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0433 - Zum Sterben einen Stellvertreter

0433 - Zum Sterben einen Stellvertreter

Titel: 0433 - Zum Sterben einen Stellvertreter Kostenlos Bücher Online Lesen
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Halt, als befürchtete er, jeden Augenblick zu stürzen.
    »Ja«, wiederholte ich, »wann ist Roger Hellman heute bei Ihnen gewesen?«
    »Jetzt verstehe ich gar nichts mehr«, erwiderte der Wirt. Seine Schnurrbartenden zitterten. »Ich denke, Hellman wurde gestern abend in seinem Wagen ermordet?«
    »Sie brauchen sich keine Mühe zu geben, irgendwas zu verschleiern«, sagte ich scharf. »Wann hat Hellman Ihren Laden heute betreten?«
    »Ich schwöre Ihnen, daß er nicht bei mir war.«
    »Hat er Sie angerufen?«
    »Nein.«
    »War Zabar mit ihm befreundet?«
    »Soviel ich weiß — ja.«
    »Sind Sie mit Hellman bekannt?«
    »Flüchtig.«
    »Gut, dann nehmen Sie sich in acht. Zabar wurde heute morgen in seiner Kneipe ermordet — und zwar von drei Freunden, die erst Whisky bei ihm tranken.«
    Michalek schnappte nach Luft. Seine Augen verdrehten sich, ehe er mich wie eine Geistererscheinung ansah. Wieder fummelten seine Hände an der Uhrkette. Er holte mehrere Male Luft, um zu sprechen. Aber die Zunge gehorchte ihm nicht.
    »Das kann nicht sein«, stotterte er nach zehn Sekunden.
    »Doch — wir haben uns mit eigenen Augen überzeugt«, erwiderte ich, »leider kamen wir zu spät. Mein Freund, der Stunden vorher da war, wurde ziemlich unsanft empfangen. Jemand schlug ihm mit einem harten Gegenstand über den Kopf. Als Phil wach wurde, waren Stunden vergangen. Er fand sich im Bierkeller des Hauses wieder.«
    Der Wirt starrte meinen Freund an. »Jetzt liegt der Verdacht natürlich nahe, daß Sie Mr. Decker in die Falle geschickt und die Leute informiert haben«, sagte ich und sah Michalek scharf an.
    Der Mann begann zu zittern und zu stammeln. »Nein. Nein. Ich habe nur gesagt, daß Hellman dort häufig ist.«
    »Trotzdem besteht immer noch die Möglichkeit, daß Sie Zabar über den Besuch informierten.«
    »Nein, Mr. Cotton«, winselte er, »ich schwöre Ihnen…«
    »Nicht hier, sondern vor Gericht werden Sie schwören, Mr. Michalek«, unterbrach ich ihn. »Sie bleiben also bei Ihrer Behauptung, daß Hellman heute nicht bei Ihnen aufgekreuzt ist?«
    »Ich kann Ihnen schwören…«
    »Was werden Sie tun, wenn er heute abend im ›Balkan-Grill‹ zur Tür hereinkommt?« bohrte ich weiter.
    »Selbstverständlich werde ich Sie alamieren«, antwortete der Wirt.
    »Das werden Sie nicht tun«, entgegnete ich, »zumindest nicht, solange Hellman in Reichweite ist. Er darf keinen Verdacht schöpfen, verstehen Sie?«
    »Natürlich, Mr. Cotton«, beeilte er sich zu sagen. Einige Minuten vorher sah Michalek aus wie ein Mann, dem die Schlinge um den Hals gelegt wird. Jetzt spürte er genau, daß die Gefahr für ihn gebannt war.
    »Kennen Sie Leute, die mit Hellman Zusammenarbeiten?« fragte Phil.
    »Nein, ich habe ihn mehrere Male mit irgendwelchen Männern gesehen. Aber beschreiben kann ich sie nicht«, entgegnete der Wirt.
    »Wir danken Ihnen, Mr. Michalek«, sagte ich. »Sie können jetzt wieder gehen. Wir besorgen Ihnen ein Taxi.« Ich nickte Phil zu, der zum Telefon griff und der Zentrale den Auftrag gab, ein Yellow-Cab für Michalek zu besorgen.
    Der Wirt stand sofort auf, machte eine Verbeugung und eilte zur Tür. Offenbar gefiel ihm unsere Gesellschaft nicht sonderlich, und er kannte nur ein Ziel: Möglichst schnell wieder dieses Haus zu verlassen.
    Als er schon die Türklinke in der Hand hatte, sagte ich:
    »Übrigens, Mr. Michalek, Sie haben eine Menge Leute in Ihrer Küche herumspringen. Wieviel Angestellte hatte Zabar eigentlich?«
    Der Wirt hielt die Klinke fest in der Hand, wandte den Kopf zurück und sprach über die Schulter:
    »In der Küche zwei alte Frauen, mit denen er nur ungarisch sprach. Und in der Schankstube ein unwahrscheinlich häßliches Mädchen, das ihm beim Servieren half.«
    »Wie hieß dieses Mädchen?« fragte ich.
    »Amelie.«
    ***
    Phil sprang auf und wollte etwas sagen. Aber ich hielt ihn zurück und bedeutete ihm zu schweigen.
    Michalek verließ fast fluchtartig unser Office.
    »Dann könnte die weibliche Person im zitronengelben Ford tatsächlich Amelie gewesen sein«, folgerte mein Freund.
    »Siehst du nun, wie sich die Sache abrundet? Hellman schreibt in sein Tagebuch, daß er dieses häßliche Girl aushorchen will. Verstehst du nun?«
    »Ja, natürlich. Damit will Hellman den Beweis liefern, daß er mit Amelie in dem überfallenen Wagen gesessen hat.«
    »Genau das. Er will der Öffentlichkeit beweisen, daß es keinen Roger Hellman mehr gibt. In diesen Rahmen paßt sogar der Brief, den er

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