0432 - Sein Todfeind war ein flottes Girl
starrte das Loch in der Wand an, dann blickte er auf die zugezogenen Vorhänge. Schließlich musterte er verblüfft das verheulte Gesicht seiner Frau. »Willst du mir bitte erklären, was hier passiert ist?«
»Jemand hat auf Mr. Cotton geschossen — durchs Fenster!« sagte die junge Frau mit gepreßt klingender Stimme.
McGrown faßte sich an den Hals. »Nein!« brachte er heiser hervor. »Nein — ist doch ausgeschlossen!« Er sah die Glassplitter auf dem Boden liegen und wankte zu einem Sessel, um sich darauf zu setzen.
»Haben Sie schon die Polizei alarmiert?.«
»Wo waren Sie?« fragte ich, ohne auf seine Worte einzugehen.
»Ich wollte Zigaretten holen — aber Joes Laden war geschlossen.«
»Wo ist dieser Laden?«
»Genau gegenüber.«
»Aus diesem Haus wurde die Kugel abgefeuert«, stellte ich fest.
Er glotzte mich an. »Sie glauben doch nicht etwa, daß ich es war? Dazu bestand nicht der geringste Grund.«
»Wo ist Flinch?« fragte ich ihn. »Woher soll ich das wissen?«
»Wovor fürchten Sie sich, McGrown?« Er schlug mit der Faust auf den Tisch. Es war der Tisch mit der dicken Kristallplatte. Der Hieb erzeugte nicht die gewünschte Resonanz — er führte lediglich dazu, daß McGrown schmerzhaft das Gesicht verzog und einen Fluch ausstieß. »Was wollen Sie eigentlich von mir, zum Teufel? Wer sagt Ihnen, daß die Kugel Ihnen gegolten hat?«
Er unterbrach sich, als habe er zuviel gesagt.
Ich blickte ihn an und begriff. Er fürchtete sich. Er war in Druck, er hatte Schulden gemacht und konnte sie nicht bezahlen. War die Kugel für ihn bestimmt gewesen? Hatte man ihn warnen und ihm klarmachen wollen, was passieren würde, wenn er nicht sofort zahlte?
Im Zusammenhang damit stellte sich eine andere Frage: war Flinch aus den gleichen Gründen von dem mir unbekannten Gläubiger aus dem Verkehr gezogen worden?
»Raus mit der Sprache!« sagte ich bohrend. »Wer hat geschossen?«
McGrowrj griff nach dem Whiskyglas und trank. »Woher soll ich das wissen?« fragte er. »Vielleicht war's nur ein Halbwüchsiger, der einfach in die Gegend ballerte, um Leute zu erschrecken. Sie machen sich keine Vorstellung davon, was diese Burschen hier in der Gegend alles anstellen.«
»Das ist doch Unsinn, Charly«, meinte Alice ärgerlich. Ihre Stimme wurde fast flehend. »Bitte, vertraue dich Mr. Cotton an —«
»Du hältst dich ‘raus!« schnauzte er. Alice McGrown erhob sich. Er hobenen Hauptes stolzierte sie aus dem Zimmer. »Was die schon versteht!« meinte er wütend und geringschätzig, als sich die Tür hinter seiner jungen Frau geschlossen hatte. »Solange alles in Butter ist, sitzt sie mit mir im gleichen Boot, aber dann…« Er winkte ab und schwieg.
»Ich habe eher das Gefühl, daß sie Ihnen zu helfen versucht«, sagte ich.
»Ich kann mir selber helfen! Ichhab's immer gekonnt — und ich werde es auch diesmal schaffen!«
»Genau wie Flinch?« fragte ich spöttisch.
»Was ist mit ihm?« wollte er wissen. Ich erklärte ihm, was ich von Miß Freddard gehört hatte.
»Die spinnt!« meinte er grob, aber ich merkte, wie es in ihm arbeitete.
»Sie haben Schulden?« fragte ich. »Was geht Sie das an?«
»Um welche Summe handelt es sich?« fragte ich ruhig.
Er nagte mit den Zähnen an der Unterlippe. »Alice hat also gequatscht.«
»Ich wiederhole, daß sie nur versucht, Ihnen aus der Patsche zu helfen.«
»Ich muß zugeben, daß sie sich dafür eine besonders reizende Methode ausgesucht hat!« höhnte er. »Sie fällt mir in den Rücken! Sie reißt den Mund zu weit auf! Wenn sie so weitermacht, ist‘s bald in der ganzen Stadt bekannt, wie‘s bei mir in der Kasse aussieht. Als ob wir nicht schon genug Sorgen hätten!«
»Die Sorge mit Ihrem Schwiegervater zum Beispiel?« fragte ich.
»Ach, zum Teufel mit ihm! Der kümmert mich einen feuchten Schmutz.«
»Haben Sie niemals versucht, Geld von ihm zu bekommen?«
»Glauben Sie, ich hätte Lust, mich zu blamieren? Die warten doch nur darauf, daß ich auf allen vieren zu ihnen gekrochen komme! Damit haben sie bei mir aber kein Glück. Lieber fege ich die Straßen.«
»Nennen Sie mir lieber den Namen Ihres Gläubigers.«
Er starrte mich an. »Was würde das nützen? Sie würden ihm auf die Bude rücken und alles verrückt machen. Er ist ein Mann, der FBI-Besuch wenig schätzt. Leute, die diese Besuche veranlassen, setzt er auf seine Abschußliste. Sie werden verstehen, daß ich keine Lust habe, darauf zu erscheinen.«
»Ich finde, Sie stehen bereits
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