0433 - Zum Sterben einen Stellvertreter
daß andere Menschen gefährdet würden.
Meine Hände krallten sich um das Steuer. Jetzt hätte ich es nach links herumreißen müssen, aber es wäre erfolglos geblieben. Das schwere Fahrzeug hätte auf eine harte Lenkbewegung unberechenbar reagiert.
Ich spürte die Schweißperlen auf meiner Stirn wie Eiskristalle. Mein Blick war auf die rotgelbe Felswand gerichtet, die immer schneller auf mich zuraste. Mit äußerster Anstrengung lauschte ich hinaus, unterbrach das Hupen, um festzustellen, ob sich ein Wagen von rechts näherte. Aber das Geräusch des stampfenden Motors übertönte alles.
Mit der linken Hand betätigte ich den Blendhebel. Schwach waren die Scheinwerferflecke auf dem Fels zu erkennen. Die rechte Hand legte sich wieder auf den Hupenring.
Ich war nur noch zehn Yard von der Kurve entfernt.
***
Phil wandte sich der jungen Frau zu.
»Hier habe ich das Arbeitsheft Ihres Mannes gefunden. Können Sie es mir zur Auswertung einige Stunden überlassen?«
Die Frau nickte. Nach einer Weile sagte sie:
»Brauchen Sie auch Rogers Ausweis und seine anderen Papiere? Sie wurden mir von der Polizei zurückgegeben.«
»Ich würde mich dafür interessieren«, sagte Phil.
Die Frau ging zum Schreibtisch, zog die Schublade auf und gab meinem Freund die feuerfeste Asbesthülle, in der sich die Papiere befanden. Phil zog die Dokumente vorsichtig heraus und entdeckte einen Zettel mit Telefonnummern, bei denen allerdings jeweils die ersten beiden Kennwortbuchstaben fehlten. Es war offenbar eine Sicherungsmaßnahme des Detektivs gewesen, der seine Informanten nicht preisgeben wollte.
Als mein Freund sah, daß die Frau ihm keine weiteren Hinweise geben konnte, verabschiedete er sich und fuhr mit einem Taxi zum FBI-Distriktgebäude.
In unserem Office ließ sich Phil auf seinen Stuhl fallen. Es war kurz nach halb elf. Als mein Freund nach dem Telefon langte, um sich bei Mr. High anzumelden, schrillte das Telefon gerade. Mein Freund meldete sich und erfuhr, daß Mr. High erst am Nachmittag zurückkäme.
Phil nahm die Papiere von Roger Hellman heraus, legte sie auf den Schreibtisch und nahm das private Telefonverzeichnis des Detektivs in die Hand. Es enthielt neun Nummern, die aber wertlos waren, weil die Kennwortbuchstaben fehlten, die jeweils mitgewählt werden müssen.
Die Telefonnummern standen in vier Gruppen zusammen. Die größte umfaßte sechs Anschlüsse. Phil versuchte sich in die Lage von Roger Hellman zu versetzen. Woher bezog ein Detektiv seine meisten und besten Informationen? Aus der Bowery, wo sich zwielichtige Gestalten herumtrieben. Demnach könnte die größte Gruppe die Kennwortbuchstaben des Bowerybezirks besitzen. Es war nur eine Vermutung. Aber sie brachte Phil einen Schritt weiter. Er wählte die sechs Anschlüsse der Reihe nach.
Die ersten drei Teilnehmer meldeten sich nicht. Die übrigen drei waren eine Kneipe, ein Kreditinstitut und ein Pfandhaus.
Nachdem Phil den Namen der Kneipe notiert hatte, wandte er sich den restlichen drei Nummerngruppen zu. Aber sie waren ihm nicht bekannt. Mein Freund beschloß deshalb, den Spezialisten die weitere Suche zu überlassen und nahm das Arbeitsbuch des Detektivs zur Hand.
Es war etwa daumendick und zur Hälfte beschrieben. Demnach hatte Hellman sich über Arbeitsmangel nicht zu beklagen brauchen. Die ersten Aufträge waren ihm von eifersüchtigen Frauen erteilt worden. Der Privatdetektiv hatte die Ehemänner ein Wochenende zu überwachen und Material zu liefern, das zumindest für einen heftigen Ehestreit ausreichte.
***
Phil stutzte, als er auf den Namen Alice Paine stieß. Sie hatte Roger Hellman dreihundert Dollar bezahlt. Die Gegenleistung des Detektivs bestand in der Überwachung von Lion Brecket im Trainingslager, das eine Woche dauerte. Er hatte genau über jede Stunde Buch zu führen, abends den jungen Boxer zu beschatten und seine Privatvergnügen der Auftraggeberin mitzuteilen.
Lion Brecket hatte den ersten Abend in einer Dancing Hall an der Seite eines dunkelhaarigen, jungen Mädchens verbracht, das sich Jeanne nannte. Ihr Vater besaß eine Mühle, die eine halbe Million Dollar wert war. Jeden Abend war Lion wieder mit diesem Girl gesehen worden. Zum Abschluß des Trainingscamps hatte er eine Segeltour mit ihr auf einem nahegelegenen Binnensee gemacht. Hellman konnte nur das Ablegen des Bootes und die Rückkehr melden. Jedenfalls war es tiefe Nacht, als das Paar wieder an Land ging.
Interessant waren die Zusätze, die Hellman jeweils nach
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