Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
043 - Das Beinhaus der Medusa

043 - Das Beinhaus der Medusa

Titel: 043 - Das Beinhaus der Medusa Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Larry Brent
Vom Netzwerk:
diesen Worten wollte Haydaal Leif Rudnik umgehen. Er berührte dabei die
Schulter des Geologen.
    Was in diesem Augenblick geschah, ließ das Blut der beiden Männer
erstarren.
    Leif Rudnik kippte nach vorn, ohne seine Haltung zu verändern. Schwer und
dumpf schlug er auf den harten Betonboden.
    Die ausgestreckte Hand des Geologen, die das Reagenzglas hielt, krachte
gegen einen vorgerückten Schemel. Das Ergebnis erinnerte an einen Alptraum und
paßte nicht in die Wirklichkeit.
    Das Glas zerbrach in den Fingern Rudniks. Die Scherben klirrten auf den
Boden, und die trübe, graue Flüssigkeit bildete eine ölige Lache.
    Rudniks Hand brach am Armgelenk ab, als handelte es sich um einen Gipsarm.
     
    ●
     
    Thor Haydaal taumelte zur Seite. Es schien, als hätte ihn ein
Peitschenschlag getroffen.
    Larry Brent war sofort an der Seite des gestürzten Geologen.
    Er sah den abgebrochenen Arm. Das Gelenk war grau und porös, deutlich
sichtbar mumifizierte Adern und Gefäße, die wie graues, morbides Spinnengewebe
wirkten und in dem knochenharten Armstumpf ein eigenwilliges Netzwerk bildeten,
das weitverzweigt in den übrigen Körper hineinwuchs.
    »Makabrer Scherz«, murmelte Haydaal benommen. Er war kreidebleich.
Vergessen waren die Fragen, die er an Rudnik hatte stellen wollen. Ein weitaus
größeres Problem war jetzt das Geschehen, das sie nun in Bann zog.
    »Es war jemand hier«, meinte Haydaal, und Larry, der stumm und aufmerksam
die Szene in sich aufnahm, hatte das Gefühl, als müsse der Norweger sich durch
lautes Sprechen Mut verschaffen. Das unheimliche Ereignis wirkte auch in dem
Amerikaner nach. Doch im Gegensatz zu dem geschockten Haydaal ging er kühl und
sachlich an das Probleme heran.
    Mit einem Taschenmesser schob er einen Teil der öligen Lache in ein
frisches Reagenzglas und drückte dann einen Pfropfen darauf.
    »Aber es ist doch unmöglich, daß jemand Leif Rudnik entführt und einfach
dafür seine lebensecht nachgebildete Statue hinterließ. Eine Figur, der man
sogar seine Kleider angezogen hat …«
    Larry schüttelte den Kopf. »Ich glaube nicht an diese Theorie.
    Ich fürchte, es geht hier etwas vor, was über unserem Verstand liegt, Thor.
Oder haben Sie schon mal eine Statue gesehen, deren Innenleben genau dem Aufbau
des menschlichen Körpers gleicht? Sehen Sie sich den Armstumpf an! Sie können
noch den völlig ausgetrockneten, abgesplitterten Armknochen sehen.«
    Thor Haydaal ging neben Larry Brent in die Hocke.
    »Ich kann es nicht glauben! Wenn Sie jetzt nicht bei mir wären, ich würde
überzeugt davon sein, daß meine Sinne mich im Stich lassen.«
    »Wenn man darüber nachdenkt, dann gerät man in eine Sackgasse. Oder man
wird wahnsinnig«, entgegnete Larry dumpf. Er rollte den steinernen Körper Leif
Rudniks auf die Seite. Der erstarrte Geologe war mit der einen Gesichtshälfte
auf den Betonboden geknallt. Das steinerne Gesicht war an dieser Stelle
abgeplatzt. Unbeschädigt waren die Stirn und die Augenpartie.
    »Er hat den gleichen Ausdruck in den Augen wie Marne«, murmelte Larry. Er
starrte in die Kiste.
    »Leif hat sich mit der Lösung beschäftigt. Er hat den starren Körper Marnes
berührt von dem Gunnar Mjörk annimmt, daß es sich in Wirklichkeit um die Leiche
des Liga-Leiters handelt.
    Wenn die Berührung der Substanz ebenfalls Versteinerung hervorruft, dann …«
Haydaal konnte nicht mehr weitersprechen. Kalter Schweiß bildete sich auf
seiner Stirn, als ihm die ganze Tragweite des Geschehens bewußt wurde. Er
starrte auf seine Hände, und seine Augen weiteten sich. »Auch ich habe die
steinernen Körper berührt, das bedeutet …«
    »Es bedeutet nichts, davon bin ich überzeugt« Larrys Stimme klang fest.
»Das Gestein – falls man es so nennen kann – hat keinen Einfluß auf gesundes
Gewebe. Hier ist etwas anderes geschehen. Hatte Gunnar Mjörk Ihnen nicht ein
Bild mitgeschickt?«
    Als Larry Brent diese Frage an den Norweger richtete, starrte Haydaal sein
Gegenüber an wie einen Geist.
    »Aber das ist doch nicht möglich«, stammelte der Reporter.
    »Das Haupt der Medusa …«
    »Man sagt, daß es den Betrachter zu Stein erstarren läßt.«
    »Eine Sage!«
    »Für uns, die wir in diesem Jahrhundert leben, ja«, bemerkte Larry ernst.
Er erhob sich, kratzte mit dem Taschenmesser sowohl vom Körper Marnes als auch
von demjenigen Rudniks den gelblich-grauen Belag ab und verschloß beide Proben
gesondert in zwei getrennten Gläsern. »Es gibt aber ernsthaft denkende
Wissenschaftler,

Weitere Kostenlose Bücher