«
»Stammt er von dort?«
»Möglich.«
»Sie aber auch«, sagte ich.
Er grinste schief. »Ja…«
»Finden Sie nicht, daß dies ein seltsamer Zufall ist, Mr. Ivic?«
»Da haben Sie recht.«
Mit dieser schlichten Antwort war es ihm tatsächlich gelungen, mir den Wind aus den Segeln zu nehmen. Dieser Sergio Ivic war ein raffinierter Typ. Vor ihm mußte man auf der Hut sein. Wollte er uns in eine Falle locken?
Er stand ein wenig im Dunkeln, so daß wir sein Mienenspiel nicht erkennen konnten.
Er trat wieder vor. Seine Augen hatten sich noch weiter geöffnet. Das glatte blonde Haar hatte einen fahlen Glanz. »Ich könnte Ihnen in Mostar sehr behilflich sein, meine Herren. Falls Sie diesen Fall weiter verfolgen wollen.«
»Sie wollen also mit?«
»Sicher.«
»Es wird schwierig sein«, sagte ich. »Jugoslawien gehört zum Ostblock. Bis wir die nötigen Papiere für eine Einreise bekommen, vergeht Zeit…«
»Entschuldigen Sie, wenn ich mir die Freiheit nehme, Sie zu unterbrechen, aber wer nach Jugoslawien hineinwill, braucht nicht unbedingt den offiziellen Weg zu nehmen. Es gibt genügend andere. In Italien kenne ich einige Leute, die uns hinüberschaffen würden. Das ist nur eine Frage der Summe. Die Küste meines Heimatlandes ist sehr lang und auch äußerst unübersichtlich. Nicht überall tummeln sich Touristen, zu dieser Jahreszeit erst recht nicht.«
»Der Vorschlag klingt gut«, gab ich zu.
»Dann sind Sie einverstanden?«
»Da wäre noch eine Sache. Sie, Mr. Ivic, sind Mordzeuge gewesen. Deshalb dürfen Sie das Land nicht verlassen.«
»Aber Sie können doch eine Ausnahme machen.«
»Kaum.«
»Es geht um mehr, Mr. Sinclair. Ich bin kein Mensch, der so leicht die Flinte ins Korn wirft, aber diese drei Morde waren einfach zu viel für mich, verstehen Sie?«
»Das kann ich begreifen.«
»Deshalb sollten Sie sich einmal über die Bestimmungen hinwegsetzen. Ich bin sicher, daß wir van Akkeren und auch Jiri in Mostar oder dessen Umgebung finden.«
Suko stellte eine Frage. »Was kann ihn veranlaßt haben, nach Mostar zu reisen?«
»Darüber gibt es nur Spekulationen.«
»Dann spekulieren Sie bitte.«
Ivic senkte den Kopf. »Er hat mir auch nicht alles gesagt, aber es gibt in Mostar eine alte Brücke und einen ebenso alten Friedhof. Der schien ihn anzuziehen.«
»Weshalb?«
»Die Leichen, die dort in der Erde liegen, sind uralt. Der Geschichte nach sollen in der Gegend von Mostar zahlreiche Kreuzritter ihr Leben gelassen haben.«
Kreuzritter!
Da
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