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0437 - Schirmherr der Zeit

Titel: 0437 - Schirmherr der Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Sektor, ich aber drei, also stand ich im Rang über ihm. Seine Gefühle interessierten mich im Augenblick nicht. Jedoch nahm ich mich in acht auf meinem Patrouillengang.
    Er war imstande, mir aus dem Hinterhalt einen Speer in den Rücken zu jagen und anschließend zu behaupten, er habe mich für einen angreifenden Primaten gehalten. Doch nichts dergleichen geschah. Die beiden Tageseinheiten meiner Wache verstrichen ereignislos. Nur in der Ferne heulten ab und zu die Zyklopen, brüllten Saurier und Säbelzahntiger. In den Höhlen des Helopantea glommen dunkelrot die Feuer der Primaten. Diese fellbedeckten Halbintelligenzen wussten auch schon, dass man mit dem Feuerschein Raubtiere abschrecken konnte. Eigentlich deutete das auf eine größere Intelligenz hin, als man nach ihrem Äußeren vermuten konnte.
    Was mochte in tausend Jahren aus ihnen werden - oder in hunderttausend Jahren ... ?
     
    3.
     
    Noch dreißig Minuten bis zum Start.
    Alaska Saedelaere, Oberst Joak Cascal und ich kletterten aus der engen Kanzel des diskusförmigen Abfangjägers, mit dem Cascal bei seinem ersten Trainingsflug im wahrsten Sinne des Wortes baden gegangen war. Diese Maschine stammte noch aus dem 20. Jahrhundert und war als technisches Meisterwerk betrachtet worden. Man hatte sie damals allerdings schon nicht mehr zur Aufrüstung einer einzelnen Nation gebaut, obwohl die Konstruktionspläne noch aus der Zeit internationaler Konflikte stammten.
    Heute wirkte der Diskus mit seinen gegenläufigen Drehkranzrotoren wie ein Spielzeug für Lebensmüde oder Narren.
    Er hatte jedoch während der Generalerprobung des Dakkar-Tastresonators bewiesen, dass er in den Händen erfahrener Kosmonauten ein brauchbarer und sicherer Flugapparat war.
    Deshalb hatten wir ihn mitgenommen. Ihm konnte kein Störfeld etwas anhaben. Unser supermoderner Leichter Aufklärer mit seinen fünfundzwanzig Metern Horizontaldurchmesser, seinen Impulsgeschützen und seinem Lineartriebwerk war dagegen sehr anfällig für alles, was die Funktionstüchtigkeit von Quintadimsystemen beeinflusste.
    Wir wandten den Kopf, als das Schott der Schleuse sich öffnete. Dr. Kenosa Bashra trat ein, wie immer ein pfiffiges Lächeln in seinem gnomenhaften Gesicht. Bashra war ein ausgesprochener Zwerg von Gestalt, weshalb er von seinen Kollegen mit dem Spitznamen Big-B bedacht wurde. Was seine geistigen Fähigkeiten anging, war er jedoch ein Riese. Der Kosmo-Anthropologe hatte sich auf lemurische Geschichtsforschung spezialisiert und brannte förmlich darauf, weit in der Vergangenheit neue Fakten zu sammeln.
    „Ha, endlich finde ich Sie, Major Cascal!" rief er mit seiner stets heiseren Stimme, für die man allgemein seinen hohen Verbrauch an Alkoholika verantwortlich machte. „Überall habe ich schon nach Ihnen gesucht und ..."
    „Oberst Cascal ... !" erwiderte Joak scharf. „Ich bitte darum, meinen richtigen Dienstgrad zu nennen, wenn man schon förmlich ist, Dr. Bashra."
    „Ich bin nie förmlich", erklärte der Wissenschaftler."Wissen Sie, als ich noch studierte, da hat mir mein Philosophie-Professor immer gesagt, mein lieber Bashra, hat er gesagt, Rang und Namen sind wie Schall und Rauch. Es kommt im Leben darauf an ..."
    Joak Cascal stöhnte.
    „Schon gut, schon gut! Was wollen Sie von mir?"
    Kenosa Bashra blinzelte, rieb sich den Nasenrücken mit dem Zeigefinger und sagte: „Was ich von Ihnen wollte! Keine Ahnung. Wie kommen Sie überhaupt darauf, ich würde etwas von Ihnen wollen?"
    „Sie haben mich gesucht", erinnerte Cascal ihn.
    „Und ich habe Sie gefunden, Major." Bashra lächelte zufrieden."Wie heißt es doch so treffend? Suchet, so werdet ihr finden. Ich kenne den Namen des Philosophen nicht, der das gesagt hat, aber es muss ein sehr weiser Mann gewesen sein. Der Sinn liegt nämlich nicht im Finden, Major, sondern im Suchen! Wir alle sind gewissermaßen unser ganzes Leben lang Sucher. Hätten wir alles gefunden, wäre unser Leben ziellos und trist."
    Joak Cascal ergab sich in sein Schicksal. Dem Redefluss eines Kenosa Bashra hatte er nichts entgegenzusetzen.
    „Sir", flüsterte er mir zu, „können wir jetzt gehen?"
    Ich nickte. Aber kaum setzte sich der Oberst in Bewegung, da kreischte Bashra empört: „Halt, Major Cascal! Wie können Sie einfach weglaufen, nachdem ich Sie überall gesucht habe?"
    „Oberst Cascal ... !" sagte der Offizier."Oberst - nicht Major!
    Begriffen?"
    Dr. Bashras Gesicht erhellte sich.
    „Ach, Sie sind wirklich befördert worden! Gratuliere,

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