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0433 - Zum Sterben einen Stellvertreter

0433 - Zum Sterben einen Stellvertreter

Titel: 0433 - Zum Sterben einen Stellvertreter Kostenlos Bücher Online Lesen
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Kurve auf und wartete zehn Minuten, bis ein himmelblauer Chevy aus Richtung Rocky Hill angerauscht kam. Schon aus fünfzig Yard Entfernung erkannte ich ein wasserstoffblondes Girl hinter dem Steuer. Einen vertrauenerweckenden Eindruck machte ich gerade nicht. Mein Anzug war völlig zerschnitten. Trotzdem versuchte ich es mit dem Anhalterzeichen.
    Der Chevy fuhr scharf rechts heran und stoppte.
    »Tag, Madam«, sagte ich und wies mit dem linken Daumen über die Schulter auf den Lastwagen, »ich habe ein bißchen Pech gehabt mit dem Wagen. Können Sie mich eben nach Rocky Hill fahren?«
    Ich trat einen Schritt zur Seite, um ihr den Blick auf den Lastwagen freizugeben. Das Girl riß entsetzt die Augen auf und schlug die Hände vor den offenen Mund.
    »Da sind Sie lebend herausgekommen?« stammelte sie.
    »Nein, etwas früher ausgestiegen«, antwortete ich grinsend, »jetzt allerdings eilt es, daß wir die Polizei alarmieren. Das möchte ich von Rocky Hill aus tun. Würden Sie so freundlich sein und wenden?«
    »Nein, ich bin nicht mehr in der Lage, auch nur eine Meile zu fahren«, erwiderte sie. Jetzt erst sah ich, wie sie am ganzen Körper zitterte.
    »Sie brauchen sich keine Sorgen zu machen«, beruhigte ich sie, »da sitzt niemand mehr drin. Ich war allein. Auf der abschüssigen Strecke müssen die Bremsen versagt haben.«
    Das Girl rückte auf den Beifahrersitz. Ich klemmte mich hinter das Steuer, fuhr auf den Parkplatz, wendete und rauschte nach Rocky Hill.
    Alle fünfhundert Yard warf ich meiner Begleiterin einen Blick zu. Ihre Lippen bebten noch, als wir in Rocky Hill ankamen.
    Ich stoppte den Wagen vor der Kneipe, wo ich beinahe das letzte Steak meines Lebens gegessen hatte, und bat die Wagenbesitzerin, einige Minuten zu warten. Gleichzeitig versprach ich ihr, einen Polizisten als Fahrer zu besorgen, der sie nach Albany bringen würde.
    Der Wirt erkannte mich sofort wieder.
    »Sind Sie nach Bens Village gefahren, um eine Rauferei vom Zaune zu brechen?« fragte er. »Oder haben Sie einen Bankeinbruch versucht?«
    »Keins von beiden«, erwiderte ich, »kann ich mal telefonieren? Dann werden Sie ohnehin alles mitkriegen.«
    Er wies auf den Apparat und das Telefonbuch. Ich suchte die Nummer der Polizei heraus, rief das Revier an und teilte in knappen Sätzen alles Wissenswerte über den Unfall mit. Der Polizeiposten versprach, einen Kollegen herüberzuschicken. Für das Girl besorgte ich einen Cop aus Albany.
    Der Wirt schob mir wortlos einen doppelstöckigen Whisky hin und bot sich an, mir einen Wagen zu besorgen, wenn ich nach Ney York zurückwollte. Ich bedankte mich für die Hilfsbereitschaft.
    Weil ich die Lady draußen nicht allein lassen wollte, holte ich sie herein und lud sie zu einem Whisky mit Soda ein. Sie war aus Albany. Ihr Mann besaß eine große Biberfarm.
    »Wenn Sie Zeit haben, dürfen Sie uns gern mal besuchen«, sagte sie beim Abschied und zwinkerte mit den Augen. Offenbar hatte sie jetzt den Schock überwunden. Trotzdem hielt ich es für richtiger, wenn sie in polizeilicher Begleitung nach Albany fuhr, zumal sie noch einmal an dem verunglückten Wagen vorbei mußte.
    Eine Stunde später kletterte ich in Queens vor dem Gebäude der Fruit Company, Cannon & Co, aus einem Dodge, der von einem Cop gesteuert worden war. Ich bedankte mich und betrat das Vorzimmer von Cannon jun. Bevor die Sekretärin zu Wort kam, war ich im Chefbüro.
    Mr. Cannon war im Begriffe aufzuspringen, als er mich sah, beherrschte sich aber und setzte sich steif in seinen Sessel.
    »So, Sie sind schon wieder zurück?«, fragte er. Dabei zuckte der Muskel seiner rechten Wange unaufhörlich.
    »Wie Sie sehen — ich bin tatsächlich zurück«, sagte ich, ließ mich auf den Besucherstuhl fallen und langte nach einem Zigarettenpäckchen. Ich benutzte Cannons goldenes Feuerzeug und zündete mir die Zigarette an.
    »Schließlich habe ich Ihnen versprochen, noch am Nachmittag zurück zu sein«, sagte ich und blies den Rauch gegen die Decke.
    Der Boß schwieg. Trotzdem sah ich es ihm an der Nasenspitze an, daß er darauf brannte zu fragen, ob ich mit dem Wagen zurückgekommen war. Aber er war klug genug, sich zu beherrschen. »Gratuliere«, sagte er, »das ist eine sportliche Leistung.«
    Ich wehrte mit einer Handbewegung ab und erwiderte:
    »Ich hoffe, daß Ihr Wagen gut versichert ist.«
    »Was reden Sie da?« schrie er ein wenig zu schnell und sprang auf. Normalerweise hätte er erst über den Sinn meiner Worte nachdenken müssen,

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