0433 - Zum Sterben einen Stellvertreter
Abkühlung, um restlos klar zu werden. Jetzt erst kam mein Freund auf den Gedanken, nach seiner Pistole zu fühlen. Sie steckte noch in der Halfter. Ebenso die Tasche mit den Papieren und Ausweisen. Die Gangster hatten sich demnach nicht einmal die Zeit genommen, ihn auszuplündern.
Dann ging Phil langsam zur nächsten Telefonzelle. Er wählte das District Office. Unsere Zentrale verband gleich mit mir.
»Hallo, Jerry«, lallte Phil, »hol mich hier ab in der Elizabeth Street. Ich muß den Burschen in die Falle getappt sein.«
Das Sprechen fiel ihm schwer. Trotzdem schilderte er mir genau, was sich zugetragen hatte. Ich berichtete ihm meine Erlebnisse im Telegrammstil und versprach, sofort zu kommen. Unterwegs bat ich über Funk Unterstützung beim nächsten Polizeirevier, das nur einen Katzensprung von der Elizabeth Street entfernt ist.
Als ich an der Telefonzelle ankam, standen zwei Radiocars auf dem benachbarten Parkplatz. In einem Wagen saß Phil, in Decken eingehüllt. Er schnatterte wie bei einem Schüttelfrost.
»Hast du wenigstens Whisky mitgebracht?« empfing er mich, als ich den Kopf in den Wagen steckte. Der Regen hatte inzwischen nachgelassen. Die Luft war so frisch wie in einem erstklassigen Kurort.
»Milch wird besser sein«, meinte ich. Ich setzte mich in den Wagen, dessen Motor lief, damit die Heizung Phils Kleidung trocknen konnte. Jetzt unterhielten wir uns noch einmal ausführlich über meine Erlebnisse und über die Konsequenzen, die daraus zu ziehen waren.
»Ich schlage vor, wir werden uns den Laden einmal genau ansehen«, sagte Phil, »und zwar möglichst unauffällig. Die Fenster des Hauses da drüben sind geschlossen. Ich glaube kaum, daß jemand bis jetzt die beiden Radiocars gesehen hat. Vielleicht kann ich mich noch bei dem Burschen bedanken, der mir den Kelleraufenthalt verschafft hat.«
»Dazu wirst du wohl kaum Gelegenheit haben«, erwiderte ich, »denn wahrscheinlich handelt es sich um Fremde, die diese Kneipe ebenfalls besuchen wollten.«
Phil kletterte aus dem Wagen und bestand darauf, zu Fuß zur Kneipe hinüberzugehen. Die Cops sollten hier auf uns warten und höchstens nachkommen, wenn wir in einer halben Stunde nicht zurück waren.
Phil nahm einen Ersatz-Revolver von dem Cop, der im ersten Radiocar saß, sein 38er Spezial hatte zuviel Wasser geschluckt.
Die Kneipe war noch immer geschlossen. Phil und ich betraten den Hausflur. Ich holte eine kleine Stablampe aus der Tasche und leuchtete den schmalen Schlauch ab. Die erste Tür rechts mußte zur Kneipe führen.
Mein Freund entsann sich, hier geklopft zu haben. Ich ersparte mir die Mühe, legte ein Taschentuch über den Drehknopf und zog die Tür auf. Sie war nicht verschlossen.
Vor uns lag der Schankraum. Die Stühle standen noch auf dem Tisch. Der Raum hatte sechs Fenster, die mit Rollläden gegen die Straße abgesichert waren. Zwei von diesen Rolläden schlossen nicht dicht. Deshalb konnten wir Einzelheiten in der Gaststube unterscheiden.
Meine Hand hielt sich in der Nähe des Jackenausschnitts auf. Wir mußten auf Überraschungen gefaßt sein.
»Hallo«, rief Phil mit ziemlicher Lautstärke. Aber niemand gab Antwort.
Rechts von der Tür, dem Haupteingang direkt gegenüber, lag die Theke. Davor standen Barhocker mit roten, verschlissenen Lederpolstern.
»Möchte wissen, was die Burschen hier gesucht haben«, murmelte Phil.
»Hm, vielleicht wollten sie sich an seinem Whisky laben. An der Theke scheint tatsächlich gezecht worden zu sein.«
Ich sah einige Wassergläser auf der Theke stehen, in denen sich Whiskyreste befanden.
»Was habe ich gesagt, Phil? Und da vorn auf dem Holzbord steht auch die Flasche, aus der eingeschenkt worden ist. Die Burschen haben also Durst gehabt.«
»War kein Grund, mir eins über den Schädel zu ziehen«, knurrte mein Freund, »ich hätte sie wahrhaftig nicht dabei gestört.«
»Vielleicht haben sie dich auch für den Barkeeper gehalten, den sie nicht sehen wollten.«
Mein Freund kletterte auf einen Hocker und beugte sich über die Theke.
»Habe ich es nicht gesagt«, murmelte er und wies mit dem Kopf nach unten.
Ich ging um die Ecke herum und sah einen Mann auf dem Boden liegen. Seine Kehle war durchgeschnitten.
***
Phil wollte nach dem Telefon greifen, das auf der Theke stand. Ich hielt ihn zurück.
»Der Mann ist schon einige Stunden tot, wenn sich alles so abgespielt hat, wie du erzählt hast. Jetzt kommt es auf ein paar Minuten auch nicht mehr an, bis die
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