0428 - Jiri, der Flammenteufel
hatten wir die Verbindung zu den Templern. Ich wußte, daß sie die weite Reise bis ans Heilige Grab gemacht hatten, um es gegen die Ungläubigen zu verteidigen.
Einer der großen Templer war ein Mann namens Hector de Valois gewesen. Zu ihm hatte ich eine besondere Beziehung. Erstens war er der Träger meines Kreuzes gewesen, und er war praktisch in mir wiedergeboren. Dieser zweite Punkt hatte mich, als ich es erfuhr, doch ziemlich durcheinander gebracht. Mittlerweile hatte ich mich damit abgefunden und versuchte immer wieder Verbindung mit Hector de Valois aufzunehmen, da er viel mehr gewußt hatte als ich. Den Überlieferungen nach mußte es ihm gelungen sein, das Geheimnis des Dunklen Grals zu lüften.
Wir würden sehen…
Suko übernahm das Wort. »Van Akkeren interessiert sich also für die Gräber der Kreuzritter.«
»Kann sein.«
»Und was will er mit dem Flammenmann?«
»Ich habe keine Ahnung.«
»Der Name klingt ebenfalls fremd für uns«, sagte ich. »Kann es sein, daß er auch aus der Gegend von Mostar stammt?«
Sergio Ivic lächelte schmal. »Mittlerweile schließe ich nichts mehr aus. Das alles hat mich so überrascht, und ich weiß nicht, wie es weitergehen soll. Leider habe ich durch meine Überlegungen zuviel Zeit verloren. Ich hätte schon früher zu Ihnen kommen sollen, dann wäre möglicherweise die ganze Sache schon gelaufen, aber ich mußte erst mit mir selbst ins reine kommen.«
Verdammt noch mal, ich konnte ihm den Büßer einfach nicht abnehmen.
Irgend etwas störte mich an ihm. Er kam mir vor wie ein Lügner und ein blendender Schauspieler.
Oder war ich voreingenommen?
»Bitte, entscheiden Sie sich, meine Herren.«
»Was meinst du?« fragte Suko.
»Ich glaube, wir werden fahren.«
Der Albino lächelte knapp. »Das finde ich eine gute Entscheidung von Ihnen. Und wie gesagt, für einen heimlichen Landgang werde ich sorgen. Man hat so seine Beziehungen.« Mit diesen Worten ließ er uns stehen und ging zum Tor.
Wir schauten ihm nach. Ich schüttelte den Kopf.
»Was hast du, John?«
Die rechte Hand ballte ich zur Faust. »Ich kann mir nicht helfen, aber dieser Kerl gefällt mir ganz und gar nicht. Ich habe immer das Gefühl, als würde er uns etwas vorspielen.«
»Meinst du?«
»Ja.«
»Oder gefällt dir sein Aussehen nicht? Kein Mensch kann sich malen, John, das weißt du.«
»Sicher.«
»Aber Wir fahren?«
»Und wenn es eine Falle ist, laufen wir bewußt und mit offenen Augen hinein.«
»Das ist klar.«
Ich schlug meinem Freund auf die Schulter. »Okay, Alter, sehen wir uns mal die Stadt Mostar an.«
»Ich würde mir da lieber den Friedhof ansehen«, erklärte Suko und ließ mich stehen…
***
Es war zwar ein krummes Ding, doch manchmal muß man über den eigenen Schatten springen. Das hatten wir getan. Wir waren völlig normal bis Pescara an der italienischen Adriaküste geflogen und hatten uns dort ein Boot und einen entsprechenden Typen besorgt, der nicht nur wie ein Schmuggler aussah, sondern auch einer war.
Er hieß Luigi, war mit allen Wassern gewaschen und trug auch bei größter Hitze eine Strickmütze, die seine Glatze vor den heißen Sonnenstrahlen schützte.
Er schaukelte uns über die Adria. Im Hellen gondelten wir los. Immer in Richtung Osten. Als wir die Hälfte der Strecke hinter uns gelassen hatten, kam die Dämmerung. Wir sahen weder die italienische noch die jugoslawische Küste. Um uns herum war einzig und allein das wogende, langdünende Meer.
Luigi hatte noch einen Gehilfen, der aussah wie Frankenstein. Ein wenig Ähnlichkeit hatte er auch mit dem Glöckner von Notre Dame. Wenn er nicht sichtbar war und unter Deck steckte, hörten wir ihn husten.
Um diese Jahreszeit war es noch kühl. Besonders in den Nächten. Da wir an Deck saßen, hatten wir noch Decken über unsere Jacken geworfen. Suko und ich hockten nebeneinander am Heck, der Albino befand sich im Ruderhaus bei Luigi.
Von den italienischen Patrouillenbooten hatten wir nichts zu befürchten.
Die Jugoslawen waren da schon mehr auf der Hut, denn sie wußten genau, daß so manche Waren aus Italien rüber an die andere Adriaküste geschafft wurde.
Deshalb lagen sie ständig auf der Lauer und oft genug in Deckung der zahlreichen Inseln, die der Küste vorgelagert waren. Da gab es genug Verstecke, von denen aus sie einen guten Blick nach Westen hatten.
Und an diesen Inseln mußten wir vorbei. Wir hatten auch mit dem Albino darüber gesprochen, doch der hatte sich ziemlich sicher gegeben,
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