0433 - Herrin der Ghouls
Bruch gegangen. Irgend jemand munkelte auch etwas von Feuer in einem der Gästezimmer, aber das war wohl nur ein Gerücht, weil nirgendwo Flammen zu sehen und zu riechen waren, und dann wäre inzwischen ja auch schon die Feuerwehr hier.«
»Gästezimmer… Überfall…«, murmelte Nicole. Sie eilte auf das Haus zu und drängte sich durch die Schaulustigen. Gerade tauchten die beiden Polizeibeamten wieder auf, die sich im Haus befunden hatten, schoben sich an Nicole vorbei, und die war froh, sich das Hemd ausgeliehen zu haben. Ausgerechnet diese beiden Beamten kannte sie nicht, und wahrscheinlich hätten sie recht amtlich auf ihren Bekleidungszustand reagiert…
»Wo ist Mostache?« fragte sie.
Einer der Beamten deutete mit dem Daumen über die Schulter nach drinnen. »Sind Sie mit ihm verwandt?«
»Befreundet…«
»So eine hübsche Freundin hätte ich auch gern«, murmelte der Polizist und musterte Nicole wohlgefällig. »Es geht ihm wieder einigermaßen gut. Hat ein paar Kratzer abbekommen. Wissen Sie, ob er Feinde hat?« Nicole schüttelte den Kopf.
Sie betrat den Schankraum.
Der sah fürchterlich aus. Mehrere der Tische und Stühle waren völlig zertrümmert, Bilder hingen schief. Die Tapete war an vielen Stellen regelrecht von der Wand geschabt worden. Glassplitter lagen überall, eine der Deckenlampen war heruntergerissen worden, und dazwischen saß Mostache. Er trug zwei Verbände am rechten Arm und linken Bein und mehrere Pflaster im Gesicht und an den Händen.
Pascal war hinter Nicole, die aufpassen mußte, nicht in Glassplitter und Holzspäne zu treten. Mostache winkte ihm zu.
»Mach die Tür zu, daß kein Neugieriger mehr reinkommt«, brummte Mostache. »Und dann hol uns dreien einen Schnaps.«
Pascal brachte die Flasche mit.
Mostache kippte seinen Doppelstöckigen. Nicole trank auch, beschloß aber, es bei dem einen Glas bleiben zu lassen. Immerhin war es entschieden zu heiß für hochprozentigen Alkohol.
Mostache sah Nicole an.
»Der Polizei habe ich gesagt, daß ich den Kerl nicht richtig gesehen habe, daß ich dermaßen erschrocken war, daß ich mich an fast nichts erinnern kann. Ihnen sage ich, daß es ein Monster war.«
Nicole mußte an ihre Begegnung draußen auf der Straße denken. »Braunes zottiges Fell, ein langer, etwas kantiger Schädel mit dreieckigen schwarzen Augen und sehr langen Zähnen?«
Mostache nickte und schenkte sich den zweiten Doppelstöckigen ein. »Den brauche ich jetzt«, ächzte er. »Woher wissen Sie das? Haben Sie ihn noch gesehen?«
Nicole schüttelte den Kopf. »Was ist passiert?«
»Ich war hier unten«, sagte Mostache dumpf. »Meine Frau wollte oben das Zimmer fertig machen. Plötzlich hörte ich sie schreien. Ich bin sofort rauf, und da fiel dieses Ungeheuer mich bereits an. Es schleuderte mich die Treppe runter. Ich bin froh, daß ich mir nicht alle Knochen gebrochen habe. Nur ein paar blaue Flecken. Marie ist viel schlimmer dran. Das Ungeheuer hätte sie fast umgebracht. Na ja, und dann tobte das Biest hier unten und versuchte mich umzubringen, aber ein paar Leute, die gerade draußen vorbeigingen, haben den Krach gehört, kamen herein, und da verschwand das Biest.«
»Spurlos?«
»Spurlos«, bestätigte der Wirt. »Löste sich scheinbar in Luft auf. Sagen Sie, hätte ich das den Flics erzählen können?«
»Die hätten Sie für durchgedreht gehalten«, sagte Nicole.
Mostache trank seinen dritten Schnaps.
»Nicole, woher wußten Sie, wie die Bestie aussah?«
»Ich bin ihr schon einmal begegnet«, erwiderte sie, verriet aber nicht, wo und wann das geschehen war.
»Kann es sein, daß das Monster hier war, weil Sie diese magische Untersuchung in Yalasas Zimmer durchgeführt haben?« sann der Wirt.
»Vielleicht«, gestand Nicole. »Und damit trage ich die Schuld daran, daß Ihre Frau und Sie verletzt wurden…«
Mostache winkte ab. »Ebensogut könnte ich behaupten, daß Zamorra, weil er seinerzeit das Château erbte und das Amulett fand, die Schuld daran trägt, daß uns Jahre später der wiedergeborene Leonardo deMontagne für Wochen und Monate versklavte… Reden Sie nicht von Schuld, Nicole. Wir verdanken dem Professor und Ihnen so viel, daß es auch Maries Verletzung wahrscheinlich nicht aufwiegt. Und immerhin lebt sie ja noch. Können Sie oder Pascal mich so in einer Stunde nach Roanne ins Krankenhaus fahren? Ich muß zu ihr, sehen, wie es ihr geht und ihr ein paar Sachen bringen, die sie braucht.«
»Mache ich«, bot Pascal sich an. »Ich
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