0436 - Sie müssen sterben, Mr. High!
den Anschluß verloren, aber dann gelang es mir doch jedesmal noch, die Verfolgten wieder zu entdecken.
»Schade«, brummte ich unterwegs. »Er fährt in die Downtown. Und ich hatte schon gehofft, er würde zu Jack Fountain in das Hotel in der 92. Straße fahren.«
»Warum gehofft? Was hast du davon, wenn er Fountain aufsucht?«
»Gar nichts. Aber dann hätten wir die Bestätigung dafür, daß zwischen den beiden eine Verbindung besteht. Bisher haben wir dafür nur die Tatsache, daß Fountain von einem uns unbekannten Mann mit Ryers Wagen vom Zuchthaus abgeholt wurde. Dieser Unbekannte könnte sich den Wagen tatsächlich von Ryer geliehen haben.«
»Oder Ryer hat ihn hingeschickt, um Fountain abzuholen.«
»Auch .möglich. Aber in den Akten von Fpuntain wird der Name Ryer nicht ein einziges Mal erwähnt. Wenn die beiden sich schon vor Fountains Verurteilung gekannt haben, so ist das jedenfalls niemals ans Tageslicht gekommen. Ich bin gespannt, wo er hinfährt.«
Ein paar Minuten später wußten wir es: Rex Ryer war auf einen Pier am East River hinausgefahren bis zu einem flachen, langgestreckten Bau, der aussah wie ein Lagerschuppen oder etwas dergleichen.
»Was für ein Pier ist das?« fragte ich meinen Freund.
Phil blätterte in dem Taschenkalender, der von der New Yorker Polizei herausgebracht wird und alle möglichen Angaben über die Stadt enthält.
»Es muß der Pier einer spanischen Linie sein«, sagte ich nach einer Weile. »Pier fünfzehn, steht hier. Garcia & Diaz Linie. Zum Teufel noch mal, was will Ryer denn hier?«
»Vielleicht bringt ihm irgendein spanisches Schiff ein paar Tierchen für seine Zoologische Handlung mit«, erwiderte ich sinnend. »Vielleicht sogar einen großen Fisch. Schade, daß im Augenblick kein Schiff hier festgemacht hat.«
Wir konnten ja nicht wissen, daß ein Schiff namens ,Monte Rosa' im Nebel draußen auf dem Atlantik Havarie erlitten hatte beim Zusammenstoß mit einem schwedischen Tanker, und daß es deshalb mit fast zwei Tagen Verspätung an diesem Pier erscheinen mußte. Und selbst wenn wir das gewußt hätten, hätte es nichts geändert. Denn von Mister Highs mysteriösen Telefongesprächen wußten wir ja nichts…
***
Um halb zehn Uhr abends änderte Mr. High seine Pläne. Er schrieb auf einen Bogen Papier den Inhalt der geheimnisvollen Anrufe auf und skizzierte in groben Zügen die Gedanken und Überlegungen, die sie bei ihm ausgelöst hatten. Darunter setzte er die Bemerkung, daß er es für seine Pflicht als Distriktchef halte, solchen ungeheuren Behauptungen nachzugehen. Da aber theoretisch jeder x-beliebige G-man in Frage komme, hätte er es zunächst für besser gehalten, niemandem ein Wort von diesen Anrufen zu sagen.
Er werde dem anonymen Tip hinsichtlich der »Monte Rosa« nachgehen und den Pier beobachten, sobald das Schiff herangeschleppt werde. Sollte er jedoch bis zur Ablösung des Nachtdienstes am Morgen nichts von sich hören lassen, so solle man den Inhalt dieses Schreibens unverzüglich an das FBI-Hauptquartier in Washington durchgeben.
Mr. High faltete den Bogen zusammen und ließ den Einsatzleiter des Nachtdienstes kommen.
»Ich habe es mir überlegt«, sagte er. »Ich brauche heute nacht keinen Wagen. Sollte ich bis zu Ihrer Ablösung nicht; angerufen haben, öffnen Sie diesen Brief, den ich hier auf meinem Schreibtisch zurücklasse. Das wäre alles. Gute Nacht.«
Ohne auf das verdutzte Gesicht des Einsatzleiters zu achten, verließ Mr. High sein Büro und das Distriktgebäude. Er nahm in der Nähe sein Abendessen ein und ließ sich anschließend von einem Taxi zuerst in seine Wohnung fahren, wo er verschiedene Gegenstände einsteckte, und dann zum fünfzehnten Pier am East River. Es war abends gegen elf Uhr und natürlich längst dunkel, als Mr. High mutterseelenallein auf den Pier hinausschritt.
***
Reichlich eine Stunde vorher standen Phli und ich mit dem Jaguar beinahe genau an derselben Stelle, an der Mr. High eine Stunde später aus dem Taxi ausstieg. Das stellte sich natürlich erst viel später heraus…
Ich hatte den Jaguar hinter einen für die Nacht abgestellten Femlastzug gefahren und war im Wagen sitzengeblieben. Phil stieg aus und postierte sich neben den mächtigen Reifen an der Hinterachse, um den Pier zu beobachten. Um mir die Wartezeit ein wenig zu verkürzen, rief ich über Sprechfunk die Mordkommission an. Lieutenant Easton meldete sich.
»Hallo, Cotton«, sagte er müde. »Was haben Sie Neues?«
Ich berichtete
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