0429 - In der Monsterhöhle
schattenlos war!
Und Ted befand sich nicht mehr in seinem Haus!
***
Rico und Francesca schreckten aus dem Dämmerschlaf auf, in den sie endlich gefallen waren. Ein leichter, unruhiger Schlaf, den lediglich die Müdigkeit erzwungen hatte. Irgendwie hatten sie ständig damit gerechnet, daß wieder etwas passierte, und reagierten auf die geringsten Veränderungen.
Und jetzt war es wieder soweit.
Rico riß die Augen weit auf. Er sah, daß sich das Tor im Stein wieder geöffnet hatte. Dahinter gähnte das Dämmerlicht des Ganges, in welchem der spinnenbeinige Roboter lauerte. Und aus dem Tor stampfte das braungeschuppte Monstrum wieder hervor.
Francesca erbleichte. Rico preßte die Lippen zusammen. Er hatte gehofft, das Monster würde Tina zurückbringen.
Aber es kam mit leeren, leicht vorgestreckten Händen heran.
Rico richtete sich mühsam auf. Zu seiner Überraschung ging es; er konnte das Bein wieder belasten. Erleichtert atmete er auf und versuchte ein paar Schritte. Aber er kam nicht so schnell vorwärts wie normal. Ein paar Nachwirkungen zeigten sich noch. Die mehrstündige Ruhe hatte dem Bein zwar gut getan, aber Rico war immer noch stark gehandicapt.
»Rico«, flüsterte Francesca. »Was immer auch passiert - ich liebe dich. Das wollte ich dir noch sagen.«
Es klang wie ein Abschied!
Aber diesen Abschied wollte Rico nicht. Er wollte hier raus - er wollte zusammen mit Francesca entkommen und weiterleben! Das Leben hatte für sie beide doch erst angefangen!
Schritt für Schritt kam das Monster näher, in seiner behäbigen Schwerfälligkeit, die über seine wirkliche Geschwindigkeit hinwegtäuschte.
»Wo ist Tina?« schrie Rico. »Wo hast du Ungeheuer sie hingebracht? Was hast du mit ihr gemacht?«
Francesca sah sich gehetzt um. Sie hatte bemerkt, daß Rico noch nicht wieder schnell laufen konnte. Und sie fand keinen Ausweg, ihnen beiden eine Flucht vor dem Schuppigen zu ermöglichen!
»Versuche es noch einmal«, flüsterte Rico ihr zu. »Vielleicht gelingt es dir diesmal. Wenn er mich hat, ist er beschäftigt…«
»Er soll dich aber nicht kriegen!« Sie griff verzweifelt nach seiner Hand, versuchte Rico mit sich zu zerren. Er lief ein paar Schritte mit, und das Bein begann wieder zu schmerzen. Er stöhnte auf, hielt aber durch. Sie liefen auf das Tor zu, und das schuppige Monster drehte sich um, folgte ihnen.
Da strauchelte Rico. Das Bein gab unter seinem Körpergewicht nach. Er stürzte, schlug sich die Knie blutig.
Francesca schrie gellend.
Das Monster war heran. Es packte zu, ergriff Rico und stemmte ihn mit spielerischer Leichtigkeit in die Höhe, als wiege er nur ein paar Gramm. Francesca sprang, versuchte, sich an dem Monstrum festzukrallen. Es schüttelte sich heftig, um sie abzuwerfen, aber sie klammerte sich eisern fest. Rico konnte beide Arme bewegen. Er sah das Gesicht des Monsters direkt vor sich, diese Schuppenfratze mit dem überbreiten Maul und den tief in den Höhlen liegenden Augen.
Mit beiden Händen stieß er zu, versuchte die Augen zu treffen.
Da sprühten Funken und liefen über seine Hände, die Arme hinauf bis zu den Schultern. Rico schrie. Das Monstrum war elektrisch aufgeladen wie ein Zitteraal!
Der elektrische Schlag zwang auch Francesca, loszulassen. Sie verlor den Halt und stürzte zu Boden.
Das Monster stapfte davon.
»Rico!« schrie sie und versuchte wieder auf die Beine zu kommen. Der elektrische Schlag machte ihr zu schaffen. Sie konnte sich nur langsam bewegen.
Ungehindert erreichte das Monstrum die Tür und schritt hindurch in den schwarzen Gang.
»Nein!« schrie Francesca. »Nein! warte! Bleib stehen! Rico…«
Aber die Öffnung hatte sich bereits wieder geschlossen. Francesca war in dem steinernen Gefängnis allein.
»Rico«, flüsterte sie. »Rico…«
Und das Warten, das jetzt seinen Fortgang nahm, war furchtbarer als alles andere, denn jetzt wartete Francesca allein.
***
Der Impuls alarmierte den Wächter. Abermals war jemand in seinen Bereich eingedrungen.
Um sein Werkzeug brauchte er sich nicht zu kümmern. Es bedurfte keiner Kontrolle und würde die Behandlung des unbefugten Eindringlings auch durchführen, ohne daß der Wächter dabei zuschaute. Wichtiger war für ihn jetzt, sich des neuen Eindringlings anzunehmen.
***
Für Nicole war es nicht weiter schwierig, die Kreide zu beschaffen. Danach hatte sie Zeit für ihren Schaufensterbummel. Sie schlenderte durch die Via Vittorio Veneto, suchte ein paar Seitenstraßen auf und tätigte
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